Die historische Mitte von Echterdingen soll saniert werden. Die Stadt hat am Dienstag erstmals Grundstückbesitzer, Mieter, Pächter und Gewerbetreibenden des Gebietes dazu informiert. Im Mai ist ein Workshop geplant.

Echterdingen - Das Interesse am geplanten Sanierungsgebiet „Historische Mitte Echterdingen“, das gerade einmal zwölf Hektar umfasst, scheint groß zu sein. Gut 120 Bürger – Grundstücksbesitzer, Mieter und Pächter sowie Gewerbetreibende – sind am Dienstagabend zur Auftaktveranstaltung in die Echterdinger Zehntscheuer gekommen. Die Stühle im Bürgersaal waren schnell belegt. Es mussten sogar noch weitere Sitzgelegenheiten aufgestellt werden.

 

Mit Oberbürgermeister Roland Klenk, Planungsamtsleiter Philipp Schwarz sowie den Stadtplanern Arun Gandbhir (Büro Steg Stadtentwicklung GmbH) und Albrecht Reuß (Büro Citiplan) sprachen gleich vier Männer über den Sinn und Zweck des Sanierungsgebietes. Sie forderten die Anrainer ausdrücklich zum Mitwirken auf.

Der Gemeinderat hatte Mitte November grünes Licht für vorbereitende Untersuchungen durch die beiden Planungsbüros gegeben. Nun werden Anwohner und Eigentümer befragt. Die Stadtverwaltung bemüht sich hier um eine sehr frühe Bürgerbeteiligung. OB Klenk formulierte dies so: „Wir stehen heute am Anfang des Beginns“. Es sei also noch gar nichts entschieden.

Stadt geht mit Postkarten auf Ideenfang

Die Ideen der Bürger sollen nun gesammelt und ausgewertet werden. Die Verwaltung hat dafür spezielle Postkarten drucken lassen. Fragebogen für Mieter und Eigentümer lagen bei dem Informationsabend aus. Sie werden den Bürgern, die in diesem Gebiet leben, aber auch noch zugeschickt. Am 4. Mai sollen diese Anregungen bei einem Bürgerworkshop weiterentwickelt werden.

Stadtplaner Arun Gandbhir sagte: „Je mehr Antworten wir bekommen, umso genauer können wir planen und umso besser können wir das Sanierungsgebiet zuschneiden.“ Die Büros werden aus den gewonnenen Erkenntnissen einen Rahmenplan für das Sanierungsgebiet „Historische Mitte Echterdingen“ entwickeln und durch ein Maßnahmen- und Finanzierungskonzept ergänzen. Das Ergebnis wird dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt.

Oberbürgermeister Roland Klenk sagte am Dienstag den Bürgern: „Die historische Mitte Echterdingens soll für die Zukunft gesichert und wo möglich noch besser gemacht werden.“ Die charakteristischen Punkte sollen erhalten werden.

Schon seit Längerem gibt es städtebauliche Defizite nördlich und südlich des Echterdinger Rathauses. Die Straßen rund um die Stephanuskirche sollen verbessert werden. Die Anbindung der Ortsmitte an die S-Bahn soll insbesondere für Fußgänger und Radfahrer optimiert werden. „Auch die Barrierefreiheit ist ein wichtiger Punkt“, sagte Amtsleiter Schwarz am Dienstag in der Echterdinger Zentscheuer. Die Aufenthaltsqualität für Alt und Jung solle verbessert werden, die Schulwege sollen sicherer werden. Gleichzeitig müsse aber auch das Wohnen im Zentrum gestärkt werden.

Häuser dämmen, Fenster und Türen austauschen

Öffentliche und auch private Gebäude sollen aufgehübscht werden. Es können sich also auch private Eigentümer bei der Sanierung finanzielle Unterstützung holen. Förderfähig sind beispielsweise eine Verbesserung der Haustechnik, eine neue Wärmedämmung, ein Austausch von Fenstern und Türen. Auch ein Abbruch kann bezuschusst werden, allerdings kein Neubau. Wie hoch die privaten Zuschüsse ausfallen werden, ist noch unklar. OB Klenk sagte aber: „Bei guten Ideen ist das Land bereit, immer wieder aufzustocken.“ Und: „Die Allermeisten werden zufrieden gestellt werden.“ Den Bürgern wurde am Dienstag aber auch mit auf den Weg gegeben: „Wenn Sie ihr Haus umbauen wollen, tun Sie es jetzt nicht, sondern erst, wenn Sie einen Vertrag mit der Stadt dazu vereinbart haben.“

Reuß vom Büro Citiplan beschrieb am Dienstag die Struktur in Echterdingen als noch dörflich. Es gebe viele grüne Freiräume rund um die Gebäude. So könnten zum Beispiel auch Vorgärten und Höfe zu förderfähigen Maßnahmen in dem Sanierungsgebiet werden.

Das alles aber braucht seine Zeit – Planer Gandbhir geht von mindestens acht Jahren aus. Auch das Finanzielle ist beachtlich. Das Büro Steg Stadtentwicklung schätzt, dass sich die gesamten Kosten für das Sanierungsgebiet auf 7,4 Millionen Euro belaufen könnten. Laut Stadt will das Land bisher 1,8 Millionen Euro zuschießen. Von der Stadt kommen bisher 1,2 Millionen Euro. Mit diesen drei Millionen will man vorerst in das Sanierungsvorhaben starten. Gefördert wird das Vorhaben durch das Programm Soziale Stadt.

Ohne Grün nur Beton

Eine Zuhörerin kritisierte, dass private Grünflächen aus Sicht der Planer nichts anderes seien, als bebaubares Gelände. Sie sagte: „Wenn gar kein Grün da wäre, wären Städte völlig auf Beton gebaut.“ Dazu sagte Klenk: „Dies soll kein Startschuss für ein neues Bauprojekt sein.“ Echterdingen solle vielmehr lebenswert bleiben.

Ein Mann machte darauf aufmerksam, dass Eigentümer, die große Grundstücke behalten wollen, möglicherweise Ausgleichsbeträge zu zahlen haben. Der Hintergrund: Wenn saniert wird, können die Bodenwerte steigen. Grundstücke gewinnen an Wert. Dies bremste Stadtrat Hans Huber mit den Worten ein: „Das was Sie sagen, ist vielleicht in zehn Jahren relevant. Sie bringen einen völlig falschen Zungenschlag in die Veranstaltung.“