Was macht eigentlich der Förderverein Haus am Kappelberg? Die Vorsitzende spricht über die neuen Projekte und welche Hürden durch Corona genommen werden müssen.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Vor dem Haus am Kappelberg (HAK) fallen die blühenden Beete mit den blauen Bartblumen auf, auf denen sich bis vor Kurzem Schmetterlinge und Bienen niedergelassen haben. Die neue Gartengestaltung ist das jüngste Projekt des Fördervereins. Wir haben uns mit der Vorsitzenden Elfriede Bartz unterhalten, was den Verein ausmacht.

 

Frau Bartz, brauchen die Senioren im Haus am Kappelberg Farbenfrohes?

Farbgestaltung kann Menschen, die nicht mehr so gut sehen können, dabei helfen, sich zu orientieren und wohlzufühlen. Unser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass sich die Bewohner wohlfühlen sollen.

Von der Idee, einen Förderverein zu gründen

Sie sind Gründerin des Fördervereins. Was hat Sie dazu gebracht?

Im Jahr 2008 habe ich für meine Patentante dort einen Pflegeplatz bekommen. Seit Beginn bin ich als Wohnungsbeirat und Beiratsvorsitzende ehrenamtlich tätig. Dadurch erkannte ich, dass der Träger nicht alle Bedürfnisse abdecken kann. Beeindruckt hat mich, wie viele Ehrenamtliche tätig sind. Da ich Ideen hatte, die mit Kosten und Manpower verbunden waren, kam mir der Gedanke, einen Förderverein zu gründen.

Sie arbeiten beim SWR und haben dadurch viele künstlerische Kontakte. Wie zeigt sich das beim Programm am HAK?

Hannes und der Bürgermeister kamen zwar nicht ins Haus. Ich konnte aber aushandeln, dass wir ein größeres, bezahlbares Kartenkontingent in der Liederhalle bekamen. Mit zwei gemieteten Bussen fuhren wir dorthin und hatten einen unvergesslichen Abend. Wolfgang Walker, der beliebte SDR/SWR-Radiomoderator, kommt seit seiner Pensionierung mindestens zweimal im Jahr ins HAK. Kürzlich musizierte ein kleines Ensemble vom SWR Symphonieorchester im Garten.

Jede Woche gibt es trotz Corona Musik im Garten

Welche Hürden stellt Corona und wie versuchen Sie, diese zu nehmen?

Es war ein Segen, dass die Planungen für das Gartenprojekt im Freien stattfinden konnten. Da lange keine Sitzungstermine möglich waren, konnten keine Entscheidungen getroffen werden. Gelder, die man uns schon versprochen hatte, konnten nicht fließen, weil auch von anderer Seite keine Sitzungen möglich waren. Lange war ein direkter Kontakt mit den älteren Menschen im Haus am Kappelberg nicht möglich. Das beliebte Volksliedersingen konnte ebenso lange nicht stattfinden. Unser Vorstandsmitglied Gerhard Bürkert singt seit den Lockerungen im Garten mit den Leuten. Außerdem kommen Vorstandsmitglied Pfarrer Eberhard Steinestel, Siegfried Okker und Siegfried Bihler seit Coronabeginn wöchentlich mit Blasinstrumenten in den Garten.

Ein Projekt ist die Rad-Rikscha. Sind die Rad-Ausfahrten in der Pandemie wichtiger geworden?

Vor fünf Jahren ahnten wir noch nicht, dass ein Virus den Alltag lahmlegen würde. Wir sind sehr froh, dass wir die Ausfahrten an der frischen Luft anbieten können.

Mit der Rad-Rikscha raus ins Leben

Ihr Verein hat das Ziel, dass die Heimbewohner nicht isoliert sein sollen und weiter am Gemeindeleben teilnehmen. Wie sehr gelingt das?

Ich meine schon, dass es uns gut gelingt. Die Rad-Rikscha ist ein Punkt. Mit der Anschaffung wollten wir bezwecken, dass die Menschen das Haus verlassen können und dorthin gefahren werden, wo sie vielleicht lange gelebt haben. Bei der Gartenneugestaltung ist uns nicht nur die Farbenpracht wichtig. Gärten sind Orte der Kommunikation. Das Gelände ist frei zugänglich und wird oft auch von anderen Bürgern genutzt. Vor der Pandemie machten wir Ausflüge etwa in die Wilhelma, zum VfB, ins Mercedes-Museum. Dies sind alles Ziele, die sonst für die Bewohner nicht mehr möglich sind.

Es gibt jetzt schon zu wenig Pflegekräfte

Wie sehr besorgt Sie der Mangel an Pflegekräften?

Dieser Zustand macht mir ernsthafte Sorgen. Wir werden alle immer älter, die Kosten explodieren, und wir haben jetzt schon zu wenig Pflegekräfte. Nun kam auch noch die Pandemie dazu. Bedauerlich ist, dass es außer der Corona-Prämie wieder nur beim Applaus geblieben ist.

Warum engagieren Sie sich für Ältere? Hat das private Hintergründe?

Ja, definitiv. Ich musste in kurzer Zeit von drei engen Familienmitgliedern Abschied nehmen. Alle hatten eine längere Krankheitsgeschichte. Hier habe ich erkannt, dass man als jüngerer Mensch gebraucht wird und etwas zurückgeben sollte. Ich habe großen Respekt vor älteren Menschen, was sie geleistet und erlebt haben.

Bewohner haben sehr unter der Isolierung gelitten

Was war besonders belastend in der Pandemie für die Bewohner? Ist der Tiefpunkt aus Ihrer Sicht überschritten?

Beim ersten Lockdown haben die Bewohner sechs Wochen lang sehr unter der Isolierung gelitten, weil keinerlei Kontakte mehr möglich waren: keine Besuche, keine Veranstaltungen wie Singkreise, Gottesdienste, Gymnastikgruppen. Der Mundschutz schafft nach wie vor Distanz. Ob wir den Tiefpunkt überschritten haben, kann wahrscheinlich niemand hundertprozentig beantworten, weil wir alle nicht wissen, was noch passiert. So strenge Maßnahmen sollte es auf keinen Fall mehr geben, weil es sich für die Bewohner wie Einzelhaft anfühlte.

Der Förderverein Haus am Kappelberg

Gartenprojekt
 Der Förderverein Haus am Kappelberg hat 42 Mitglieder. Das Gartenprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Im Herbst werden auf dem Gelände Frühblüher gepflanzt. Im Frühjahr sollen mehrere Pflanzkübel angeschafft werden. Weitere Sitzmöglichkeiten sind geplant. Der Wunsch der Bewohner nach einem Springbrunnen soll ebenso umgesetzt werden.

Spendenaktionen
 Damit das Gartenprojekt umgesetzt werden konnte, gab es verschiedene Spendenaktionen mit örtlichen Betrieben. Die Richard-Baehrle-Stiftung Fellbach hat außerdem eine vierstellige Summe gespendet. Die Bürgerstiftung Fellbach will nächstes Jahr sechs neue Sitzbänke bezuschussen.