Kurz nach seinem 70. Geburtstag gibt der Oracle-Gründer Larry Ellison den Chefposten in seinem Unternehmen ab. Während seiner langen Zeit an der Firmenspitze war er immer für scharfzüngige Sprüche gut – insbesondere gegen den Rivalen SAP.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Das Silicon Valley wird um eine markante Gründerpersönlichkeit ärmer. Der Oracle-Chef Larry Ellison hat nach 37 Jahren an der Unternehmensspitze überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Die bisherigen Stellvertreter Mark Hurd und Safra Catz sollen ihn an der Unternehmensspitze ablösen. Ellison bleibt im Verwaltungsrat aber weiter für technologische Innovationen zuständig.

 

Auch wenn Oracle wegen seiner Konzentration auf Firmenkunden in der breiten Öffentlichkeit nicht ansatzweise den Klang eines Namens wie Apple hat, gehört Ellison, der am 17. August 70 Jahre alt geworden ist, von der kantigen Persönlichkeit her in eine ähnliche Liga wie der Apple-Gründer Steve Jobs. Der war einer der wenigen Kollegen in der IT-Branche, zu dem Ellison aufblickte und mit dem er auch eng befreundet war. „Wenn jemand meint, Steve Jobs zum Vorbild nehmen zu können, dann ist das so, als ob man wie Picasso malen will und sich fragt: Wie geht das? Soll ich vielleicht ein bisschen mehr Rot nehmen?“, sagte Ellison einmal. Beide teilten die biografische Erfahrung als Adoptivkinder, die sich immer vor anderen beweisen wollten. Unermüdlich schlüpfte Ellison so wie Jobs in die Rolle eines Antreibers, der von seinen Mitarbeitern das Äußerste verlangte.

Auch der Oracle-Gründer verkörperte eine Mischung aus Genie, Rücksichtslosigkeit, Arroganz und Wahnsinn. Zeitweise war er der bestbezahlte Firmenchef der Welt – und lag 2013 auf Rang zwei. Auf Hawaii kaufte er sich eine ganze Insel. Als 2003 ein Biograf behauptete, dass der damals dreimal und inzwischen ein viertes Mal geschiedene IT-Unternehmer sich eigens für seine Geliebte eine Millionenvilla gekauft habe, um ungestörte Schäferstündchen zu genießen, kommentierte Ellison das trocken: „Vier Millionen Dollar für Sex? Entschuldigung?“ Der Titel der Biografie lautete übrigens: „Der Unterschied zwischen Gott und Larry Ellison?“ Die Antwort im Kleingedruckten: „Gott glaubt nicht, er sei Larry Ellison.“

Seinen unbändigen Ehrgeiz tobte Ellison auch beim Bootssport aus. „Macht Segeln Spaß? Gewinnen, das ist meine Vorstellung von Spaß!“, sagte er dazu. Sein Milliardenvermögen erlaubte ihm die Teilnahme am prestigesträchtigsten Segelwettbewerb der Welt, dem America’s Cup, den die von ihm gesponserten Jachten in den Jahren 2010 und 2013 für die USA gewannen. Dass sich der Mitgründer des großen Rivalen SAP, Hasso Plattner, ebenfalls für Segeln begeistert, stachelte die herzliche Abneigung der beiden Männer weiter an. Der Wettbewerb von Oracle zu SAP ist eines der großen Duelle der IT-Branche.

Ellison war hier immer für freche Sprüche gut. Schon sein allererster Tweet im Jahr 2012 war eine Breitseite gegen SAP. „Oracle hat schon mehr als hundert Anwendungen für Firmen in der Cloud. SAP hat bis ins Jahr 2020 nur Successfactors“, ließ er auf Twitter spöttisch über die damalige Übernahme eines US-Cloudanbieters durch die Deutschen verlauten. Es dürfte Ellison sauer aufgestoßen sein, dass kurz nach seinem Rücktritt SAP mit einer Megaübernahme ihm die Schlagzeilen stahl.

Das Unternehmen Oracle geht dabei schwierigen Zeiten entgegen. Beim Thema Big Data, also der Verarbeitung riesiger Datenmengen, muss Ellisons Firma, für die er weiter im Aufsichtsrat sitzen wird, technologisch aufholen.