Der leibliche Vater des kleinen Gammy saß in Australien drei Monate im Gefängnis - wegen Kindesmissbrauchs. Jetzt ermitteln die Behörden. Ist die gesunde Zwillingsschwester bei dem Paar gut aufgehoben?

Der leibliche Vater des kleinen Gammy saß in Australien drei Monate im Gefängnis - wegen Kindesmissbrauchs. Jetzt ermitteln die Behörden. Ist die gesunde Zwillingsschwester bei dem Paar gut aufgehoben?

 

Perth/Bangkok - Die Kinderschutzbehörde in Australien ermittelt Medien zufolge im Fall der Leihmutter-Zwillinge aus Thailand. Hintergrund ist wohl, dass der biologische Vater wegen Kindesmissbrauchs drei Monate im Gefängnis gesessen hat. Es gehe um die Sicherheit und das Wohlergehen des sieben Monate alten Mädchens in der Obhut des Ehepaars, sagte ein Sprecher der Behörde dem Sender ABC am Mittwoch. Die 21-jährige thailändische Leihmutter hat sich inzwischen mit dem behinderten Zwillingsbruder Gammy aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Unterdessen bahnt sich auch in Deutschland eine Diskussion um eine Legalisierung der Leihmutterschaft an. Unter Umständen sollte das bestehende Verbot aufgehoben werden, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Standesbeamten, Jürgen Rast.

Der Vater der in die Schlagzeilen geratenen Zwillinge ist Berichten zufolge wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Er verbüßte eine dreimonatige Gefängnisstrafe. David Farnell habe zwei Mädchen unter 10 Jahren belästigt und ein 13-jähriges Kind, hatte die Zeitung „Australian“ unter Berufung auf Gerichtsunterlagen gemeldet. Mitarbeiter einer Kinderschutzbehörde hätten das Haus der Familie Farnell am Dienstagabend (Ortszeit) aufgesucht, ohne diese aber anzutreffen, berichtete der Channel Nine News.

Die Leihmutter Pattaramon Janbua wirft dem 56-jährigen Australier und seiner Frau vor, Baby Gammy wegen seiner Behinderung im Stich gelassen zu haben. Der Junge hat Down-Syndrom (Trisomie 21) und einen Herzfehler. Die Eltern bestreiten die Vorwürfe.

Vater der Leihmutter meldet sich zu Wort

Unterdessen verließen Gammy und die Leihmutter das Krankenhaus in der Nähe von Bangkok. Das Baby befinde sich in guter Verfassung, sagten Krankenhausvertreter.

„Meine Tochter ist sehr aufgebracht“, sagte der Vater von Pattaramon Janbua am Mittwoch. Es sei viel Falsches über sie berichtet worden, sagte Prasong Natongchai. Seine Tochter und das Baby wollten jetzt erstmal an einem geheimen Ort zur Ruhe kommen.

Die 21-Jährige hatte allerdings die Öffentlichkeit selbst gesucht. Sie trat in den vergangenen Tagen in vielen Fernsehinterviews auf und kuschelte mit Baby Gammy vor den Kameras der Weltpresse.

Seine Tochter habe die Leihmutterschaft selbst arrangiert, er habe davon erst erfahren, als sie schon im vierten Monat schwanger war, sagte der Vater. Er habe seine Tochter aber voll unterstützt. „Als sie im siebten Monat war, kam einer von der Leihmutter-Agentur und sagte, eines der Kinder habe Down Syndrom und müsse jetzt mit einer Spritze getötet werden“, berichtete der Vater. „Wir haben uns geweigert, das Baby zu töten.“

Die 21-Jährige, die schon Kinder im Alter von drei und sechs Jahren hat, hatte mit der Leihmutterschaft eigenen Angaben zufolge Schulden abzahlen wollen. Sie soll etwa 10.000 Euro erhalten haben. Sie hatte außerdem Medien und Wohltätigkeitsorganisationen gedankt, die mehr als 200.000 australische Dollar (rund 139.000 Euro) für die medizinische Behandlung von Gammy gesammelt hätten.

Diskussion um Leihmutterschaft in Deutschland

Deutschlands oberster Standesbeamter sprach sich für eine Legalisierung von Leihmutterschaften in bestimmten Fällen aus. Unter Umständen sollte das bestehende Verbot nicht mehr gelten, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Standesbeamten, Jürgen Rast. „Wenn Paare kein Kind bekommen können, ist es meiner Meinung nach aus humanitären Gründen akzeptabel, ihnen doch so diese Möglichkeit zu eröffnen. Wenn das Prinzip der Leihmutterschaft allerdings zum Geschäft ausartet, ist es strikt abzulehnen.“

Die Vermittlung von Leihmüttern ist in Deutschland nach dem Adoptionsvermittlungsgesetz strafbar. Das Embryonenschutzgesetz verbietet Ärzten zudem, Leihmutterschaften zu betreuen. Eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums sagte: „Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass Leihmutterschaft von der Regierungskoalition abgelehnt wird.“ Die Leihmutterschaft wird darin als mit der Würde des Menschen unvereinbar angesehen. Änderungen beziehungsweise Lockerungen in dieser Frage seien derzeit nicht geplant, sagte die Sprecherin.