Mit einer starken Saison krönt sich der Gerlinger Rennfahrer Laurents Hörr mit seinem französischen Partner zum Meister im Langstreckenwettbewerb in der LMP3-Serie des Le Mans Cup.

Gerlingen - Vor dem entscheidenden Rennen des Le Mans Cup im portugiesischen Portimão standen Laurents Hörr und sein Teamkollege Francois Kirrmann auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung. Nach einer Auseinandersetzung auf der Strecke zwischen Hörr und dem bisherigen Gesamtführenden Lanan Racing erhielt der direkte Konkurrent um die Meisterschaft eine dreiminütige Zeitstrafe. Es reichte für Hörr und Kirrmann zwar nicht mehr für den Sieg, aber mit dem dritten Platz im letzten Lauf der Saison sicherten sich die beiden Motorsportler des Luxemburger Rennteams DKR Engineering den Titel in der LMP3-Serie des Le Mans Cup. „Ich bin überglücklich und mir fehlen noch die Worte, um diesen Sieg zu beschreiben“, freute sich der 22-jährige aus Gerlingen direkt nach der Siegerehrung.

 

Nun steht für Hörr, der im Kindesalter über seinen Vater zum Motorsport gekommen ist, der nächste Schritt an. „Mit dem Rückenwind dieses Erfolgs will ich im nächsten Jahr auf jeden Fall in der European Le Mans Series angreifen – entsprechende Gespräche finden schon statt“, sagt Hörr. In der European Le Mans Series (ELMS) dauern die Rennen insgesamt vier Stunden, zudem muss sich Hörr als Profifahrer das Cockpit mit zwei Amateurfahrern, die er sich selbst aussucht, teilen. „Die Serie geht immer mehr in die Richtung meines Fernziels, dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans“, sagt Hörr.

Mit 5 das erste Mal im Kart, mit 11 das erste Rennen

Sein sportlicher Weg führte ihn kontinuierlich nach oben. In seinem fünften Lebensjahr saß Laurents Hörr das allererste Mal in einem Kart. Mit elf Jahren folgte schließlich die erste Teilnahme an einem Rennen, in der Juniorenklasse fuhr er die ersten Siege und Podestplätze auf seinem Kart ein. Der Einstieg in den automobilen Rennsport gelang Hörr in der Formel Renault.

In den Jahren 2014 bis 2017 hat er hier auf sich aufmerksam gemacht. „Damals haben mein Vater und ich noch selbst an den Autos herumgeschraubt“, erzählt Hörr. 2018 ging es in den Le Mans Cup, den er in dieser Saison mit seinem französischen Teamkollegen gewann. Neben all der sportlichen Erfolge schloss der Motorsportler nebenher noch das Abitur und ein Hochschulstudium im Eiltempo ab. „Im Motorsport kann viel schiefgehen. Man kann sich verletzen und ist dann erst mal raus“, sagt Hörr, der auch ein eigenes Kart-Team hat.

„Nur ein sauberes fährt schnell“

Mit diesen Team Dutt Motorsport, das den Namen seines Vaters trägt, ist er an seinen eigentlich rennfreien Wochenenden auf Kartstrecken in ganz Europa unterwegs. „Ich verkaufe Karts, mache den Rennservice für meine Kunden und coache die Jugendlichen“, sagt der 22-Jährige. Dann geht es mit zwei Anhängern an seinem Renntransporter schon mal für ein Trainingslager bis ins spanische Valencia. Angefangen hat das zweite Standbein, als Hörr selbst noch Kart gefahren ist. „Mein Vater hat immer gesagt: Nur ein sauberes Kart fährt schnell“, lacht Hörr.

Getreu diesem Motto musste der junge Laurents sein Kart selbst putzen und hat nach und nach gelernt, wie die Wagen aufgebaut sind. Die Hälfte seiner Zeit bringt er für den Job als Teammanager des Kartteams auf, die restlichen Stunden widmet er seiner eigenen Karriere. Ein Rennwochenende im Le Mans Cup geht nämlich keineswegs erst am Freitag los. Dienstag ist der Anreisetag, am Mittwoch wird getestet, donnerstags steht ein Analysetag im Fahrerlager auf dem Programm. An der Strecke besteht das DKR Engineering Team aus etwa zwölf Mann, darunter ein Teamchef, mehrere Mechaniker, ein Reifenspezialist sowie Ingenieure.

Mit dem Titel in der vergangenen Saison hofft Hörr im kostenintensiven Motorsport auch auf weitere Sponsoren und Partnerschaften. „Die Leute wissen so langsam, dass ich etwas kann und weiß, was ich mache“. Er selbst muss über Sponsoren jede Saison eine gewisse Summe bereitstellen, um weiter an seiner Karriere im Motorsport arbeiten zu können. Mit jedem Erfolg sinkt die Summe, die er mitbringen muss. „Das Ziel ist es natürlich, irgendwann einen Werksfahrervertrag zu unterschreiben“, so Hörr. Dabei will er aber in den Langstreckenserien bleiben. Im Formelsport verdiene man „nur in der Formel 1 Geld mit dem Fahren“, sagt der Gerlinger.

Hartes Training

Um seine Ziele zu erreichen, trainiert er auch häufig im Fitnessstudio, um die hohen Kräfte, die bei Rennen auf seinen Körper wirken, gut ausgleichen zu können. „Meinen Hals trainiere ich am meisten, weil der Kopf im Auto nicht fest ist und der Helm auch noch etwas wiegt“, so Hörr. Nichts abgewinnen kann er der Diskussion, ob Rennfahrer Sportler seien.

Nicht umsonst würden Formel 1-Fahrer nassgeschwitzt aus ihren Boliden steigen, und „die fahren immerhin Cabrio“, scherzt Hörr, dessen Rennwagen Norma M30 LMP3 mit einem geschlossenen Dach ausgestattet ist. Weitere wichtige Elemente, die Hörr zur Verbesserung seiner Leistung nutzt, sind die Video- und Datenanalyse. „Da siehst du alles ganz genau“, sagt Hörr und meint damit zum Beispiel den richtigen Bremspunkt in der jeweiligen Kurve.

Wenn Laurents Hörr im Alltag unterwegs ist, fährt er ein Auto mit 102 PS. „Groß rasen ist also nicht“, witzelt er. Kein Verständnis zeigt der Motorsportler für Menschen, die sich in Straßenrennen duellieren. „Da rege ich mich tierisch drüber auf. Das ist einfach gefährlich und verantwortungslos. Wer sich messen will, kann dazu auf die Rennstrecke gehen“.