Die Lange Ost Nacht war begleitet von Protesten gegen einen türkischen Kulturverein – gefeiert wurde dennoch.

S-Ost - Schon kurz nach Eröffnung der Langen Ost Nacht strömten Hunderte Menschen vom Ostendplatz in Richtug Gablenberger Hauptstraße. Im Kulturwerk haben die Veranstalter noch kurz entschlossen die Regen-Version aufgebaut und Pavillons vor der kleinen Bühne aufgestellt – sicher ist sicher. Auch wenn es am Ende gar nicht nötig gewesen wäre. Für das Kulturwerk ist die Lange Ost Nacht die größte Veranstaltung im Jahr, im Küblerareal ist den ganzen Abend über etwas geboten. „Wir können gar nicht alle Künstler unterbringen, die wir gerne zeigen würden“, sagte der Projektverantwortliche Armin Markmeyer. Neben Musikern wie David Rockels zeigten auch Tanzgruppen am Samstagabend ihr Können. Dazu gab es Verpflegung aus der Kulturwerk-Küche. „Der Osten ist ein lebendiger Bezirk, mit Menschen aus sämtlichen Nationen, die heute Abend friedlich miteinander feiern“, so Markmeyer weiter.

 

Protest gegen Türkisch Nationalen Kulturverein

Wer sich von dort aus Richtung Festmeile begab, kam aber nicht umhin die umstrittenen Seiten der Langen Ost Nacht kennenzulernen. Seit vergangenem Jahr regt sich Widerstand gegen den ins rechte Spektrum einzustufenden Türkisch Nationalen Kulturverein, der traditionell am Straßenfest teilnimmt. Nach Protesten 2017, haben sich Organisationen aus dem Stadtbezirk zusammengeschlossen, um gegen die Teilnahme des türkischen Vereins zu protestieren. Am Eingang zur Gablenberger Hauptstraße hatte die Gruppierung „Zusammen kämpfen“ ihren Stand aufgebaut, Infomaterial verteilt und Banner aufgestellt. Eine Sprecherin sagte im Vorfeld: „Die Lange Ost Nacht ist ein Fest für alle Menschen im Stuttgarter Osten. Wir treten mit unserer Aktion für einen weltoffenen und solidarischen Stadtbezirk ein. Wir wollen nicht, dass Rassisten auf unserem Straßenfest eine Bühne erhalten und eine Möglichkeit bekommen, ihre Vereinskasse zu füllen.“

Friedliches Fest bis Mitternacht

Zur Deeskalation des Konflikts hat der Verein, wie schon im vergangenen Jahr, den Stand nicht nur mit der türkischen sondern auch mit der deutschen Nationalflagge dekoriert, die türkischen Spezialitäten waren ebenfalls nicht weniger beliebt wie gewohnt. Auch die meisten der übrigen Standbetreiber wollten sich am Abend der Langen Ost Nacht nicht zur Thematik äußern. Die Möglichkeit, einen Aufkleber mit der Aufschrift „Für ein solidarisches und antifaschistisches Stuttgart-Ost“ am Stand anzubringen, nahmen nur die Wenigsten wahr. „Um dieses Thema müssen sich die Veranstalter kümmern. Wir wollen hier einen schönen Abend verbringen und hoffen, dass es friedlich bleibt“, sagte einer.

Das ist es geblieben. Bis Mitternacht konnte auf den Straßen gemeinsam gefeiert werden. Und dabei war nicht nur für die Großen etwas geboten, sondern ebenso viel für die kleinen Besucher aus dem Osten und darüber hinaus. An der Torwand des Sportbunds Gaisburg versuchten Mutige, den Torwart der Handballerabteilung zu besiegen, die Mobile Jugendarbeit hatte einen riesigen Tischkicker aufgestellt. Auf dem Hof der Grund- und Werkrealschule führte Open Mike, ein Urgestein der Stuttgarter Hip-Hop-und Graffitiszene durch einen Abend mit Tanzeinlagen etwa von der Tanzschule Contemp Dance Center. „Die Lange Ost Nacht ist eine sehr lokale Geschichte, man trifft viele Bekannte, ein typisches Stadtteilfest“, sagte Walter Geisse vom Weltladen.