Lehrer sind die Schlüsselfiguren für eine bessere Bildung der Kinder. Doch mit ihrer eigenen Fortbildung hapert es. Die Software hakt und es fehlt an professionellen Fortbildnern.

Stuttgart - „Das Qualitätskonzept der CDU-Kultusministerin ist buchstäblich am Absaufen“, ätzt Stefan Fulst-Blei, der bildungspolitische Sprecher der Landtags-SPD. Den Befund teilt Doro Moritz, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Damit spielen die beiden Kritiker von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) auf den Wasserschaden an, der das neue Zentrum für Schulqualität und Schulentwicklung (ZSL) im September dazu genötigt hat, das neue Domizil in Leinfelden-Echterdingen bis voraussichtlich im Sommer zu verlassen und im Kultusministerium Unterschlupf zu suchen.

 

Dazu kommen personelle Schwierigkeiten. In einer Antwort auf eine Anfrage der SPD, die unserer Zeitung vorliegt, berichtet die Ministerin, dass bisher weniger als die Hälfte der Stellen in der neuen ZSL-Zentrale und den sechs Regionalstellen besetzt sind. Allerdings würden Besetzungsverfahren laufen und neue Ausschreibungen folgen. Insgesamt sind in der Zentrale und den Außenstellen 332 Stellen vorgesehen, Anfang November waren 148 besetzt.

Strukturen zerschlagen

Das ZSL spielt eine zentrale Rolle im Qualitätskonzept der Kultusministerin. Eisenmann hat die „unzureichende Qualität der Lehrerfortbildung“ als eine der Schwachstellen des baden-württembergischen Bildungssystems identifiziert. „Die Entwicklung von Konzepten, die Steuerung und die Qualitätssicherung für die Aus- und Fortbildung“ sieht das Ministerium als „eine der Kernaufgaben des ZSL“.

Damit hapert es jedoch nach Ansicht von SPD und GEW. „Nicht einmal im Ansatz“ sei das ZSL arbeitsfähig, kritisiert Fulst-Blei, obwohl es seit September „die volle Verantwortung für die Lehrerbildung“ übernommen habe. Vorhandene Strukturen seien „voreilig zerschlagen“ worden. Das bemängelt auch die GEW. Dabei betonen Bildungswissenschaftler regelmäßig, dass es auf den Lehrer ankommt, wenn der Unterricht erfolgreich sein soll.

Berufsbild Fortbildner unklar

Offen sei nach wie vor, wie das Berufsbild und die Bezahlung der künftigen „Aus- und Fortbildner“ aussehen soll, die im Mittelpunkt des Qualitätskonzepts stehen. Kultusministerin Eisenmann zufolge, arbeitet das ZSL an der „Schärfung des Berufsbilds“. „Im Mittelpunkt steht der Gedanke der Professionalisierung und der Verzahnung von Fort- und Ausbildung“, so Eisenmann. Die Aus- und Fortbildung solle am „aktuellen Stand der Wissenschaft orientiert und systematisch an der Praxis ausgerichtet werden“. Die GEW will auch eine Angleichung der Bezahlung. Während Fortbildner etwa für Gymnasien in eine höhere Besoldungsgruppe eingestuft werden, gibt es für andere Schularten bisher lediglich Zulagen von 38,81 Euro, betont Doro Moritz. Die SPD beklagt „Demotivation und Verunsicherung“ bei hunderten von Betroffenen. Ministerin Eisenmann will erst die Konzeption sehen. Es bleibe „abzuwarten, inwieweit sich daraus Fragen zur Überprüfung der Besoldungsstruktur ergeben“.

Probleme mit der Software

Zur schlechten personellen Aufstellung kommen, so Moritz, Probleme mit der Software. Die Computerprogramme für die Lehrer-Fortbildung seien komplett umgestellt worden. „Lehrer konnten sich nicht mehr online für Fortbildungen anmelden“, sagte Moritz unserer Zeitung. „Wenn man Deutsch eingegeben hat, kamen Angebote für Mathe“. Die Konsequenz: „Im Moment gibt es weniger Angebote als im Vorjahr“, bilanziert Moritz.