Lasst uns über ... Trennungen reden Wie heilt man ein gebrochenes Herz?

Nach einer Trennung sind viele am Boden zerstört. Doch mit den richtigen Techniken kann man den Liebeskummer überwinden. Wie man nach dem Schlussmachen wieder glücklich wird und was rosa Elefanten damit zu tun haben, erklärt Paartherapeut Oliviero Lombardi.
Stuttgart - Nach einer Trennung vergraben sich die einen mit Sahnebaisers auf dem Sofa, gucken Schnulzen und weinen die ganze Zeit. Andere hingegen gehen raus und schleppen jedes Wochenende jemand anderen mit nach Hause. Und wieder andere stürzen sich sofort in eine neue Beziehung. Besonders klug ist das alles nicht.
Es ist verständlich, dass man nach einer Trennung wütend oder traurig ist. Für ganz viele Menschen ist der Partner oder die Partnerin der wichtigste Mensch im Leben, der beste Freund oder auch Ratgeber. Viele haben außer ihrer Partnerschaft kaum andere Beziehungen. Verlassen zu werden vermittelt ja einem Menschen auch: Du bist nicht liebenswürdig genug. Das bohrt mitten ins Selbstwertgefühl – umso stärker, wenn noch eine dritte Person im Spiel war.
Liebt man sich selbst, ist die Beziehung nicht alles
Wenn Leute als frische Singles zu mir in die Praxis kommen, reden sie typischerweise erst einmal eine Stunde lang ausschließlich über ihren ehemaligen Partner: Wie toll der war, wie blöd der war oder wie schlimm es ist, dass er weg ist. Dabei ist es nach einer Trennung viel wichtiger, auf sich selbst zu schauen und den eigenen Selbstwert so aufzurichten, dass man ihn nicht an jemand anderem misst. Wenn man sich selbst liebt, dann kann die Beziehung zwar auch wichtig sein, aber eben nicht alles.
Ich bringe den Leuten als allererstes bei, aufzuhören, die ganze Zeit über den oder die Ex nachzudenken. Wenn man sich konzentriert, kann man solche Gedanken bewusst unterbrechen. Ich bitte zum Einstieg die Leute zu sagen: „Rosa Elefant, rosa Elefant, rosa Elefant…“. Und zwischen all den Elefanten kann man schon nicht mehr an die Trennung denken. Irgendwann hat man dann das Bewusstsein entwickelt, dass man selbst bemerkt, wie ungünstig es ist, an den oder die Ex zu denken und es einfach nicht mehr tut.
Meditation, Kochen oder Sport kann helfen
Dann geht es darum, wieder zu lernen, für sich selbst zu sorgen und mit sich selbst Zeit zu verbringen. Meditation, Kochen, Sport oder einfach bewusst atmen kann helfen. Es klingt trivial, aber das sind alles Dinge, die Glückshormone freisetzen – und definitiv besser sind, als allein auf dem Sofa zu verlottern und dabei vielleicht auch noch zehn Kilo zuzunehmen.
Gerade in der Vorweihnachtszeit fällt es jedoch vielen schwer, nicht schwach zu werden. Vergangenes Jahr um diese Zeit hatte ich eine Klientin, die sich nach langem Ringen von ihrem Mann getrennt hatte. Dann kam die besinnliche Zeit vor Weihnachten und ihr kamen plötzlich Zweifel. Mit den Eltern ihres Mannes sei es an Weihnachten immer so gemütlich gewesen und sie fühle sich so allein, sagte sie. Meiner Klientin war passiert, was sehr vielen Verlassenen passiert: Sie hat die Vergangenheit verklärt und sich nur an die schönen Seiten erinnert. Ich habe ihr dann vor Augen geführt, was sie mir sonst über ihren Ex-Mann erzählt hat. Da war die Weihnachtsstimmung zwar verdorben, aber sie konnte sich doch noch zusammenreißen. Darüber war sie nach Weihnachten auch heilfroh.
Freundschaft nach der Trennung – eine gute Idee?
Der Satz „Wir können ja Freunde bleiben“ ist übrigens auch mit Vorsicht zu genießen. In der Trennungsphase ist das so gut wie unmöglich, weil dann immer noch viele Emotionen eine Rolle spielen. Im schlimmsten Fall hat einer oder eine der beiden insgeheim noch Hoffnungen, oder das Ex-Paar lässt sich auf eine Freundschaft Plus ein. Dann wird aus der Beziehung keine Freundschaft, sondern irgendetwas Verkorkstes.
Und bitte: Spionieren sie ihrem oder Ihrer Ex auch nicht auf den sozialen Netzwerken hinterher. Lieber sollten beide Seiten erst mal auf Abstand gehen und die Trennung verarbeiten. Wenn man es nach ein paar Monaten geschafft hat, sich weiterzuentwickeln und weiß, welche Fehler man gemacht hat, kann man versuchen, mit dem Ex-Partner eine Freundschaft einzugehen. Wenn aber einer der beiden nur leidet, wenn er den anderen sieht, jedes Mal wieder verliebt ist oder furchtbar traurig, dann sollte man lieber den Kontakt abbrechen. Besser ein Ende mit Schmerzen als Schmerzen ohne Ende.
Hier geht es zu Oliviero Lombardis Website.
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