Filippo Capezzone kann sich freuen: Mit 7,5 Prozent hat er für die Linke bei der Landtagswahl das zweitbeste Ergebnis im Land eingefahren.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Man soll die Wahlergebnisse feiern, wie sie fallen. Insofern gab es am Sonntagabend auch für die Partei Die Linke in Stuttgart etwas zu feiern – coronabedingt ausgedünnt im Club Lab im Stuttgarter Osten. Zwar hat die Partei das ganz große Ziel, den Einzug in den Landtag, nicht gepackt – was einer kleinen Sensation gleichgekommen wäre, an die so recht niemand glauben mochte. „Aber immerhin haben wir bei rückläufiger Wahlbeteiligung 17 000 Stimmen mehr als bei der Wahl 2016 bekommen“, sagt Filippo Capezzone.

 

Nur in Freiburg war die Linkspartei besser

Der Agrarwissenschaftler Capezzone, 32, der im Wahlkreis Stuttgart I angetreten ist, hätte einen guten Grund gehabt, am Sonntagabend die Korken im Lab noch etwas lauter knallen zu lassen. Mit 7,5 Prozent (5125 Stimmen) liegt er nicht nur weit über dem Ergebnis seiner eigenen Partei (3,6 Prozent). Er hat damit auch das zweitbeste Ergebnis für die Linke in Baden-Württemberg eingefahren. Nur im Wahlkreis Freiburg II schnitt Imke Pirch für die Linke mit 11,2 Prozent besser ab.

Nachfolge von Hannes Rockenbauch angetreten

„Man soll als Einzelperson keinesfalls abheben“, sagt Capezzone am Tag nach der Wahl. Wahlen würden immer in der Gemeinschaft gewonnen. Auch seien die Linken schon immer stark gewesen im Wahlkreis Stuttgart I, zu dem die Innenstadtbezirke Mitte, der Norden, Westen und Süden und ein kleiner Teil des Osterns zählen. Aber freuen würde ihn das Ergebnis schon. Zumal er die Nachfolge eines Mannes antrat, der in der Stadt weit bekannter ist als der gebürtige Bayer Capezzone: Hannes Rockenbauch, der zuletzt als OB-Bewerber Aufsehen erregte, hatte 2016 für die Linke im Wahlkreis Stuttgart I 7,3 Prozent geholt. 2011, als die Partei erstmals antrat, waren es nur 3,4 Prozent gewesen.

Im Profisport wäre das ein Hoffnungsträger

Filippo Capezonne ist – so scheint es – kein Mann, der sich auf Erfolgen ausruht. In Gedanken ist er einen Tag nach der Wahl bereits bei den nächsten Themen, für die er sich in der Stadt starkmachen will. Jetzt gehe es darum, die nächste Mieterhöhung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG zu verhindern. Und darauf zu achten, dass das Areal in Heslach, auf dem derzeit noch das Statistische Landesamt beheimatet ist, das nach Fellbach (Rems-Murr-Kreis) umziehen soll, auch dem sozialen Wohnungsbau zugutekomme. Doch wie man es dreht und wendet: Nach der Wahl vom Sonntag ist der stellvertretende Bezirksbeirat aus dem Stuttgarter Osten für die Linken das, was man im Profisport einen Hoffnungsträger nennen würde.

Anmerkung der Redaktion: Nach aktuellen Auszählungen belegt der Stuttgarter Filippo Capezzone Platz drei im Land. Spitzenkandidatin Sahra Mirow kam in Heidelberg auf 8,4 Prozent (5582 Stimmen), also Platz zwei. Der Autor hatte sich für seinen Text an einer frühen Zeitungsausgabe orientiert, in der Heidelberg noch nicht berücksichtigt war. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.