David Wrobel strebt bei der Leichtathletik-WM in Doha den Endkampf im Diskuswerfen an. Aber der Mann aus Leinfelden-Echterdingen hat davor schon acht andere Sportarten betrieben. In unserer Bildergalerie erfahren Sie alles Wissenswerte über die WM.

Stuttgart - Der Wurf meines Lebens – so beschreibt der Diskuswerfer David Wrobel seine derzeitige Gefühlslage. Sportlich und privat. Anfang September hat er seine Frau Eileen geheiratet, ist direkt von der Hochzeit ins Trainingslager nach Kienbaum gefahren und hat sich danach im türkischen Belek auf die WM in Doha vorbereitet. Hinter dem deutschen Meister Martin Wierig (66,04 Meter) und Olympiasieger Christoph Harting (66,01 Meter) qualifizierte sich Wrobel als drittbester Deutscher für die Titelkämpfe. Sein größter Wurf mit der Zwei-Kilo-Scheibe gelang dem Schwaben mit 65,86 Metern bereits im Mai in Schönebeck. Und genau dort hat er jetzt seine Frau vor den Traualtar geführt.

 

„Endlich hat es mit einer großen internationalen Meisterschaft geklappt“, freut sich der 28- Jahre alte Modellathlet. Viele Gewichte hat er dafür gestemmt, viele Disken in den Himmel geworfen, um endlich aus dem Schatten der Diskus-Clique um die Harting-Brüder herauszutreten. „Total happy“ war Wrobel, als er Anfang August im Berliner Olympiastadion hinter Martin Wierig, seinem Vereinskollegen beim SC Magdeburg, deutscher Vizemeister wurde.

Wierig und Wrobel sind so etwas wie kongeniale Gefährten: Trainingspartner, Zimmergenossen, Trauzeugen. Während Olympiasieger Christoph Harting seinen Frust über Misserfolge allein aus dem Ring trägt, coachen und motivieren sich Wierig und Wrobel während des Wettkampfs gegenseitig. Eine Freundschaft im Diskus-Käfig.

2010 zieht Wrobel nach Magdeburg

Seine Wurzeln hat David Wrobel im Ortsteil Oberaichen von Leinfelden-Echterdingen. Bevor er zum Diskuswerfen kam, war er Turner, Volleyballer, Eishockeyspieler, Handballer, Fußballer, Tischtennisspieler, Schwimmer und Schütze in verschiedenen Stuttgarter Vereinen. Letztlich landete er da, wo er mit seinen heutigen körperlichen Voraussetzungen (1,95 Meter, 130 Kilo), hingehört: beim Diskuswerfen (in der LG Leinfelden-Echterdingen und dem VfB Stuttgart). Nach einem neunten Platz bei der Junioren-WM 2010 nahm seine Karriere allerdings einen ungewöhnlichen Verlauf.

„Go Ost“, hieß da seine Devise, entgegen dem West-Trend vieler Sportler. Weil Wrobels Stuttgarter Trainerin Sabrina Werrstein für ihre Doktorarbeit nach Köln zog, stand Wrobel plötzlich alleine da. Auf der Suche nach einer neuen sportlichen Heimat landete er in Magdeburg bei der Trainingsgruppe von Armin Lemme, dem Olympianeunten der Spiele von 1980 in Moskau (Bestleistung 68,50 Meter). „In sechs Jahren habe ich mich dort um sechs Meter gesteigert“, sagt Wrobel.

Das WM-Finale ist das Ziel

Und jetzt die WM. „Ich fühle mich topfit und möchte sieben Würfe machen“, lautet sein Ziel – am besten gleich mit dem ersten Wurf am Samstag sich fürs Finale zu qualifizieren und dann sechs weitere Würfe im Endkampf hinlegen. Doch die Trauben hängen in der Wüste hoch. Der schwedische 145-Kilo-Koloss Daniel Stahl (71,86) und der jamaikanische Diskus-Bär Frederik Dacres (70,78) werfen derzeit in einer eigenen Liga und dürften Gold unter sich ausmachen.

„Die Disken sind im Abschlusstraining an der türkischen Riviera sehr gut geflogen“ berichtet Wrobel über das Trainingslager in Belek, von wo er sich auf den Weg nach Doha gemacht hat. „Der Wurf meines Lebens“ steht auf dem goldenen Messing-Diskus, den David Wrobel zur Hochzeit als Dekostück bekommen hat und der inzwischen zuhause auf einer Kommode liegt – als Wink für Doha?