Gesundheitsschutz beim Sex, das ist doch was für den Aufklärungsunterricht in der Schule! Warum wir das mit der Verhütung zu sehr auf die leichte Schulter nehmen und wir das Thema Geschlechtskrankheiten gerne verdrängen, erklärt Kolumnistin Claudia Huber.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Ist ein unangenehmes Thema, aber wir müssen trotzdem mal drüber sprechen: Geschlechtskrankheiten – vielen von uns ist das zum letzten Mal im Aufklärungsunterricht in der Schule begegnet und mit 30 spricht halt in der Regel keiner mit dir darüber. Und viele schieben das Thema dann einfach weg. Dumm.

 

Fangen wir mit einer kleinen Auffrischung des Lehrstoffs von damals an: Es gibt nicht nur AIDS, sondern viele Geschlechtskrankheiten. Hepatitis B und Syphilis sind wieder auf dem Vormarsch. Chlamydien sind auch so eine Sache. Schätzungen gehen davon aus, dass sich jährlich 300000 Menschen infizieren – und sie sind auch oral übertragbar. Und man kann seine Geschlechtspartner damit sogar anstecken, ohne selbst Symptome zu haben!

Was in aller Welt treibt einige von uns also dazu, außerhalb einer Partnerschaft ungeschützten Verkehr zu haben? Wobei wir das Ohne-Gummi-Erlebnis meiner Meinung nach total überschätzen.

Ein One-Night-Stand ist schnell passiert

Ein One-Night-Stand ist schnell passiert und meiner Erfahrung nach sind es empirisch betrachtet die Männer, die weit weniger Wert auf Schutz legen als die Frauen. „Sie nimmt die Pille, wird schon alles fein sein“, denken sie ungefähr, wenn kein Kondom zur Hand ist. Dann redet man sich noch ein, in unserer medizinisch gut versorgten Gesellschaft könne man eh alles heilen.

Und dann, so geht es vielen Menschen, die ungeschützt Verkehr hatten und mit Halbwissen herumrennen, kommen die Panikattacken. Und was man jetzt tun sollte – sich dringend ärztlich durchchecken lassen – tun viele aus ähnlich dämlichen Gründen nicht, wie sich nicht geschützt zu haben: Weil es ja peinlich ist.

Besonders bei Frauen sind leider viele passive Vorurteile im Umlauf. Dass es beschämend sei, sich was eingefangen zu haben, unsauber. Darum drücken viele Frauen das weg, verdrängen es. Männer, die es verdrängen, tun es ab mit augenscheinlicher Selbstsicherheit.

Man spielt mit dem Leben des Partners

Die Leute rennen beim kleinsten Schnupfen zum Arzt. Warum nicht, wenn sie den Verdacht haben, von einer Geschlechtskrankheit betroffen zu sein? Dabei muss man auch gar nicht zum Arzt gehen, wofür es in solchen Fällen ja vielleicht schon ein gewisses Vertrauensverhältnis braucht. Auch beim Gesundheitsamt kann man sich testen lassen, ganz kostenlos, wenn man einen berechtigten Grund nennt. Aus Datenschutzgründen wird nicht nach Namen gefragt und die Testergebnisse werden nicht aus dem Gebäude gegeben.

Und dann gibt es noch eine Sache, über die ich sprechen möchte. Ungeschützten Sex mit Fremden haben ja nicht nur Singles oder Menschen, die in offenen Beziehungen leben. Auch Seitensprünge gibt es immer wieder und gebeichtet werden nicht alle. Und an den Schutz wird hier auch nicht immer gedacht.

Ja, es ist ein Dilemma – aber man sollte sich bewusst sein, dass man mit der Gesundheit des Partners spielt, wenn man sich jetzt einredet, es sei schon nichts gewesen! Die humanste Variante in solchen Fällen (wenn man die Beichte schon nicht hinkriegt) und man in der Beziehung sonst ungeschützten Sex hat, ist es wirklich, dem Partner hier erst mal aus dem Weg zu gehen. Es ist wirklich besser, erst mal herauszufinden, ob gesundheitlich alles mit einem in Ordnung ist!

Ich möchte keine Panik verbreiten, aber ein gut sitzendes, dünnes Gummi, kann im Zweifel so viel Stress ersparen!

Hier geht es zur Übersicht unserer Kolumne „Lasst uns über ... reden“: Über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick