Die Polizei kann im Fall des Toten, der am Osterwochenende in einem Wald bei Esslingen gefunden worden war, drei Tatverdächtige festnehmen. Die Ermittler gehen mutmaßlich von einem Raubmord aus.

Digital Desk: Robert Korell (rko)

„Am Donnerstag wurden insgesamt fünf Verdächtige festgenommen“, sagt Christian Wörner, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Damit kann die Polizei im Fall des Toten, der am Ostermontag von Spaziergängern bei Esslingen-Sirnau entdeckt worden war, einen Ermittlungserfolg vermelden. Für drei der Verdächtigen habe die zuständige Richterin am Amtsgericht noch am Abend Untersuchungshaft angeordnet. Die drei Männer im Alter von 22, 46 und 59 Jahren stünden unter dringendem Mordverdacht. Die beiden weiteren Personen, ein 39-jähriger Mann und eine 35-jährige Frau, die vorläufig festgenommen worden waren, seien dagegen laut Wörner wieder auf freiem Fuß: „In zwei Fällen reichte der Verdacht für einen Haftbefehl derzeit nicht aus.“

 

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Auch zum mutmaßlichen Motiv der Tat liegen der Polizei neue Erkenntnisse vor. Demnach habe der 59-Jährige, der später zum Mordopfer wurde, eine beträchtliche Menge Bargeld besessen. Wörner bestätigt gegenüber unserer Zeitung eine sechsstellige Summe. Der Mann stammte aus Waiblingen und lebte sehr zurückgezogen. Er pflegte kaum soziale oder familiäre Kontakte und hatte sich dauerhaft in einem Stuttgarter Hotel niedergelassen. Dessen Betreiber, ein 46-jähriger Deutscher, soll von dem Bargeld erfahren und den 59-Jährigen nach aktuellem Stand der Ermittlungen mit mehreren Komplizen umgebracht haben, um sich dessen Vermögen anzueignen.

Geldgier liege als Motiv nahe

Die Polizei ist durch Ermittlungen im persönlichen Umfeld des Opfers auf die Spur der Verdächtigen gekommen. Eine 40 Personen umfassende Sonderkommission, die nach dem Leichenfund bei der Kriminalpolizeidirektion Esslingen eingerichtet wurde, habe diesen Verdacht in intensiven Ermittlungen erhärten können. Daraufhin habe die Staatsanwaltschaft mehrere Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt, unter anderem für die Wohnungen der Verdächtigen und das Stuttgarter Hotel.

Im folgenden Großeinsatz am Donnerstag konnten die Verdächtigen festgenommen werden. Neben dem 46 Jahre alten Hotelbetreiber seien auch ein 22-Jähriger sowie ein 59 Jahre alter Mann in Untersuchungshaft. Bei dem Einsatz in Stuttgart, Weinstadt und Fellbach (Rems-Murr-Kreis) waren mehr als 170 Kräfte der Polizei beteiligt.

„Die näheren Tatumstände und insbesondere die Anteile der Verdächtigen an der Tat sind nun Gegenstand der weiteren Ermittlungen“, sagt Wörner. Aktuell könne man auch nicht ausschließen, dass es noch weitere Tatbeteiligte geben könnte, die der Polizei noch unbekannt sind. Informationen zum Tatort, warum der Tote in diesem Waldstück gefunden wurde und zur genauen Todesursache des Opfers könnten daher aus ermittlungstaktischen Gründen weiterhin nicht veröffentlicht werden.

Leiche war lange unidentifiziert

Nachdem am 18. April Spaziergänger in einem Gebüsch bei Esslingen-Sirnau einen leblosen Körper entdeckt hatten, versuchte die Polizei zunächst auch mithilfe der Öffentlichkeit die Identität des Toten zu klären. Schon am Tag nach dem Fund lag nahe, dass der Mann gewaltsam zu Tode gekommen war. Neun Tage später konnte er durch aufwendige, kriminaltechnische Untersuchungen identifiziert werden. Im Anschluss führten Nachforschungen zu dessen Lebensumständen die Beamten auf die Spur der mutmaßlichen Täter.

Chronik der Ermittlungen

18. April
 Passanten finden eine Leiche in einem Waldstück bei Esslingen-Sirnau.

20. April
 Nach der Obduktion bestätigt die Polizei, dass der Mann gewaltsam zu Tode kam. Die Identität des Opfers ist jedoch weiterhin ungeklärt, die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Zwei Tage später wird ein Phantombild veröffentlicht.

27. April
 Der Tote wird identifiziert.

5. Mai
 In einem Großeinsatz kann die Polizei mehrere Tatverdächtige festnehmen und mehrere Räumlichkeiten durchsuchen. Die Ermittlungen dauern an, insbesondere die Anteile der Verdächtigen an der Tat müssen noch geklärt werden.