Das Hallenbad in Leinfelden ist marode, es muss saniert werden. An einem Bürgerdialog in der Filderhalle am Dienstag haben viele teilgenommen, und was sie sich größtenteils wünschen, überrascht sowohl die Stadtverwaltung als auch die Gemeinderäte.

Leinfelden - Gut gefüllt war der kleine Saal der Filderhalle am Dienstagabend. Und es ging nicht um Aufreger wie Flüchtlingsunterbringung oder den überbordenden Verkehr. Es ging schlicht und einfach darum, wie das marode, mehr als 50 Jahre alte Hallenbad in Leinfelden saniert und umgebaut werden kann. „Dessen Lebensdauer scheint sich dem Ende zuzuneigen“, sagte Roland Klenk angesichts der technischen Probleme in der Anlage. Zu keiner Zeit habe jedoch eine Schließung angestanden, betonte der Oberbürgermeister. Vielmehr stehe das Thema bei der Verwaltung ganz oben auf der Tagesordnung. „Der heutige Abend ist der offizielle Auftakt und sicher nicht die letzte Befassung der Bürgerschaft mit diesem Thema.“

 

Kürzlich hatte Eva Noller im Technischen Ausschuss mehrere Möglichkeiten vorgestellt, wie das Bad erneuert werden kann. Die 2014 gemachten und unter anderem wegen Personalknappheit auf Eis gelegten Überlegungen der Stadtverwaltung präsentierte die Baubürgermeisterin noch einmal und ergänzte diese um eine aktualisierte Variante. Diese würde ein Lehrschwimmbecken sowie ein Kinderbecken enthalten und nach einer groben Schätzung 12,5 Millionen Euro kosten. Eine Sauna ist bei dieser Überlegung jedoch nicht mehr vorgesehen und wurde von der Mehrheit der Stadträte bei der Sitzung im Februar auch für nicht so wichtig befunden. Laut Noller sei eine Sauna auch „sehr unwirtschaftlich“.

„Wir brauchen keinen Wellnesstempel“

Da waren jedoch viele Besucher der Bürgerinformation anderer Meinung. „Ich würde die Sauna vermissen“, sagte eine Zuhörerin, sie hätte sonst keinen Grund mehr, das Bad zu besuchen. „Man braucht an der bestehenden Sauna nichts machen, allenfalls die Technik modernisieren“, bekundete eine weitere Bürgerin. Doch das war eigentlich schon der einzige Punkt, an dem die bisherigen Überlegungen der Stadtverwaltung mit denen von Bürgern überkreuz gingen.

Denn die Menschen scheinen mit dem Bad sehr zufrieden zu sein. „Wir brauchen keinen Wellnesstempel, sondern ein gemütliches und kleines Bad, wie wir es bereits haben und in dem man gut schwimmen kann“, brachte es ein Zuhörer auf den Punkt. Lob gab es auch für das Personal. „Die machen einen hervorragenden Job“, hieß es aus dem Publikum. Bei der DLRG kommt der Vorschlag, ein Lehrschwimmbecken zu integrieren, hervorragend an. „Das bietet uns die Möglichkeit für weitere Kurse“, betonte der Vorsitzende Gerald Andelfinger. Sein Vorgänger Michael Scholl hält das Becken sogar für „elementar wichtig“. Und ein Mitglied der Jugendvertretung machte sich für ein Außenbecken stark. Das sei für Jugendliche interessant, die weniger ihre Bahnen ziehen, sondern eher draußen liegen wollten.

Voller Saal beim Bürgerdialog Foto: Thomas Krämer

Zuspruch gab es von allen Seiten, dass die Stadt nicht wie viele andere Kommunen das in die Jahre gekommene Bad einfach schließe, sondern für einen zweistelligen Millionenbetrag sanieren wolle. Schließlich kostet auch der laufende Betrieb pro Jahr mehr als eine Million Euro, wie Noller zuvor vorgerechnet hatte. Das entspricht einem Deckungsgrad von rund 20 Prozent.

Erste Ergebnisse könnte ein Fragebogen bringen

„Ich bin positiv überrascht von der hohen Sachkompetenz und den zahlreichen Wortmeldungen“, sagte FDP-Stadtrat Wolfgang Haug am Ende der Veranstaltung und regte einen Runden Tisch mit allen Beteiligten an. Auch Claudia Zöllmer (CDU) verwendete das Wort „überrascht“, bezog sich dabei aber auf den Wunsch vieler Zuhörer, die Sauna zu erhalten – was auch Wolfgang Vohl (Freie Wähler) und Erich Klauser nach eigenem Bekunden nicht gedacht hätten. Der SPD-Fraktionschef forderte zudem dazu auf, die Badsanierung zügig anzugehen.

Die Stadtverwaltung werde nach Worten Klenks nun mit Besuchern, Schulen und Vereinen Gespräche über deren Wünsche und Bedürfnisse führen. Erste Ergebnisse könnte ein Fragebogen bringen, der von Bürgern erstellt und bei der Veranstaltung ausgelegt und nun von der Stadtverwaltung ausgewertet werden soll. Dann folgen die weiteren Schritte. Rund drei Jahre würden Planung und Modernisierung des Leinfelder Hallenbads dauern, rechnete Noller vor. Sie geht von einer Schließzeit von eineinhalb Jahren aus. Ob in diesem Zeitraum das Goldäcker-Bad für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden kann, ist noch unklar.

Er nehme aus der Bürgerinformation mit, dass niemand etwas Gesponnenes wolle, sagte Klenk zufrieden. „Und das ist in der heutigen Zeit viel wert.“