Im Streit um die gelegentlich lautstarken abendlichen Treffen der jungen Menschen auf der Senioren-Gymnastikanlage in Schmiden setzt die OB auf „gemeinsame Lösungen“. Gefordert ist jetzt insbesondere der Kommunale Ordnungsdienst.

Fellbach - Es ist ein schmaler, länglicher Grünstreifen hinter dem Gebäudekomplex an der Fellbacher Straße. Hier, hinter dem Seniorenhaus Alte Schule und dem Kindergarten Spatzennest in Schmiden, ist gut sein – für die jungen Hüpfer und Sandburgenbauer auf dem Spielplatz, für die älteren Mitbürger an den Geräten der Senioren-Gymnastikanlage.

 

Ein Konfliktpotenzial, das auch schon mal über die verbale Auseinandersetzung hinausgehen kann

Das Areal lockt freilich auch jüngere Zeitgenossen, weshalb gerade jetzt in der warmen Jahreszeit immer mal wieder nächtlicher Streit ausbricht – zwischen den Anwohnern und den ihrer Empfindung nach allzu lautstarken Jugendlichen, die zudem für Unrat oder zerbrochene Scherben im Gras verantwortlich seien. Ein Konfliktpotenzial, das auch schon mal über die verbale Auseinandersetzung hinausgehen kann – wie vor ein paar Wochen, als ein 17-Jähriger und ein 77-Jähriger handgreiflich aneinandergerieten.

Genau dieser Senior, der nahe der Grünanlage wohnt, hatte nun kürzlich eine nachmittägliche „Demo“ anberaumt, wie er die Veranstaltung selbst nannte. Dabei werde er die dortige Stehbank, wo sich die Jugendlichen gern niederlassen, entfernen. Dies sei „die einzige Lösung“, um dem Problem Herr zu werden.

Rund 50 Nachbarn, darunter auch einige, die im Rollstuhl oder per Rollator anrückten

Um die alltäglichen, besser allnächtlichen Verhältnisse zu demonstrieren, hatte er auf einem ausgebreiteten blauen Sack den dort aufgefunden Müll – Tetrapaks, leere Chipstüten, Plastikflaschen – der vergangenen Tage drapiert. Zudem stand auch noch eine Lautsprecheranlage samt Mikrofon parat, damit auch jeder die Meinungsäußerungen genau mitbekommt. Und, Überraschung, das Gelände war gut gefüllt: Rund 50 Nachbarn, darunter auch einige, die im Rollstuhl oder per Rollator anrückten, kamen ebenso wie gut drei Dutzend jener jungen Frauen und Männer, die sich dort gerne aufhalten und offenkundig nicht immer nur leise sind. Dass der Aufmarsch so beeindruckend war, hatte natürlich vor allem damit zu tun, dass Oberbürgermeisterin Gabriele Zull diese Versammlung kurzfristig zum Bestandteil ihres Stadtteilrundgangs gemacht hatte.

Zunächst allerdings gab es wechselseitige Vorhaltungen

Ihr Ziel war, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Im Schlepptau waren zudem ein starkes halbes Dutzend Polizeibeamte und Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD) – zum einen wohl für alle Fälle, um mögliche Konfliktherde einzudämmen (die dann aber gar nicht auftraten). Zum anderen, um diese KOD-Fachleute als Kontaktpersonen mit den Jugendlichen ins Gespräch zu bringen.

Zunächst allerdings gab es wechselseitige Vorhaltungen. Die Jugendlichen wehrten sich gegen Pauschalkritik. Im Übrigen sei das hier eben ein guter Platz, um sich zu treffen. Anwohner wiederum klagten über Lärm und kreisende Wodkaflaschen bis nachts um 1 Uhr. Der Alkohol sei ein großes Problem, hieß es. „Es gibt auch Mülleimer“, lautete ein Ratschlag. Eine Nachbarin sprach die Mädchen direkt an: „Kreischt doch nicht immer so, also ob ihr aufgespießt werdet!“, das sei unerträglich, am späten Abend zur Schlafenszeit.

Am Ende gab es zwei Erkenntnisse

OB Zull versprach den Anwohnern wie den jungen Menschen, dass man gemeinsam „nach Lösungen suchen“ werde, um „zu schauen, wie wir die Sache in den Griff kriegen“. Unter dem Oberbegriff „gegenseitiger Respekt“ formulierte anschließend Ordnungsamtsleiter Peter Bigalk einige Kriterien für die nähere Zukunft. Es gehe nur, wenn die Jugendlichen sich ruhiger verhalten „und nach 22 Uhr woanders hingehen und den Platz sauber verlassen“. Angepeilt wird ein „runder Tisch“, erste Adressen von Gesprächspartnern wurden vom KOD notiert. Damit, hofft Bigalk, „könnte man die nächsten Wochen klarkommen“. Den Anwohnern wiederum empfahl er: „Gehen Sie auf die Jugendlichen zu“, die Erfolgschancen seien größer, wenn dies freundlich geschehe.

Am Ende gab es zwei Erkenntnisse: Zum einen scheint der Wille zum Positiven da zu sein, wie der anhaltende Applaus aller Beteiligten verdeutlichte. Und zum anderen: Die Bank wurde nicht abgerissen, sie steht noch. Der Demo-Initiator meinte zum Abschluss: „Uns geht doch vor allem darum, dass diese grüne Lunge in Schmiden erhalten bleibt.“