Der gerade 60 gewordene LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter war als neuer Chef der Deka-Bank im Gespräch. Doch er will bei der Landesbank bleiben – was die Träger erfreut.

Stuttgart - Seinen 60. Geburtstag beging Hans-Jörg Vetter so, wie er auch seine Arbeit am liebsten versieht: mit möglichst wenig öffentlichem Aufsehen. Der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) weilte am 22. August im Urlaub, nicht einmal in der bankinternen Kommunikation wurde das runde Datum erwähnt. Eine Feier mit externen Gästen oder Kunden war schon gar nicht geplant.

 

In der Finanzbranche war Vetter gleichwohl im Gespräch – aber nicht wegen seines Sechzigsten, sondern für eine vakante Führungsposition. Intensiver als bisher bekannt wurde er als Kandidat für den Chefposten bei der Frankfurter Deka-Bank gehandelt, dem Fondsdienstleister der Sparkassen-Gruppe. Dort musste der wegen einer Bonus-Affäre geschasste Vorstandsvorsitzende Franz Waas ersetzt werden - keine leichte Aufgabe für den neuen Sparkassenpräsidenten Georg Fahrenschon. Der Bayer löste sie letztlich mit der völlig überraschenden Berufung des 48-jährigen Michael Rüdiger von der Credit Suisse.

Für Spitzenposten bei Deka-Bank im Gespräch

Zuvor hatte man offensichtlich auch im Lager der öffentlichen Banken Ausschau gehalten. Das Personalreservoir für Spitzenpositionen ist dort indes ziemlich aufgezehrt. So fiel der Blick auch auf den Stuttgarter LBBW-Chef – wohl ohne dass dieser ihn gezielt auf sich gelenkt hätte. Vetter sei eher passiv als aktiv ins Spiel gekommen, sagen Insider. Doch sein Name wurde so ernsthaft gehandelt, dass bei den Trägern der Landesbank schon die Sorge aufkam, man werde ihn nach Frankfurt ziehen lassen müssen. Gespräche, in denen ein möglicher Wechsel zur Deka überhaupt thematisiert worden sei, habe Sparkassenpräsident Peter Schneider jedoch nicht mit Vetter geführt, lässt Schneider seinen Sprecher ausrichten.

Allzu verlockend erschien der Wechsel für ihn wohl nicht. Schon wegen der Größenverhältnisse der Institute wäre es kein Karrieresprung gewesen: die Dekabank zählt 4000 Mitarbeiter bei einer Bilanzsumme von 141 Milliarden Euro, die LBBW beschäftigt 11 600 Leute bei 373 Milliarden Euro Bilanzsumme. Immerhin, hieß es, hätte sich der nach wie vor im Raum Frankfurt lebende Banker die Pendelei nach Stuttgart sparen können. Doch auf StZ-Anfrage dementierte er jedweden Gedanken an einen Jobwechsel. „Herr Vetter hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht, die LBBW zu verlassen“, erklärte ein Sprecher. Vielmehr habe er „bei verschiedenen Anlässen klar gesagt, dass er gerne Vorstandsvorsitzender der LBBW ist“. Die Bank sei trotz des schwierigen Umfelds „auf einem guten Weg“, Vetter wolle sie „in eine nachhaltig positive Zukunft führen“.

Eigentümer sehen Bank auf richtigem Kurs

Das scheinen ihm die LBBW-Eigentümer – das Land, die Sparkassen und die Stadt Stuttgart - weiterhin zuzutrauen. Trotz der jüngst veröffentlichten ernüchternden Halbjahreszahlen mit einem Gewinneinbruch von mehr als 50 Prozent sehen sie die Landesbank auf dem richtigen Kurs. Die Sanierung schreite schneller voran als geplant, die Probleme bekomme man zusehends in den Griff – vorausgesetzt, es gebe keine neuen, schweren Beben in der Finanzwelt, ist unisono von mehreren Vertretern der Eigentümer zu hören. Auch deshalb übten sie keinen zusätzlichen Druck auf den Vorstand aus, etwa bei der Gewinnausschüttung – vielmehr kämen die Träger der Bank immer wieder entgegen, um sie möglichst wetterfest zu machen. Selbst die intern wie extern geäußerte Kritik, Vetter und sein neuer Risikovorstand Ingo Mandt agierten allzu vorsichtig, wird in Kreisen der Eigner nicht geteilt: Man erwarte ja gerade von ihm, dass er die Risiken minimiere. Klagen über Vetters autoritären Führungsstil, die hin und wieder nach draußen dringen, werden zur Kenntnis genommen, mehr nicht.

Durchaus erleichtert registrierten die LBBW-Träger, dass die Deka für Vetter keine Verlockung war. Finanzielle Anreize, in der Landeshauptstadt zu bleiben, mussten sie ihm freilich nicht bieten - anders als seinem Vize Michael Horn, der einst nach Berlin zur dortigen Landesbank hätte abwandern können. Mit einem klaren Nein beantwortet die Bank die Frage, ob er eine „Halteprämie“ erbeten oder erhalten habe. Der runde Geburtstag des LBBW-Chefs soll übrigens doch nicht völlig untergehen: Zu Ehren des Jubilars ist noch ein „Essen mit dem Aufsichtsrat“ geplant.