Die Bauern in Schmiden klagen über mangelnden Ertrag beim Getreide – und schuld ist der Regen. Auch die vergleichsweise lange Erntezeit dieses Jahr verärgert die Landwirte sehr.

Schmiden - Rund um Fellbach stehen – mit Ausnahme der Maiskulturen – nur noch Stoppelfelder. Das Getreide ist eingebracht, doch Ertrag und Qualität sorgen in diesem Jahr für lange Gesichter bei den Bauern. Befragt nach der Ernte fallen den Landwirten in Schmiden die verschiedensten Adjektive ein. Inhaltlich drücken ihre Worte aber alle ihre Unzufriedenheit aus. Wolfgang Bürkle vom Schnitzbiegelhof nennt die Ernte „nicht berauschend“, Harald Kauffmann aus der Butterstraße bezeichnet sie als „bescheiden“ und Klaus Lausterer als „unterdurchschnittlich“.

 

Unterdurchschnittliche Erträge sorgen für Enttäuschung

Das Anbaujahr 2016 war ein ungewöhnliches mit einer Vegetationsperiode, die von anhaltenden und hohen Regenmengen, regionalen Unwettern und wenig Sonnenstunden geprägt war, heißt es seitens des Landesbauernverbands Baden-Württemberg. „Bei optisch vielversprechenden Getreide- und Rapsbeständen haben die Landwirte mit Spannung die Ernte erwartet, doch erste Ergebnisse mit unterdurchschnittlichen Erträgen haben enttäuscht.“ Diese Einschätzung kann Wolfgang Bürkle nur bestätigen. „Die Bestände sahen schön aus, das Getreide ist gut gestanden, ich habe mit einem guten Erntejahr, sogar einer Top-Ernte gerechnet. Aber die Menge ist gering.“ Beim Raps, der „wie eine Mauer gestanden ist“ und eine wunderschöne Blüte hatte, sei zumindest der Ertrag ordentlich, erklärt der Landwirt. Anders sieht es beim Getreide aus, wobei der Bauer vom Traditionshof Schnitzbiegel ohne eine genaue Analyse zur Qualität nichts zu sagen vermag. Aber schon vom Augenschein her, sei da eher Durchschnittliches zu erwarten, sagt Wolfgang Bürkle.

Das nasse Frühjahr als Hauptursache

Auf der Ursachensuche ist Wolfgang Bürkle beim nassen Frühjahr gelandet. Während der Getreideblüte hat es regelmäßig geregnet, dem Boden hat der Sauerstoff gefehlt und die Körner sind nur spärlich ausgebildet worden. „Wir nennen das Schmachkorn und Sortiergetreide, weil die kleinen Körner gar keinen richtigen Mehlkörper haben, und die fliegen auch raus.“ Zudem hätten Pilzbefall und Gelbrost das Getreide geschwächt, sagt Wolfgang Bürkle, der zu einem Drittel ungespritzten Ackerbau und zu zwei Drittel konventionelle Landwirtschaft betreibt. Die Ernte habe sich dabei in den beiden Bereichen nicht unterschieden. Viel „Lagergetreide“ habe er geerntet, sagt Klaus Lausterer und meint damit nicht die Haltbarkeit . „Wenn es zu viel regnet, liegt das Getreide und der Mähdrescher kriegt es gar nicht richtig zu fassen.“

Auch die Qualität des Korns nur Durchschnitt

Die Qualität sei durchschnittlich, die Quantität indes eher unterdurchschnittlich. „Eigentlich stört uns Regen im Frühjahr nicht, aber in diesem Jahr war es einfach zu nass, die Wurzeln haben weit oben Wasser bekommen und mussten sich nicht stark ausbilden. Sie können weniger Nährstoffe aufnehmen und fallen auch schneller um.“ Noch etwas ärgert den Bauern aus der Neustädter Straße. Ansonsten sei er binnen 14 Tagen mit der Getreideernte fertig, sagt Klaus Lausterer. „In diesem Jahr machen wir vier Wochen herum, auch wegen des Regens.“ Auch für Harald Kauffmann steht fest, dass der mangelnde Sauerstoffaustausch im zu nassen Boden schuld an der schlechten Ernte ist. „Und bei viel Regen ist auch der Krankheitsdruck größer ist als sonst.“ Für ihn ist das Erntejahr 2016 eine Enttäuschung, und das obwohl die Qualität des Korns „in Ordnung“ sei. „Das war die schlechteste Ernte, seit ich den Betrieb übernommen habe, und das war 1992 also vor fast 25 Jahren.“ Zum Glück für den Verbraucher werden trotz der schlechten Getreideernte in Deutschland die Brotpreise wohl kaum steigen, sagen Schmidens Landwirte. „Deutschland und Frankreich klagen, aber weltweit hat es eine starke Ernte gegeben, vor allem im Osten“, sagt Wolfgang Bürkle. Harald Kauffmann hat gehört, dass in Russland die Ernte doppelt so hoch ausfällt wie in Durchschnittsjahren. „Und in der Ukraine haben sie 40 Prozent mehr geerntet.“