Bauer Konrad Ritz schaut auf ein bislang durchwachsenes Jahr. Der Obmann der Weilimdorfer Landwirte hofft wie viele seiner Kollegen, dass nach dem trockenen Frühjahr beständige sommerliche Witterungsverhältnisse eine durchschnittliche Ernte ermöglichen

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Weilimdorf - Die Felderrundfahrt fällt heuer aus – wegen Corona. Statt wie üblich im Juli mit geladenen Gästen und interessierten Bürgern querfeldein über die Äcker und Wiesen in Weilimdorf zu tuckern, hat Ortsobmann Konrad Ritz auf seinen Hof am Grünen Heiner eingeladen, um über den Stand der Feldfrüchte und die Sorgen der Bauern zu sprechen.

 

Erstes Thema: die Trockenheit. Seit Jahren wird es immer wärmer und immer trockener. Das merkt man auch auf dem Feld. „Vor ein paar Tagen habe ich Frühkartoffeln gerodet für den Hofladen und habe mich erschrocken, wie trocken der Boden war, obwohl es zwei Tage vorher einen Gewitterregen mit zehn Liter pro Quadratmeter gegeben hat.“

Nach einer Dürre hatten flächendeckende Niederschläge im vergangenen Herbst die Wasservorräte im Boden zwar zunächst wieder aufgefüllt. Nach einem milden Winter waren der März und April jedoch deutlich zu trocken. „Stellenweise war es sogar zu trocken fürs Keimen der Pflanzen“, sagt Ritz. Beim Heu für die Futtergewinnung rechnet er mit 50 Prozent Einbußen, ebenso bei den Frühkartoffeln. Mitschuld waren hier die Fröste der „Eisheiligen“ Mitte Mai. Bei den Kartoffeln sind die Blätter erfroren, das führt zu einem geringeren Ansatz bei den Knollen.“ Einem Kollegen seien die Jungpflanzen sogar unter der Schutzfolie eingegangen.

Bloß keine Hitzewelle und kein Hagel

Die Eiseskälte hat auch bei der Gerste Spuren hinterlassen. „Durch den Frost waren die Ähren nicht vollends ausgebildet“, erklärt Ritz. Mancher Landwirt habe daraufhin die Gerste geerntet und sie als Futter ins Silo gebracht, weil es in diesem Jahr eh weniger Heu gab. Statt der Gerste wurde dann Mais als zweite Kultur gepflanzt. Immerhin: der Mais habe die kalte Witterung gut überstanden. Auch mit der Trockenheit kämen die Pflanzen besser klar: „Da werden zum Beispiel neue Sorten eingekreuzt aus dem Hochland in Südamerika.“

Beim Weizen muss man noch sehen, was er bringt. „Momentan sind die Bestände noch etwas dünn, aber das muss kein Nachteil sein“, sagt Ritz. Er rechne mit einer durchschnittlichen Ernte, bleibt aber skeptisch. „Aber wir haben’s ja noch nicht eingefahren. Es könnten noch extreme Hitzewellen kommen oder Hagel.“

Ein Unheil, mit dem nicht nur die örtlichen Landwirte zu kämpfen haben, ist coronabedingt: „Abgesagte Feste, geschlossene Kneipen sorgen zu Umsatzeinbußen und Katerstimmung bei den Bierbrauern und dazu, dass die Mälzer weniger Braugerste von den Landwirten abnehmen.“ Das führt wiederum zum Preisverfall. Positive Auswirkungen habe die Corona-Pandemie, wenn überhaupt, dann nur auf den Absatz in den Hofläden gehabt. „Bei uns im Hofladen ist der Umsatz gestiegen“, sagt Ritz. „Ich nehme an, weil die Leute hier in Ruhe einkaufen konnten und nicht mit vielen Leuten in Kontakt kommen mussten – wenn ein Kunde im Laden ist, ist der voll. Die anderen mussten draußen warten.“

Zikade schädigt Zuckerrüben

Sorgenfalten zeichnen sich auf der Stirn von Ritz ab, wenn er über die Zuckerrüben spricht. Da war im vergangenen Jahr buchstäblich der Wurm drin: die kleine, fiese Schilf-Glasflügelzikade ist Überträgerin einer Krankheit, die mit SBR abgekürzt wird und die dazu führt, dass die Rüben weniger Zucker liefern. Schuld ist ein Bakterium, das von den Zikaden-Nymphen übertragen wird. Erste Symptome werden im August sichtbar. „Die Fabriken rechnen bei der Abnahme der Rüben den möglichen Zuckergehalt aus und entsprechend bekommt man weniger Geld für seine Rüben, wenn der Zuckergehalt geringer ist.“ An Maßnahmen zur Bekämpfung von SBR werde gearbeitet, zurzeit seien jedoch keine Mittel bekannt.

Von derlei trüben Aussichten und negativen Nachrichten wie Corona will sich Konrad Ritz die Laune nicht verderben lassen. Und wenn er in seinem Gerstenfeld steht, über goldene Ähren streicht und in die Sonne schaut, dann hat er fast schon wieder ein Lächeln im Gesicht.