Lukas und Jason zögern nicht, als ein Achtjähriger durch das Eis bricht und zu ertrinken droht.

Leonberg - Zwei Schüler der Ostertag-Realschule in Leonberg haben am Mittwoch einem achtjährigen Jungen das Leben gerettet. Dieser war zuvor durch die Eisdecke des Stadtparksees gebrochen und untergetaucht.

 

Die beiden Sechstklässler Jason und Lukas gehen am Mittwoch nach der Nachmittagsschule zum See: „Wir suchen uns dort immer größere Eisklumpen und spielen damit Eisfußball“, erklärt Lukas. Mit ihnen ist noch ein jüngeres Kind auf dem Eis. Der Junge läuft umher und haut mit einem Stock auf das Eis.

„Irgendwann habe ich mich mal umgeschaut, konnte den Jungen aber nicht mehr sehen. Da fiel mir auf, dass seine Minion-Mütze im Wasser schwamm“, erzählt Jason. Er ruft seinen Freund und geht zum Loch auf das dünne Eis. Den Jungen sieht er unter Wasser. „Er versuchte zu brüllen, war aber unter Wasser. Offensichtlich konnte er nicht schwimmen“, schildert Jason die Situation. Lukas ist in der Zwischenzeit herbeigeeilt, doch das Eis ist zu dünn. „Ich bin etwas schwerer als Jason, bei mir knackte das Eis schon unter den Füßen“, sagt Lukas. Jason versucht also, den Jungen aus dem Wasser zu ziehen. Die glitschigen Hände rutschen aber immer wieder ab. Dank der Handschuhe klappt es dann irgendwann, und Jason kann den Achtjährigen erst an die Luft und dann zurück aufs Eis holen. Lukas, der seit vier Jahren bei der DLRG ist, hilft dabei mit Tipps aus der Ferne. „Ich habe dann auch sofort überprüft, ob es ihm gut geht“, sagt er. Sie helfen dem Jungen aus den nassen Klamotten und geben ihm ihre trockenen Jacken, Mützen und Handschuhe. „Er hat extrem gezittert und konnte kaum reden. Seine Lippen waren schon ganz blau“, beschreibt Jason den Zustand des Jungen. Er kann ihnen nur sagen, wo er wohnt, sodass sie ihn nach Hause bringen können.

Sie bringen den Jungen sicher nach Hause

„Auf dem Weg ist er einmal fast zusammengebrochen. Da haben wir ihn so dick in unsere Jacken eingewickelt, dass er uns den Weg mit seiner Nasenspitze zeigen musste“, erzählt Jason. Die fünf Minuten zum Haus des Jungen gehen sie dann so schnell wie möglich. „Seine Mutter hat uns unendlich mal gedankt, uns auch etwas zu trinken angeboten“, berichtet Lukas. Sie lehnen jedoch ab, um schnell zu sich nach Hause zu kommen.

Lukas geht vorher noch einmal in seine Schule, um sich aufzuwärmen. Eine Lehrerin weist ihn darauf hin, dass er eigentlich nicht mehr in der Schule sein dürfe und bitte nach Hause gehen solle. Dann fällt ihr aber der nasse Anorak auf. „Hätte die Lehrerin das nicht gesehen, hätten die beiden gar nichts erzählt“, sagt die Schulleiterin Heidrun Barth sichtlich stolz auf ihre Schützlinge. „Für uns war das eigentlich auch keine große Sache. Was hätten wir sonst machen sollen? Ihn sterben lassen?“, sagt Jason. Er gibt dann aber doch zu, dass die Situation auch für ihn ein Schock war: „Mein Herz hat schon ziemlich schnell geklopft, als ich die Mütze im Wasser sah!“

DLRG gibt Tipps

Die Zivilcourage der beiden Jugendlichen ist in jedem Fall aller Ehren wert. Wären sie nicht vor Ort gewesen, hätte der achtjährige Junge sterben können. Die DLRG rät auf ihrer Webseite zur generellen Vorsicht beim Spiel auf dem Eis. Es heißt dort: „Gehe nie alleine aufs Eis und achte auf Einflussstellen sowie dunklere Flecken im Eis.“ Unter www.dlrg.de/informieren/selbst-und-fremdrettung listet die DLRG zudem Tipps zum Verhalten im Ernstfall auf. Am sichersten ist aber wie immer, das Eis gar nicht zu betreten. Es kann sich schließlich nicht jeder darauf verlassen, so mutige Mitmenschen wie Lukas und Jason in der Nähe zu haben.