Die Wahlhelfer in Fellbach erleben einen ruhigen Tag, weil mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten in der Stadt bereits per Briefwahl abgestimmt hat. Auch der kommunale Ordnungsdienst muss nicht einschreiten.

Fellbach - Hanna Gesswein steht als Lotsin am Eingang der Stadtwerke Fellbach. Direkt hinter ihr ein Spender mit Hygieneflüssigkeit. Die junge Frau, derzeit im Bundesfreiwilligendienst im Fellbacher Jugendhaus tätig, lenkt die spärlich fließenden Wählerströme gleich an der Tür freundlich – vorbei am Desinfektionsmittel – in die richtige Richtung. Wegen der Coronapandemie sind unter dem Dach des Energieversorgers zur Landtagswahl zwei Wahllokale eingerichtet. Im Foyer und im Henri-Dunant-Saal warten die Wahlhelfer neben den Urnen.

 

Alle Wähler tragen Schutzmasken

Nicht nur wegen der Aufteilung der Wahlberechtigten auf zwei Lokale sei es ein entspannter Wahlsonntag, sagt Martina Görz, die Wahlvorständin fürs Foyer. „Es ist eher ruhig, weil viele wegen Corona in diesem Jahr Briefwahl gemacht haben. Manchmal kommt ein kleiner Schwung, aber alle haben Masken auf und halten sich an die Abstandsregeln.“ Für Heidi Zuckrigl ist die Pandemie indes kein Grund, die gewohnte Ordnung eines Wahlsonntags zu ändern. „Wenn ich nicht da bin, mache ich Briefwahl, aber ansonsten gehe ich wählen. Mein Mann und ich verbinden das immer auch mit einem Spaziergang.“

Der Kommunale Ordnungsdienst, kurz KOD, ist ebenfalls schon dagewesen. Die Ordnungskräfte machen in diesem Jahr einen Rundgang durch die Wahllokale. Ihre Präsenz soll den Wahlvorständen Sicherheit geben, für alle Fälle habe auch jeder die Telefonnummer des KOD griffbereit, erläutert der städtische Wahl-Fachmann Gunter Schmiedecke. „Wir wollten nicht wie Waiblingen in jedes Wahllokal Securityleute stellen.“ Einen Einsatz hatte der Kommunale Ordnungsdienst am Sonntag nicht. „Wir hatten auch nicht wirklich Befürchtungen, haben aber im Vorfeld über mögliche Vorkommnisse diskutiert, etwa, wenn sich jemand weigert, eine Maske aufzusetzen“, sagt Schmiedecke.

Vielen Älteren ist der Gang zur Wahlurne wichtig

Martina Görz hat für alle Fälle einen kleinen Vorrat an medizinischem Mund-Nasen-Schutz griffbereit. „Aber bis jetzt hatte jeder eine Maske auf, und viele bringen, wie gewünscht, sogar ihren eigenen Kugelschreiber mit.“ Die Leiterin der Personalabteilung im Rathaus ist schon viele Jahre als Wahlvorständin aktiv und genießt die stressfreie Stimmabgabe. „Wir können jeden Wähler individuell betreuen“, sagt Martina Görz. Sie weiß, dass gerade vielen Älteren der Gang zur Wahlurne wichtig ist. „Einige haben gesagt, dass das richtige Wahl-Gefühl für sie erst kommt, wenn sie ihre Stimmkarte eigenhändig in die Urne werfen.“

Obwohl es kein Gedränge gibt, herrscht in den Räumen der Stadtwerke Einbahnstraßenverkehr. Die Wähler kommen zum Haupteingang herein und verlassen das Lokal durch die Hintertür. Die zwei Wahlkabinen im Foyer und die drei im Henri-Dunant-Saal sind mit großem Abstand voneinander aufgestellt, und zwischendurch reinigt die Hygienebeauftragte Renate Niesner Wahlkabinen und Stifte. „Es ist doch völlig entspannt hier, und alle tragen Masken“, sagt Ida Daser, nachdem sie ihren Wahlzettel ausgefüllt und abgegeben hat. Martina Görz weist der Fellbacherin und ihrem Gatten freundlich den Weg zum hinteren Ausgang über den Parkplatz der Stadtwerke. „Die Gefahr, sich anzustecken, ist hier bestimmt noch geringer als beim Einkaufen“, sagt die Wahlvorständin.

Entspannt haben Piet Göttlicher und sein Vater ihre Kreuze gesetzt. „Es wäre auch okay gewesen, wenn wir in der Schlange hätten warten müssen. Ist dann eben wie beim Bäcker“, sagt der Sohn. Er habe sich jedenfalls sicher gefühlt, ergänzt Matthias Göttlicher. „Ich hoffe jetzt nur, dass die Anti-Corona-Parteien wenig Stimmen bekommen.“

Den Wahlausgang können Martina Görz und ihr Team nicht beeinflussen, aber sie machen positive Stimmung bei der Stimmabgabe in außergewöhnlichen Zeiten. Und trotz des ruhigen Wahltages erwartet Gunter Schmiedecke eine hohe Wahlbeteiligung. „Rund ein Drittel hatte Briefwahl beantragt. Da nie alle zur Wahl gehen, hat also fast die Hälfte aller Fellbacher schon vor dem Sonntag gewählt.“