Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich bei der Toten um die vermisste 40-Jährige aus Remshalden handelt. Wie die Polizei auf den Fundort kam und wie sich ihr Ex-Freund verdächtig gemacht hat:

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Weinstadt - Geradezu absurde Szenen spielten sich am Mittwochnachmittag in Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) ab. Am Ufer der Rems, wo die Stadt die sogenannte Birkelspitze für Besucher der Remstalgartenschau aufwendig hergerichtet hat, gingen Spaziergänger mit ihren Kindern, summten die Bienen, pflanzten Landschaftsgärtner Rasen. Ein paar Meter weiter: Polizisten in Spurensicherungsanzügen. Denn im Gebüsch oberhalb des Flüsschens lag eine verwesende Frauenleiche.

 

Noch sei die Leiche nicht identifiziert, aber bei der Polizei schätzt man die Wahrscheinlichkeit als sehr hoch ein, dass es sich bei der Toten um eine gesuchte 40-Jährige handelt. Sie war am Montag im nahen Remshalden als vermisst gemeldet worden. Am Donnerstag hatte die als zuverlässig geltende Mitarbeiterin einer Messebaufirma einen freien Tag. Der Polizei liegen Hinweise vor, dass sie sich mit ihrem Expartner treffen wollte. Am Freitag kam sie nicht zur Arbeit.

Der Tatverdächtige ist bereits vorbestraft

„Als sie auch Montag nicht dort erschien, wurde sie als vermisst gemeldet“, berichtet der Polizeisprecher Ronald Krötz. Schnell gingen die Behörden davon aus, dass der slowakischen Staatsangehörigen etwas zugestoßen sein musste. Ihr ehemaliger Freund ist bereits wegen kleinerer Delikte und eines Raubes polizeilich in Erscheinung getreten. Er geriet rasch ins Visier der Ermittler. Gegenüber Bekannten soll er widersprüchliche Angaben zum Aufenthaltsort der Vermissten gemacht haben – sich selbst machte er damit verdächtig.

In der Nacht auf Dienstag machten sich daher Polizisten auf, um den 30-Jährigen zu vernehmen. Dieser schob offensichtlich gerade eine Nachtschicht – und entwischte den Fahndern nur knapp. Er verließ den Betrieb fluchtartig mit seinem Dienstwagen, einem Smart. Auf der Suche nach ihm setzte die Polizei einen Hubschrauber ein, Fahnder baten auch Tankstellen, ihnen Aufnahmen von Überwachungskameras zu zeigen.

Der 30-Jährige stellt sich der Polizei im Kreis Esslingen

Die Polizei wandte sich mit einer Öffentlichkeitsfahndung an die Bevölkerung – offensichtlich mit Erfolg: Der 30-Jährige meldete sich am Mittwochmorgen auf einer Polizeidienststelle im Landkreis Esslingen. Der Smart, mit dem er geflohen war, wurde im Schurwald entdeckt und abgeschleppt.

Bei der Suchaktion am Remsufer setzte die Polizei einen Spürhund, eine Kameradrohne und Beamte der Bereitschaftspolizei ein, die das Ufer absuchten. Zum Fundort der Leiche hatten aber nicht Angaben des dringend tatverdächtigen Mannes geführt, sondern andere Hinweise: Unserer Zeitung liegen Informationen vor, dass sich der 30-Jährige in der Vergangenheit mehrfach an der Birkelspitze in Weinstadt aufgehalten haben soll. Sollte sich herausstellen, dass er dabei tatsächlich einen Ablageort für eine Leiche gesucht hat, wäre dies ein Hinweis darauf, dass er die Tat geplant hatte.

Die Frau ist offenbar schon mehrere Tage tot

„Der Zustand des Leichnams lässt darauf schließen, dass er schon mehrere Tage hier gelegen haben muss“, sagt der Polizeisprecher. Der Fundort liegt zwischen einem Kornfeld und der Rems, die dort entlang der Bundesstraße 29 verläuft. Ein Feldweg führt direkt dorthin, wo am Mittwoch Spezialisten der Spurensicherung nach Indizien suchten.

Der Fall ruft Erinnerungen wach an die Verschleppung einer 47-Jährigen aus Aspach (ebenfalls Rems-Murr-Kreis). Die Altenpflegerin aus Polen war erst Anfang Juni von ihrem Arbeitsplatz verschwunden – nach einem Treffen mit ihrem Ex-Freund war sie nicht zurückgekehrt. Im Gegensatz zum aktuellen Fall hatte dieser jedoch ein Happy End. Die 47-Jährige wurde im Elsass von einer französischen Spezialeinheit befreit und zwei mutmaßliche Täter, darunter ihr Ex-Freund, festgenommen.