In Deutschland werden jedes Jahr rund 27 Millionen Christbäume gekauft – und kurz danach entsorgt. Welche Alternativen gibt es, bei denen weniger Bäume gefällt werden müssen?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

In den kommenden Wochen werden in Deutschland voraussichtlich 27 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Im Schnitt wachsen die Tannen und Fichten zehn Jahre auf Plantagen heran, bis sie gefällt werden. Dann bleiben sie wenige Wochen in deutschen Wohnzimmern stehen, bis sie entsorgt werden. Laut dem Umweltbundesamt entstehen Umweltbelastungen bei Weihnachtsbäumen „insbesondere durch den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden sowie durch den Transport zu den Kundinnen und Kunden“. Wir haben Alternativen gesammelt, die besser für die Umwelt sind und bei denen weniger Bäume sterben müssen.

 

Wiederverwendbarer Keinachtsbaum

Der Keinachtsbaum sieht so aus und riecht wie ein echter Weihnachtsbaum, ist aber anders. Erfunden hat ihn Nico Stisser aus Georgsmarienhütte (Landkreis Osnabrück). Über eine Crowdfunding-Kampagne verkaufte er 2020 erstmals 555 Keinachtsbäume, 2021 waren es bereits 2800, „dieses Jahr rechne ich mit doppelt so vielen“.

Wer den Keinachtsbaum bestellt, bekommt einen Bausatz mit neun Einzelteilen aus Eschenholz, einen Stern und bei Bedarf Schnittgut, also abgesägte Zweige einer Tanne. Aus den Holzstücken baut man sich einen Ständer sowie einen Stamm, in welchen das Schnittgut gesteckt wird; Löcher sind vorgebohrt. Nach Weihnachten kommt das Schnittgrün auf den Kompost oder in die Biotonne, der Bastelbaum wird auseinandergebaut und kann wieder verwendet werden.

Das Eschenholz für den Stamm kommt aus Deutschland und Frankreich und ist FSC-zertifiziert. Wenn man die Zweige ebenfalls bei Nico Stisser bestellt, ist sichergestellt, dass diese von reinen Schnittgrünflächen kommen, wofür kein Baum gefällt werde, versichert er. Denn Tannen wachsen weiter, auch wenn ihnen Zweige entfernt werden. Oder man kauft bei einem lokalen Erzeuger Schnittgrün, dies ist in der Regel dann Ausschuss von Weihnachtsbaumplantagen.

Wer zum ersten Mal einen Keinachtsbaum kauft, sollte mit bis zu zwei Stunden für den Aufbau rechnen, Profis schafften es in 30 Minuten, heißt es. Je nach Größe gibt es den Keinachtsbaum ab 139 Euro mit Fuß, dazu kommt Schnittgut ab etwa 20 Euro.

Christbäume zum Leihen

Umweltverbände wie der Naturschutzbund (Nabu) raten von Tannenbäumen im Topf sowie zur Miete ab. Denn sie überlebten oft den Temperaturwechsel vom Freien ins Wohnzimmer und zurück nicht, heißt es. Alexander Häussermann von der Gärtnerei und Baumschule Häussermann kennt diese Kritik, sagt aber, dass es Unterschiede gebe. Einige Firmen würden Leih-Bäume nach der Rückgabe tatsächlich entsorgen, bei ihm in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) überlebten aber 95 Prozent der Leih-Weihnachtsbäume die Ausflüge in fremde Wohnzimmer, sagt er. „Das klappt nur bei Gärtnereien und Baumschulen.“ Denn dort kämen die Bäume im Januar direkt wieder auf den Acker. „Die Bäume halten es maximal drei Wochen aus im Topf“, sagt Häussermann. Und sie könnten sich dann mindestens drei Jahre regenerieren und weiter wachsen, bis sie erneut ausgegraben und verliehen werden.

Der Gärtner rechnet damit, dass er diesen Winter rund 250 Christbäume verleiht. Ein Leih-Baum kostet bei ihm zwischen 50 und 120 Euro, dazu kommen 20 Euro für den Transport. Erstmals verleiht er nicht nur Tannen und Fichten, auch Olivenbäume. Aus Umweltsicht wäre ein Olivenbaum besser, „die kann man ewig im Topf halten“. Allerdings habe er bisher keinen einzigen Olivenbaum verliehen, „die Leute finden das zwar lustig, aber wollen es doch eher klassisch“.

Weihnachtsbäume mit Bio-Siegel

Das Umweltbundesamt rät zu Bäumen aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus ökologischen Weihnachtsbaumkulturen. Hat ein Baum das EU-Biosiegel, könne man sich sicher sein, dass keine synthetischen Pestizide und Mineraldünger beim Anbau verwendet wurden. Und auch bei Bäumen mit Siegeln von Naturland, Bioland oder FSC wird auf Chemikalien verzichtet.

Immer mehr Baumärkte haben ökologische Bäume im Sortiment. Einen umfassenden Überblick liefert die Waldschutzorganisation Robin Wood. Dort waren für Deutschland zuletzt 1034 Verkaufsstellen für Bäume aus ökologischer Herkunft gelistet sowie 109 Produzenten. Eine Übersicht für die eigene Region findet man unter robinwood.de.

Plastikbaum nicht pauschal schlechter

Neben dem Kauf von Weihnachtsbäumen aus ökologischer Erzeugung rät das Umweltbundesamt auch dazu, auf die regionale Herkunft zu achten, um lange Transportwege zu vermeiden. Und: „Die Strecke mit dem Auto vom Händler zu Ihnen nach Hause kann einer oder der größte Posten in der CO2-Bilanz Ihres Baumes sein“, warnt die Behörde. Deshalb sei es für die Umwelt am besten, den Baum zu Fuß oder mit dem Fahrradanhänger beim Händler um die Ecke abzuholen.

Und: Plastik-Weihnachtsbäume seien nicht pauschal schlechter als echte Bäume. Entscheidend sei, wie lange der Baum genutzt werde und wie viele natürliche Weihnachtsbäume eine Plastik-Tanne ersetze, heißt es. Je länger der Baum halte, desto besser sei er für die Umweltbilanz.