Leinfelden-Echterdingen muss, wie viele Kommunen, aufgrund der Corona-Krise sparen. Die Erweiterung der Echterdinger Goldwiesenschule kommt deshalb vorerst nicht. Das heißt: Provisorien müssen dort länger halten als gedacht.

Leinfelden-Echterdingen - Der Goldwiesen-Container steht zwischen Schulgelände und Lehrerparkplatz und damit quasi im Gebüsch. Schüler der Echterdinger Goldwiesenschule werden in diesem Zweckbau seit vielen Jahren nachmittags betreut. Mangels einer Schulmensa essen sie dort auch zu Mittag. Das Gebäude war einst als Provisorium gedacht. Nun steht fest, dass Lehrer und Schüler mindestens noch zwei Jahre – wenn nicht sogar länger – mit diesem und anderen Kompromissen leben müssen. Die Schulleiterin Carolin Schüler beschreibt die Container-Situation gerade jetzt als „echt schwierig“ und „brennend“. Auch deshalb, weil viele Eltern nach der Corona-Zwangspause ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Aus organisatorischen Gründen fangen jetzt sämtliche Klassen fast zur gleichen Uhrzeit mit dem Unterricht an. Der Parkplatz wird zur überfüllten Bring- und Hol-Station. Schulkinder versuchen, zwischen rangierenden Fahrzeugen, ihren Weg in und aus der Schule zu finden.

 

Die Stadt hat entschieden, den Umbau und die Erweiterung der Schule zu schieben, obwohl es bereits ganz konkrete Pläne gegeben hatte. Ein Anbau sollte Platz für weitere Klassenräume und die Schulkindbetreuung bieten. Bei einem Architekten-Wettbewerb ging ein Entwurf als Sieger hervor, von dem Baubürgermeisterin Eva Noller sagt: „Das Schöne daran ist, dass sich Alt- und Neubau so ergänzen, dass das Ganze wie ein Neubau wirkt.“

Auch an der eher unschönen Situation der Schultoiletten, die laut FDP-Stadtrat Wolfgang Haug seit Jahrzehnten besteht, wird sich vorerst nichts ändern. Die Mädchen und Jungen haben insgesamt nur drei Klos, auf die sie während des Unterrichts gehen können, erläutert die Rektorin. Denn nur diese können vom Schulgebäude aus betreten werden. Die anderen Toiletten sind ausschließlich vom Schulhof her zugänglich. Sie können so nur während der Pausenzeiten geöffnet werden. An der Schule gibt es laut der SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels einem „erheblichen Sanierungsbedarf“.  „Schimmel, marode Fenster, hier können wird nicht zuwarten“, sagte sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Dach war auch schon undicht, wurde aber bereits repariert, wie Carolin Schüler sagt.

Familien kehren L.-E. den Rücken

Die Erweiterung der Goldwiesen-Schule wird zum einen geschoben, weil sich aufgrund der Corona-Krise die finanzielle Lage der Stadt dramatisch verschlechtert hat. Zudem hatte die Verwaltung bereits im Frühjahr festgestellt, dass die Schülerzahlen in diesem Gebiet nicht ganz so rasant wachsen wie zunächst angenommen. Sie hatte Zahlen präsentiert, die nahelegen, dass viele Familien, deren Kinder kurz vor der Einschulung stehen, der Kommune den Rücken kehren. Im Jahr 2019 waren insgesamt 60 Kinder mehr aus L.-E. weggezogen als hergezogen sind.

Die Vermutung: Bei der Suche nach einem bezahlbaren Eigenheim werden frisch gegründete Familien im Stadtgebiet nicht fündig. „Man kann zumindest spekulieren, dass es einen Großteil raus aus dem Stuttgarter Ballungsraum zieht, weil es sich dort günstiger wohnen lässt“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell dazu. Bereits damals hatte Noller erklärt, dass man nun zwar den Umbau der Echterdinger Zeppelinschule weiter vorantreiben wolle, bei der Goldwiesenschule aber etwas Zeit gewonnen habe. In der Gemeinderatssitzung sagte Kalbfell nun: „Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir mit dieser Schule noch etwas zuwarten.“

Statistiker soll Klarheit bringen

Nun hat die Verwaltung erst einmal einen Statistiker beauftragt, die Bevölkerungsvorausrechnung der Stadt auf den aktuellen Stand zu bringen. Denn nur so könne der künftige Bedarf an neuen Klassenräume exakt bestimmt werden. Noller rechnet damit, dass die Zahlen im Herbst auf dem Tisch liegen. Dann könne man auch sagen, wie es mit der Goldwiesenschule weitergehen soll.

An der Schule ist jeder Raum belegt, es gibt große Klassen. Noch komme man irgendwie zurecht, erklärt Carolin Schüler. Sie hofft, dass der Umbau nicht so lange geschoben wird, dass man dann wieder ganz von vorne anfangen muss. Laut Bürgermeisterin Noller will man an den Plänen des ausgewählten Büros festhalten. Sie sagt: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Projekte später starten, als dies zunächst geplant war“, sagt sie. Bestes Beispiel dafür sei das Projekt Stuttgart 21.