Auf Wunsch des Königs: Die SL Rasch GmbH aus Leinfelden-Echterdingen baut in Saudi-Arabien die größte Turmuhr der Welt. Dass das Land wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, ficht den Geschäftsführer Bodo Rasch nicht an.

Leinfelden-Echterdingen/Mekka - Es ist ein Bild, das den Atem raubt. Hunderte Meter über dem Erdboden balancieren Arbeiter auf einem Metallgerüst, unten bewegen sich die Pilger gegen den Uhrzeigesinn um das Allerheiligste des Islam. Die Kaaba ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee von Mekka. Der Kubus, der eine so hohe spirituelle Bedeutung für Muslime hat, wirkt von dieser Höhe aus fern, aber das kann den imposanten Eindruck nicht schmälern.

 

Das saudische Königshaus hat in unmittelbarer Nähe zu der heiligen Stätte einen Turm der Superlative errichtet. Generalplaner der Uhr auf dem 607 Meter hohen Gebäude ist die SL Rasch GmbH aus Leinfelden-Echterdingen. 2006 erhielt sie den Auftrag, auf dem 450 Meter hohen Wolkenkratzer ein weiteres Bauwerk zu errichten . Denn dem saudischen Königshaus reichte das Hochhaus allein nicht. Obendrein sollte noch eine Uhr auf das Gebäude. Obwohl der Bau des Turms bereits im vollen Gange war . Die deutsche Firma machte sich dennoch mit Partnern ans Werk, holte insbesondere die Calwer Firma Perrot als Turmuhrenspezialisten ins Boot. Seit 30 Jahren produziert das Unternehmen Leichtbauten und Sonderkonstruktionen. Das Bauwerk musste aber nicht nur leicht sein, sondern auch stabil genug, um eine Uhr mit 23 Meter langen Zeigern und vier jeweils 21 Tonnen schwere Antrieben für die Zeiger zu tragen. Als Vorbild diente der Firma der Pariser Eiffelturm. Er sei so gebaut, dass die einwirkenden Kräfte direkt von der Turmspitze zu einer breiter werdenden Basis strömen, erklärt eine Sprecherin der Firma. Gleiches gilt für die „Makkah Clock“ genannte Konstruktion aus Stahlprofilen und Beton.

Der Eiffelturm als Vorbild

Als besonders herausfordernd erwiesen sich die Bauarbeiten in luftiger Höhe und bei extremen Außentemperaturen. Die Kräne auf dem Turm vermochten lediglich ein Gewicht von maximal 16 Tonnen zu heben. Die Antriebe für die Uhrzeiger mussten in zwei Teile zerlegt und in mehr als 400 Meter Höhe auf den hundertstel Millimeter genau wieder zusammengesetzt werden. Als angenehm und relativ problemlos beschreibt Bodo Rasch, der Geschäftsführer des Unternehmens, bei der Vorstellung des Projekts im Theaterhaus die Zusammenarbeit mit den internationalen und saudischen Partnern in Mekka. Für ihn als Muslim war es kein Problem, dass an den Heiligen Stätten sich nur Gläubige aufhalten können. Andere Partner in Europa hätten online gearbeitet. „Das ist im Internetzeitalter ja kein Problem“, sagte Rasch.

Ein Monument für die Monarchie

Keine Bauchschmerzen bereitet dem Geschäftsführer, der seit Jahrzehnten im Königreich tätig ist, auch die Tatsache, das sich die saudische Monarchie mit dem für mehrere Hunderte Millionen Euro errichtete Turm ein Monument gesetzt hat. Die Kritik von internationalen Organisationen Vorwürfen wegen massiven Menschenrechtsverletzungen hält er für nicht objektiv. „Da kommt Deutschland auch nicht so gut weg“, sagt er. Rasch betont dagegen die gute Kooperation mit den Saudis. Ein Gast auf seinem Empfang kommentiert: „Großbauprojekte gehen in Diktaturen eben einfacher als bei uns.“