Das Projekt Elephant Village in Laos bindet Touristen in den Artenschutz der asiatischen Elefanten ein.

"Se ung!" Nach dem lauten Kommando ihres Mahouts winkelt die Elefantendame artig das Knie ihres rechten Vorderbeins an. Greg, der Rucksacktourist aus Australien, bekommt über diesen "Steigbügel" das Ohr des Dickhäuters zu fassen und kann sich so auf dessen Nacken schwingen. Wenn's nicht gleich klappt, schiebt der einheimische Elefantenführer den Mahout-Lehrling vollends in Position. Noch etwas wacklig in luftigen drei Meter Höhe dreht der junge Australier auf dem Gelände des Elephant Village erste kleine Runden, dirigiert den grauen Riesen mit den zuvor in der Landessprache erlernten Kommandos: rechts, links, geradeaus, stopp. Rund 30Befehle können sich Elefanten mit ihrem sprichwörtlich guten Gedächtnis merken.

 

Das Aufsteigen geht auch bequemer: Von einer Plattform aus – auf Augenhöhe mit dem Tier. Und komfortabler sitzt es sich auf einer Bank auf dem Rücken des Elefanten. Vorteil: Man kann sich an den Lehnen festhalten. Ich entscheide mich für die Position im Nacken und verzichte auf die Sitzhilfe. Die Knie fest hinter die großen Ohren gepresst, bieten die borstigen schwarzen Haare auf dem Schädel zusätzlichen Halt. Los geht's. Mae Kham, 47Jahre alt, wackelt zufrieden mit den Ohren im Takt.

Traumwandlerisch sicher bewältigt sie den schmalen Pfad, der steil hinab ans Ufer des Nam Khan führt. "Locker bleiben, es kann nichts passieren", beruhigt mich ihr Mahout Mister Yord. "Nur beim Fressen versteht sie keinen Spaß", erzählt er vermutlich zum tausendsten Mal die Geschichte, als einmal jemand seine Elefantendame ärgerte. Immer dann, wenn Mae Kham nach der Banane greifen wollte, zog der Tourist die ausgestreckte Hand zurück – so lange, bis die "Langnase" eine mit dem Rüssel gewischt bekam. Jedes der Tiere hat seine Marotten, die man besonders beim beliebten, gemeinsamen Baden und Schrubben im Fluss beobachten kann. Der eine Dickhäuter benutzt den Rüssel als Schnorchel, ein anderer taucht sogar ganz unter. Die Schadenfreude ist dem Reiter gewiss, wenn er dabei kopfüber ins Wasser fällt.

In Elephant Village leben Tiere, die zuvor meist ein erbärmliches Dasein als Arbeitssklaven in der Holzindustrie fristeten – schlecht gehalten, geschlagen, meist angekettet und oft aufgeputscht mit Drogen, um die Arbeitsleistung zu steigern. Einige haben Verletzungen, ein Tier ist auf einem Auge blind. Eine liebevoll gestaltete, detailgenaue Dokumentation beschreibt das bisherige Leben und die Eigenheiten jedes einzelnen Elefanten. In Xieng Lom, dem Elephant Village, 15 Kilometer außerhalb der laotischen Weltkulturerbe-Stadt Luang Prabang, haben sie es besser. Es gibt ein Elefanten-Hospital, ein fest angestellter Tierarzt kümmert sich um die Kolosse und steht auch sonst mit Rat und Tat den Mahouts und der einheimischen Bevölkerung zur Seite. Für reichlich Futter ist gesorgt, was nicht ganz einfach ist. Immerhin verschlingt ein Elefant 150 bis 200 Kilogramm Grünzeug am Tag. Die 200 Liter Wasser zum Nachspülen gibt's umsonst im Fluss. Nach dem leichten Halbtagsjob mit den Touristen bringen die Mahouts am frühen Nachmittag ihre zehn Elefantendamen ins einige Kilometer entfernte Dschungel-Camp. Dort leben auch zwei Elefantenbullen. Die Tiere können auf dem riesigen, von der Regierung langfristig gepachteten Areal frei herumstreifen und verbringen hier die Nacht.

In Laos gibt es noch rund 1600 asiatische Elefanten, etwa 1000 von ihnen leben in Freiheit. Durch die zunehmende Besiedelung werden die notwendigen großen Lebensräume zerschnitten, die Art ist stark gefährdet. Ziel des Projekts Elephant Village ist es, neben der Rettung geschundener Arbeitselefanten auch einen Beitrag zur Arterhaltung zu leisten. In Gefangenschaft bekommen Elefanten nur selten Nachwuchs. Im abgelegenen Dschungel-Camp hingegen können sich die Elefantendamen mit den Bullen paaren, Junge bekommen und neue Herden bilden. Durch den Öko-Tourismus im Dorf der grauen Riesen wurden bereits mehr als 30 Arbeitsplätze geschaffen. Junge Menschen erlernen wieder den Beruf des Mahouts, Bauern in der Nachbarschaft verdienen ihren Unterhalt durch den Anbau von Futter. Alle sollen davon profitieren. "Schützen und teilen", nennen das die Gründer des Projekts.

Das ein- oder zweitägige Mahout-Training ist eines von mehreren Angeboten, mit denen sich das Elephant Village finanziert. Zum Programm gehören Trekking-Touren mit den Elefanten, Mountainbike-Ausflüge, Boots- und Kajaktouren und Wanderungen. Wer's ganz ursprünglich mag, kann drei Tage und zwei Nächte mit den Mahouts und ihren Tieren im Dschungel-Camp verbringen, sich um die Elefanten kümmern und von den Guides zeigen lassen, wie man sich selbst versorgt. Übernachtet wird in einfachen Unterkünften – aber erst, nachdem man am Lagerfeuer die Ruhe in der Wildnis genossen hat.

Laos

Anreise
Bangkog–Luang Prabang, mit Bangkok Airways und Lao Airways, hin und zurück ca. 400 Euro (www.bangkokair.com).

Reisezeit
Beste Reisezeit: Oktober bis Februar

Informationen
www.elephantvillage-laos.com
www.ecotourismlaos.com
http://de.laos-adventures.com

Währung
Ein Euro entspricht 11000 Kip. Es empfiehlt sich die Mitnahme von US-Dollar. In größeren Städten ist Geldwechsel an Automaten möglich.