Sie ereilt die meisten Paare nach einer gewissen Zeit: eine Flaute im Bett. Was das mit Alltagsroutinen zu tun hat und wie man das Feuer auf körperlicher Ebene wieder entfachen kann, versucht unsere Kolumnistin Claudia Huber zu erklären.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Man kennt sich, Pardon, beim Kacken, beim Kotzen, bei Magen-Darm-Infekten, beim Tränenausschütten, kurzum: Man kenn sich wirklich gut. Der andere scheint keine Geheimnisse mehr zu haben. Alles wunderbar, wäre da nicht diese eine Sache, die leider häufig mit diesem Gefühl extremer Vertrautheit in Erscheinung tritt: die Flaute im Bett.

 

Langzeitpaare können ein Lied davon singen. Es schleicht sich ein, dass man so sein Standard-Sexprogramm durchspielt. Und ein bisschen perfide wird es dann, wenn man dabei schon fast nichts mehr vermisst. Die Leidenschaft hat sich sozusagen aus dem Leben rausgeschlichen. Man fragt sich fast unbewusst: Läuft doch alles, was soll ich jetzt noch ändern?

Aber wenn sich ein Teil eines Paares dessen bewusst wird, kann es schnell passieren, dass man Panik schiebt. Dabei ist die Erklärung eigentlich ganz einfach und in den meisten Fällen gibt es Lösungen.

Wie mit einem Musikinstrument

Ich vergleiche die Flauten im Bett gerne mit dem Erlernen eines Musikinstruments. Anfangs hat man zum Beispiel leidenschaftlich Gitarre gespielt, wenn die Lernkurve etwas abflacht, wird diese Leidenschaft weniger. Und dann ist man irgendwann an der Punkt, dass die Gitarre in der Ecke steht. Man schielt rüber, aber nimmt sie nicht mehr in die Hand. Viel zu anstrengend.

So kann es auch im Liebesleben kommen. Bloß, weil man die Gitarre eine Weile lang nicht anfasst, heißt das ja nicht, dass die Leidenschaft fürs Musizieren komplett verschwunden ist. Und so ist es auch mit den Verliebtheitsphasen: Sie können wirklich wiederkommen.

Ganz von selbst geschieht dies aber meistens nicht, man muss sich schon ein wenig aufraffen – ganz ähnlich wie bei einem Musikinstrument, das man eine Zeit lang etwas stiefmütterlich behandelt hat. Am besten beginnt man damit im Gespräch. „Wie siehst Du das?“ Wenn der Partner die Situation ähnlich auffasst, sollte man ernst machen und sich wieder mehr miteinander beschäftigen.

Hormon-High wird ausgelöst

Dabei aber bloß nicht den Akt erzwingen! Wenn es schwer fällt, in medias res zu gehen, ist es besser ist, sich langsam wieder näher kommen, zum Beispiel durch zärtliches Küssen, gemeinsames Duschen oder gegenseitiges Eincremen. Durch das ausgelöste Hormon-High kommt die Lust dann ganz von alleine zurück.

Jetzt darf man den Kampf gegen solche Flauten aber nicht damit verwechseln, dass es Menschen gibt, die chronisch unzufrieden mit ihrem Sexleben sind. Bitte bloß nicht glauben, dass es ihnen um Durststrecken geht! Da sollte man sich lieber Fragen: Ist das der richtige Partner für mich?

Und dann sind da noch solche Paare, für die der Sex nie eine besonders große Rolle gespielt hat. Für sie ist das, was andere als Flaute erleben, ganz normal. Auch das ist überhaupt nicht schlimm. Es muss ja auch nicht jeder exzessiv musizieren.

Hier geht es zu Claudia Elisabeth Hubers Blog.

Lesen Sie hier weitere Folgen der Kolumne „Lasst uns über ... reden“:

Ein Seitensprung kann Gold wert sein

Warum Sex nach Plan keine gute Idee ist

Frauen sollten öfter „Nein“ zum Blowjob sagen

Warum wir es nicht lassen, betrunken miteinander zu schlafen

Liebe kennt kein Alter, oder doch?

Ein extra Stich für den Ehemann

„Wer keine Eifersucht kennt, hat psychopathische Züge“

Wenn wir wollen, was uns nicht guttut