Für die Sanierung des Heimsheimer Lehrschwimmbeckens hatte der Bund hohe Fördermittel in Aussicht gestellt. Doch die Stadt muss den Förderantrag zurückziehen.

Heimsheim - Die Freude war übergroß: Anfang des Jahres wurde bekannt, dass der Bund die Sanierung des maroden Lehrschwimmbeckens an der Ludwig-Uhland-Schule mit 1,2 Millionen Euro bezuschussen möchte. Umso größer ist jetzt die Ernüchterung in der Schleglerstadt.

 

Die Förderung wäre mit extrem strengen Auflagen verbunden, die die Stadt mit dem jetzigen Sanierungsplan nicht umsetzen könnte. Für eine entsprechende Planänderung würden weder die Zeit noch das Geld reichen. Der Gemeinderat hat nun schweren Herzens beschlossen, den Förderantrag zurückzuziehen. Gleichwohl halten alle Beteiligten an dem Projekt Lehrschwimmbecken fest.

Seit mehr als dreieinhalb Jahren ist die Stadt Heimsheim nun schon ohne Lehrschwimmbad. Die Einrichtung gehört zur Ludwig-Uhland-Schule und wurde ausschließlich für Schwimmunterricht, Kurse und ähnliches genutzt. Seit mehreren Jahren galt es als sanierungsbedürftig. 2017 wurde daher eine Sanierungsstudie beauftragt.

Das Ergebnis war ein Desaster für das Schwimmbad: kein extra Fluchtweg, marode Wasserleitungen, veraltete Umkleiden und ein Schwimmbecken in Schieflage. Die Mängel waren sogar so gravierend, dass die Verwaltung das Schwimmbad mit sofortiger Wirkung schließen musste.

Der Zuschuss ist an strenge Bedingungen geknüpft

Im Jahr 2019 wurde entschieden, zusätzlich zum Schwimmbecken auch die darüber liegende Turnhalle teilweise zu sanieren. Denn auch dort gibt es Handlungsbedarf. Im Sanierungsentwurf von 2020 wurde das Projekt auf etwa 2,3 Millionen Euro geschätzt. Da das Becken auch für die Kommunen im Umkreis für den Schwimmunterricht von Bedeutung ist, hatte die Stadt Fördergeld vom Bund beantragt – und tatsächlich eine Zusage erhalten für einen Zuschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Doch dann folgte das böse Erwachen: Bei einem Fördergespräch im Sommer stellte sich heraus, dass die Vergabe des Geldes an spezielle Bedingungen geknüpft ist.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Lehrschwimmbad: Stadt will böse Überraschungen vermeiden

„Die Fördermittelstelle stellt hohe Ansprüche an den Umfang der Sanierung“, erklärte Marco Habiger, der Leiter des Liegenschaftsamts, im Gemeinderat. Zum Beispiel wird eine umfängliche energetische Sanierung gefordert, das Schaffen barrierefreier Zugänge, Kunst am Bau und eine Neuausschreibung der Architektenleistung. „Die Anforderungen sind in der Form entweder gar nicht umsetzbar oder sie würden das Projekt so stark verteuern, dass wir am Ende sogar günstiger wegkommen, wenn wir alles alleine bezahlen, wie wir es jetzt geplant haben.“ Eine weitere Option für die Stadt wäre ein kompletter Neubau. Auch dafür gäbe es Fördermittel, eine erste Kostenschätzung belief sich auf vier Millionen Euro – plus Kosten für Erschließung und etwaigen Grunderwerb. Doch auch das ist keine Option für Heimsheim, denn die fertigen Planung müssten schon im Januar vorliegen, die Zeit dafür ist zu knapp.

„Die Kinder müssen schwimmen lernen.“

Die Enttäuschung im Gemeinderat war deutlich spürbar. Gleichzeitig machten sich alle dafür stark, das Projekt deshalb auf keinen Fall zu beerdigen oder die Planung auf Eis zu legen. „Das Lehrschwimmbecken ist ein Alleinstellungsmerkmal, und wir tragen als Kommune auch eine Verantwortung“, fand der CDU-Ratsherr Ralf Rüth. Überall im Umkreis seien die Schwimmkurse ausgebucht, man brauche die Einrichtung in Heimsheim.

„Beim Lehrschwimmbecken ist es wie beim Rettungshubschrauber Christoph 41“, ergänzte Hannah Hensler (SPD). „Wir müssen dafür kämpfen. Und wenn wir das Projekt alleine nicht stemmen können, müssen wir uns eben Partner dafür suchen.“ Sie regte zum Beispiel eine interkommunale Zusammenarbeit an, schließlich werde das Schwimmbad auch von Schulen anderer Gemeinden genutzt.

Auch Croudfunding oder das Einbeziehen von Stiftungen sei eine Option, die man in Betracht ziehen sollte. „Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, wie wir an Geld kommen können.“ Und wenn sich eine Sanierung als nicht zielführend erweisen sollte, müsse man eben einen Platz finden, auf dem ein neues Schwimmbad entstehen kann. „Die Kinder müssen schwimmen lernen.“ Carolin Schneider von den Frauen für Heimsheim brachte außerdem die Idee eines Vereins wie des Höfinger Bädles ins Gespräch.

Pläne sollen weiterverfolgt werden

Wie also geht es nun weiter? Auch wenn der Förderantrag zurückgezogen wird, will die Stadt die Sanierungspläne in jedem Fall weiterverfolgen. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass dafür Geld in den Haushaltsplan 2022 aufgenommen werden soll. Details folgen im Zuge der Haushaltsgespräche. Außerdem soll untersucht werden, wie gravierend die Mängel, die bei den Untersuchungen infolge des ersten Fördergesprächs festgestellt wurden, wirklich sind. Unter anderem wurden solche an der Gebäudehülle und der Abdichtung entdeckt.

Klar ist, dass eine rasche Umsetzung so schnell, wie es nach dem alten Plan und mithilfe der Bundesfördermittel zu erwarten war, nicht möglich sein wird. Auf ihr Lehrschwimmbecken werden die Heimsheimer Kinder noch eine Weile warten müssen.