Der 14-jährige Joshua Stallbaum aus der Kaderschmiede des TSV Schmiden feiert am Wochenende seine Premiere bei deutschen Meisterschaften und startet in Mainz im Neunkampf.

Schmiden - In Sportarten, deren Ergebnisse dank Stoppuhr und Maßband objektiv miteinander vergleichbar sind, geben Bestenlisten oft einen guten Einblick in die Kräfteverhältnisse. Das gilt in der Leichtathletik auch, aber nicht uneingeschränkt, denn die Listenersteller kommen manchmal den laufenden Entwicklungen kaum hinterher.

 

Kürzlich, bei den süddeutschen Meisterschaften, gelangen dem Achtklässler des Schmidener Gustav-Stresemann-Gymnasiums bei fünf Starts drei neue Bestmarken

Hinter dem Namen Joshua Stallbaum, dem wohl größten Mehrkampftalent in der an Talenten wahrlich nicht armen Leichtathletikabteilung des TSV Schmiden, ist mitunter noch eine veraltete Zahl als Bestmarke notiert. Allzu rasch verbessert sich der 14-Jährige derzeit, was im Hinblick auf seinen Start bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften der Altersklasse M14 an diesem Wochenende im Otto-Schott-Sportzentrum in Mainz-Gonsenheim (Beginn ist jeweils um 10.30 Uhr) nicht gerade nachteilig ist.

Kürzlich, bei den süddeutschen Meisterschaften im traditionsreichen Stadion am Oberwerth in Koblenz, gelangen dem Achtklässler des Schmidener Gustav-Stresemann-Gymnasiums bei fünf Starts drei neue Bestmarken. Die bemerkenswerteste davon dürften jene 43,24 Meter im Diskuswerfen sein, die dem Mehrkämpfer im Vergleich mit den Spezialisten ebenso eine Silbermedaille einbrachten, wie die 2,90 Meter im Stabhochsprung. Immerhin noch zur Bronzemedaille reichte der neue Bestwert von 1,71 Meter im Hochsprung. Lediglich im Kugelstoßen und im Weitsprung schrammte Joshua Stallbaum denkbar knapp an neuen persönlichen Rekorden vorbei und belegte jeweils den siebten Rang.

Joshua Stallbaum ist keiner, der versucht, mit hektischer Betriebsamkeit ganz schnell nach ganz oben zu kommen

Das lässt sein Trainertrio Susanne Widmann-Klein, Julian Wernecke und Günter Hartmann für den beim anstehenden nationalen Vergleich zu absolvierenden Neunkampf hoffen. Joshua Stallbaum blickt der Reise an den Rhein mit Gelassenheit entgegen: „Erwartungen habe ich nicht so viele – es sind ja meine ersten deutschen Meisterschaften.“ Erst auf weitere Nachfrage wird der F-Kaderathlet deutlicher. Ein Platz unter den besten acht wäre schön, aber – das zumindest meint man herauszuhören – auch Platz neun wäre kein Weltuntergang. Immerhin hat er seine Vorgabe für das Jahr 2019 bereits erreicht: „Das Ziel war die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften.“

Joshua Stallbaum ist keiner, der versucht, mit hektischer Betriebsamkeit ganz schnell nach ganz oben zu kommen. Der 1,83 Meter große und 65 Kilogramm schwere Schlaks profitiert im Gegensatz zu einigen Konkurrenten auch nicht von allzu früh erworbenen Muskelpaketen. „Das ist mir relativ egal“, sagt er, wenn ihm körperlich überlegene Sportgefährten mal eine noch bessere Platzierung verwehren. Dass die Muskeln dank der bereits jetzt schon viermal pro Woche stattfindenden Übungseinheiten wachsen werden, ist ihm klar. Deutlich wichtiger ist derzeit die Verbesserung seiner bereits bemerkenswerten technischen Fähigkeiten, woran die B-Trainerin Susanne Widmann-Klein ebenso intensiv arbeitet wie ihre beiden Trainerkollegen. Langfristig jedoch hat Joshua Stallbaum durchaus ambitionierte Ziele: „Es wäre toll, wenn ich bei Olympischen Spielen mitmachen dürfte.“

Befragt nach seinem sportlichen Vorbild, muss Joshua Stallbaum keine Sekunde nachdenken

Familiär ist das Talent, als dessen beste Einzeldisziplin der Diskuswurf gelten darf, in der Leichtathletik nicht vorbelastet. Das sportliche Vorbild der Mutter brachte ihn aber schon früh zum Tennis. Weil die Sandplätze in Schmiden praktischerweise direkt neben dem Stadion am Nurmiweg lagen und noch immer liegen, wagte der damals Sechsjährige einen Blick über deren Zaun: „Ich habe rübergeschaut zur Leichtathletik und meine Eltern gefragt, ob ich auch mal mitmachen dürfe.“ Einwände gab es keine, zumal der Filius bis heute einmal pro Woche den Schläger schwingt. Zwischendurch hat Joshua Stallbaum sich zwar auch mal in der Ringer-AG der Anne-Frank-Schule versucht, blieb aber der Leichtathletik treu.

Befragt nach seinem sportlichen Vorbild, muss Joshua Stallbaum keine Sekunde nachdenken. Arthur Abele, der Olympiateilnehmer im Zehnkampf von Peking und Rio de Janeiro, ist personifizierter Ansporn für Joshua Stallbaum. Beide sind fast gleich groß, sportlich jedoch unterschiedlich veranlagt, denn Arthur Abele hat seine Stärken vor allem in den Laufdisziplinen über 1500 Meter und 110 Meter Hürden. Der Mann von der Schwäbischen Alb ist übrigens auch ein Beispiel dafür, dass Beharrlichkeit zum Erfolg führen kann: Seinen größten Triumph, den Europameistertitel im Zehnkampf, feierte er erst im Alter von 32 Jahren.