Marie-Laurence Jungfleisch, Hochspringerin vom VfB Stuttgart setzt sich für die DM, die EM und die Olympischen Spiele hohe Ziele. Und sie weiß: Es kommt vor allem auf den Kopf an.

Stuttgart - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF urteilt an diesem Freitag in Wien nicht nur darüber, ob er russische Sportler von den Olympischen Spielen ausschließt oder nicht. Er entscheidet auch, mit welchen Chancen Marie-Laurence Jungfleisch (25) in Rio de Janeiro startet.

 

Die Hochspringerin gehört zu den Besten der Welt, und wenn sie ihre Leistung am 20. August auch im Estádio Nílton Santos abruft, kämpft sie um einen Platz auf dem Podest. Sollten die Russinnen um Weltmeisterin Maria Kuchina und Olympiasiegerin Anna Chicherova (die bei Nachtests der Spiele von 2008 in Peking des Dopings überführt wurde) aber nicht dabei sein, wäre Jungfleisch sogar eine der Favoritinnen. „Ich bin froh, dass ich die Entscheidung nicht treffen muss, weil natürlich die Gefahr besteht, Unschuldige zu bestrafen“, sagt die Athletin vom VfB Stuttgart, „andererseits ist der Frust unheimlich groß, wenn man das Gefühl hat, dass die Springerinnen, die vor einem landen, gedopt sind. Da hilft es auch nichts, wenn diese irgendwann später tatsächlich überführt werden und man in der Ergebnisliste einen Platz nach vorne rutscht.“ Die Antwort auf die Frage, was man tun kann, um diesen Frust zu bekämpfen ist einfach: Es hilft, nur auf die eigene Leistung zu schauen. Persönliche Ziele zu erreichen. Sich selbst zu verwirklichen. Im Wettkampf, aber auch außerhalb. So wie Marie-Laurence Jungfleisch, für die 2016 ein ganz besonderes Jahr ist. Aber auch ein anstrengendes.

Zuletzt war die Hochspringerin nicht nur sportlich gefordert, sondern auch in der Schule. Die gelernte Erzieherin machte ihr Fachabitur. Damit enden drei Jahre an der Stuttgarter Cotta-Schule, in denen sie den Unterrichtsstoff auch schon mal in eine Dropbox gestellt bekommen hatte, wenn sie sich mal wieder im Trainingslager oder auf einer Wettkampfreise befand. Es war zwar nicht so, dass Jungfleisch die bevorstehende Prüfung übermäßig belastet hätte, aber nun ist sie doch froh, den Kopf wieder frei zu haben. Weil sie hoch hinaus will.

Jungfleisch peilt für den Saisonhöhepunkt die Zwei-Meter-Marke an

An diesem Wochenende findet in Kassel die Deutsche Meisterschaft statt, Jungfleisch könnte den vierten Titel in Serie holen. Es folgt Anfang Juli die EM in Amsterdam, danach geht es zu den Olympischen Spielen nach Rio, die Norm von 1,93 m ist sie längst gesprungen. Das erleichtert, stellt aber nicht zufrieden. Denn Jungfleisch peilt für den Saisonhöhepunkt eine Marke an, die sie schön länger beschäftigt. „Zwei Meter sind eine schöne Höhe“, sagt sie, „und eine Höhe, die nicht viele schaffen.“ Erst recht nicht bei einem Großereignis.

Die Bestleistung von Jungfleisch steht aktuell bei 1,99 Metern, gesprungen bei der WM 2015 in Peking, Schon damals hätte sie eine Medaille gewonnen, wenn die Zwei-Meter-Marke gefallen wäre. Ähnlich könnte es demnächst bei EM und Olympia laufen. „Ich war damals bereit für die zwei Meter, und ich bin es jetzt wieder“, sagt Jungfleisch, der es nach guten Trainingsleistungen nicht an Selbstvertrauen mangelt, „obwohl ein oder zwei Zentimeter auf diesem Niveau sehr viel sein können, kommt es letztlich vor allem auf den Kopf an – und ich will!“ Hoch springen. Und die persönlichen Ziele umsetzen. Alles andere lässt sich ohnehin nur schwer beeinflussen.