Immer wieder klagen Anwohner einzelner Straßenzüge, dass sie abgehängt seien vom schnellen Internet. Gerade in Corona-Zeiten habe das zu noch mehr Problemen geführt, berichten Menschen aus Oberaichen (Landkreis Esslingen) und Stuttgart-Sonnenberg.

Sonnenberg/Oberaichen - Fast seien ihm die Tränen gekommen, als er in einem Urlaub in Schweden einen Glasfaseranschluss hatte, erzählt Martin Burkhardt. Zuhause in Oberaichen kämpft der IT-Fachmann mit zehn bis zwölf Megabit pro Sekunde. „Als wir alle im Homeoffice waren, durften meine Kinder kein Netflix schauen, während ich eine Videokonferenz hatte“, sagt Burkhardt.

 

Zwar könne er mit der schwachen Internetverbindung irgendwie zurechtkommen, aber es ärgert ihn, dass es „nirgendwo sonst so schlechte Datenraten gibt“. Sogar entlang seiner Straße gebe es bessere Verbindungen – nur eben nicht bei ihm. „Die Teckstraße ist sozusagen zweigeteilt: 30 Meter nördlich von mir verläuft die Grenze, und wer im nördlichen Teil wohnt, hat schon deutlich besseres Internet“, sagt Burkhardt.

Tatsächlich zeigt eine Karte der Telekom, dass ein Bereich der Teckstraße mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde und ein anderer mit nur maximal 16 Megabit versorgt ist. Laut den Stadtwerken Leinfelden-Echterdingen liegt das an den unterschiedlichen Verteilerkästen. Wo Martin Burkhardt wohnt, kommen maximal 16 Megabit durch die Kupferleitungen, Vectoring gibt es dort nicht. Das könnte sich aber bald ändern. „Die Telekom arbeitet gerade an einem Ausbau von Vectoring“, sagt Peter Friedrich, Geschäftsführer der Stadtwerke. Das heißt, dass bestehende Kupferleitungen aufgebessert und Verteilerkästen mit Glasfaser versorgt werden.

Weiterhin nicht komplett mit schnellerem Internet abgedeckt

Oberaichen bekomme davon zwar vermutlich auch etwas ab, werde aber nach wie vor nicht komplett mit schnellerem Internet abgedeckt sein. „Das ist keine böse Absicht von jemandem“, sagt Friedrich. Vielmehr könne die Methode des Vectoring einfach keine flächendeckende Lösung darstellen. „Wer Glück hat und dicht am Verteilerkasten wohnt, hat danach eine deutlich schnellere Verbindung“, sagt er. Je länger die Leitung aber ist und je mehr Leute den Anschluss gleichzeitig nutzen, desto schlechter wird die Verbindung.

Die zuverlässigste Lösung wären Glasfaseranschlüsse, die in jedes Haus einzeln gelegt werden müssten und deshalb ziemlich teuer seien. „Das Problem ist, dass jeder einen Glasfaseranschluss will, aber niemand bereit ist, dafür zu zahlen“, sagt Friedrich. Die Stadtwerke würden zwar gerne Geld in besseres Internet in der Stadt investieren, „wir dürfen aber nicht“, sagt der Geschäftsführer. Rechtliche Hürden und komplizierte Ausschreibungsverfahren würden im Wege stehen.

„Es ist einfach ein Elend“

Besserung in Sachen Internet wünschen sich auch einige Anwohner in Sonnenberg. „Es ist einfach ein Elend“, sagt Bernhard Späth, der an der Edenhallstraße wohnt. Monatelang habe er gemessen, wie viel Bandbreite bei ihm ankommt – der Maximalwert lag bei sechs Megabit pro Sekunde. „Es ist hier nicht möglich, einen Film runterzuladen, und durch das Homeoffice hat sich das Problem natürlich verschärft“, sagt er. Immer wieder habe er bei verschiedenen Verantwortlichen nachgefragt und Druck gemacht, dass sich endlich etwas verbessert. Späth wohnt mittlerweile seit 19 Jahren in Sonnenberg und kämpft seitdem mit dem Internet. Nun wird ihm Besserung in Aussicht gestellt: „Der Stadtverwaltung sind die schwachen Bandbreiten in der Kies- und Edenhallstraße bekannt“, heißt es schriftlich von der Stadt auf Anfrage unserer Zeitung, „gemeinsam mit der Deutschen Telekom haben wir erwirkt, dass hier ein Ausbau mit höheren Bandbreiten (Vectoring) stattfinden wird“. Und das bis Ende des Jahres.

Bernhard Späth habe mittlerweile die gleiche Auskunft auf seine ständigen Nachfragen bekommen. Demnach sollen in seinem Wohngebiet bald 20 bis 50 Megabit pro Sekunde möglich sein. „Das ist eine Lösung, mit der viele hier leben könnten“, sagt Späth.