In voller Montur haben Feuerwehrleute aus Leinfelden-Echterdingen am Wochenende ihre Besorgungen erledigt. Der aufsehenserregende Besuch im Supermarkt verfolgt ein ganz bestimmtes Ziel.

Stetten - Zwischen Chips, Toilettenpapier und Obst rollt ein Einkaufswagen durch den Gang. Darin stapeln sich Toastbrot, Käse und Nudeln: Erst mal nichts, was an einem Samstagmorgen Aufsehen erregt. Eine Kundin schaut um die Ecke: Während ihr Blick vom fremden Wagen aus nach oben wandert, bleibt sie überrascht stehen. Die Hände, die den Wagen schieben, stecken in dicken Handschuhen. Sie sind noch das Unauffälligste an dem außergewöhnlichen Einkäufer. Er steckt in einer dicken, roten Jacke und trägt eine Atemschutzmaske. In seiner Jackentasche steckt eine Lampe, auf dem Rücken trägt er eine Atemluftflasche.

 

Nein, im Supermarkt hat es nicht etwa gebrannt. Trotzdem stand die Stettener Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen am Samstag um 8 Uhr morgens mit dem Löschfahrzeug auf dem Parkplatz vor der örtlichen Lidl-Filiale bereit. Der Befehl lautete dieses Mal nicht: „Wasser marsch!“ Stattdessen waren die Feuerwehrleute auf einer völlig anderen Mission unterwegs: Sie wollten auf ihre Arbeit aufmerksam machen.

Wo sind die Familien samstags am Vormittag?

Um neue Mitglieder zu werben, wollte Carsten Zander dieses Mal eine große Aktion starten. Er ist der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr in Leinfelden-Echterdingen. „Wenn wir auf uns aufmerksam machen wollen, bietet sich Samstagmorgen an. Und wo findet man die Familien dann? Im Supermarkt!“

Also schrieb der Feuerwehrmann die lokale Filiale an – und bekam auch gleich den Zuspruch vom Verkaufsleiter Christoph Bittmann. Der war nämlich selbst schon mal in einer brenzligen Situation auf die Hilfe der Männer in Rot angewiesen. Vor vier Jahren begann ein Flurförderfahrzeug, auch Ameise genannt, zu qualmen. Die Angestellten schoben die Gerätschaft, die normalerweise Lebensmittel von A nach B transportiert, schnellstmöglich an die frische Luft, wo sie dann Feuer fing. Dass nichts Schlimmeres passierte, verhinderte die Freiwillige Feuerwehr.

Dafür ist Bittmann den Ehrenamtlichen noch heute dankbar: „Ich finde es toll, dass Leute ihre Zeit opfern und sich für andere einsetzen.“ Dass die Feuerwehrleute bei ihm für neue Mitglieder werben, war für ihn deshalb eine Selbstverständlichkeit: „So kann man sich innerhalb der Gemeinde gegenseitig unterstützen.“

Es braucht weitere Freiwillige

Damit Einsätze wie der vor vier Jahren im Stettener Supermarkt glimpflich ausgehen, braucht es Menschen, die sich freiwillig engagieren – und das neben ihrer tagtäglichen Arbeit im Job. Im Moment sei man personell mit um die 50 Leute zwar gut aufgestellt, sagt Zander. Doch wer einen Einsatz durchrechnet, bekommt schnell einen Eindruck davon, wie viele Einsatzkräfte man braucht: Ein Löschzug besteht aus zwei Löschfahrzeugen, in denen jeweils neun Leute sitzen. Hinzu kommen eine Drehleiter und ein Einsatzwagen. Insgesamt zählt ein Löschzug also 22 Einsatzkräfte. Bei großen Brände werden oft auch mehrere Löschzüge eingesetzt. „Bisher haben wir es immer geschafft, die Brände zu löschen. Aber wir müssen an die Zukunft denken. Mehr Leute sind eine Entlastung für uns alle.“

Vier Stunden lang liefen die Feuerwehrmänner durch den Supermarkt, sprechen Kinder und Eltern an und informierten über Brandursachen. Gelohnt habe sich das allein schon dadurch, dass die Einkaufenden etwas über die Feuerwehr erfahren haben, sagt Zander. „Super erfolgreich sind wir, wenn die Leute sich danach bei uns melden und mitmachen wollen.“

Wer bei der Stettener Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen aktiv werden möchte, kann zum Kennenlernen vorbeikommen. An den Freitagen, 23. und 30. November, gibt es dafür im Feuerwehrhaus, Weidacher Steige 31, von 20 Uhr an die Möglichkeit. Mehr Infos sind auf der Webseite unter www.feuerwehr-le.de zu finden.