Der digitale Fernunterricht bleibt ein Reizthema: Hacker attackierten am Montag offenbar die Lernplattform Moodle. Und Lehrerverbände machen Front gegen die Nutzung einer amerikanischen Software an Schulen.

Stuttgart - Die Lernplattform Moodle war am Montag, dem ersten Schultag nach den Ferien, Opfer einer Attacke geworden, wie ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) am Mittwoch mitteilte. Auf einem von 120 Servern der Plattform habe es so viele Zugriffe gegeben, dass der Server überlastet und dann lahmgelegt wurde. Diesen Vorgang nennt man DDos-Angriff. Dabei werden Server mit einer Flut von Anfragen überschüttet und so verlangsamt oder in die Knie gezwungen. Daten seien nicht gestohlen worden, so der LKA-Sprecher. Nach bisherigen Erkenntnissen zeichne sich kein gezielter Großangriff von Kriminellen ab.

 

Es geht um sensible Daten der Schüler

Unterdessen hat ein breites Bündnis von 16 Verbänden, darunter der Philologenverband, der Reaschullehrerverband, die GEW, der Chaos Computerclub und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg das Kultusministerium vor dem Einsatz der amerikanischen Cloud-Software MS 365 an den Schulen gewarnt. „Ein Bundesland darf sich nicht von einem Cloud-Angebot wie MS 365 abhängig machen, über das es nicht mit voller Souveränität selbst, sicher und dauerhaft verfügt“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Denn dieses Angebot könne jederzeit vom Anbieter oder auf Anweisung der Regierung des Landes, wo der Firmensitz ist, „eingeschränkt“ oder „abgeschaltet“ werden. Auch sehen die Verbände Bedenken über mangelnden Datenschutz nicht ausgeräumt. Es würden „sensible Daten“ der Schüler gespeichert und verarbeitet, möglich sei, dass Eltern die Lehrkräfte auf digitalem Wege über Krankheitsverläufe oder Verhaltensprobleme der Kinder informierten. „Der Quellcode von MS 365 ist geheim, sodass seine Datenschutzkonformität nicht überprüft werden kann.“ Auch seien Konflikte mit Eltern zu erwarten, der Schulfrieden werde durch MS 365 belastet.

Die Verbände befürworten datenschutzkonforme Lösungen stärker zu nutzen: die Lernplattform Moodle, das Videokonferenzsystem Big Blue Button, die Bürosoftware LibreOffice, das Mailprogramm Thunderbird und die Dateiablage Nextcloud. Damit bewältigten die Schulen den digitalen Unterricht schon „sehr gut“.

Laut Ministerium gibt es positive Rückmeldungen

Laut Kultusministerium nutzen bereits viele Schulen die MS 365-Anwendungen mit positiven Rückmeldungen. Die Angebote der Digitalen Bildungsplattform an Schulen seien im übrigen freiwillig. Der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink sagte mit Blick auf ein von ihm begleitetes Pilotprojekt an Berufsschulen, die Probleme bei US-Produkten seien bekannt. Microsoft sei das bewusst, der Konzern versichere, das technisch in den Griff zu bekommen. „Ich gehe davon aus, dass Microsoft sich große Mühe geben wird, Datenschutzkonformität herzustellen“. Es müsse sichergestellt werden, dass Hintergrunddaten nicht in die USA abflössen.