Immer wieder finden Supermarkt-Kunden am Neuen Markt keinen Parkplatz. Denn auch Anwohner und S-Bahn-Fahrer parken dort. Wem gehören die Stellflächen eigentlich?

Leinfelden-Echterdingen - Freitagvormittag in Leinfelden: Viele Menschen wollen ihre Wochenendeinkäufe erledigen. Vor dem Edeka-Markt am Neuen Markt herrscht reger Betrieb. Fast alle der rund 50 Parkplätze sind belegt, wie an vielen anderen Tagen auch. Nur die Stellflächen für Behinderte sind noch frei. Manch einer stellt deshalb sein Fahrzeug direkt vor dem Laden ab.

 

Wolfgang Schmidt hebt gerade einen Bierkasten in den Kofferraum seines Wagens. Der Mann kauft gerne am Neuen Markt ein. „Immer dann, wenn ich auf der Durchreise bin“, sagt er. Heute hatte Schmidt Glück. Er hat auf die Schnelle einen freien Stellplatz ergattern können. Das aber sei nicht immer so. „Erst gestern habe ich keinen Parkplatz gefunden.“ Das Problem: „Wer dreimal im Kreis fährt, fährt vielleicht woanders hin.“

Eine andere Frau bestätigt Schmidts Beobachtungen. Auch sie hat hier schon öfters keinen freien Stellplatz gefunden. Ihre Erklärung: „Ich denke, dass hier auch viele Leute parken, die nicht zum Einkaufen gehen, sondern vielmehr ihr Auto abstellen und dann mit der S-Bahn weiterfahren.“ Der Supermarkt liegt nicht weit entfernt von der nächsten Haltestelle.

Der Geschäftsführer notiert die Kennzeichen

Willi Bauer, der Geschäftsführer des Ladens, kennt das Problem nur zu gut. „Hier parken städtische Mitarbeiter, Leute, die zur S-Bahn gehen, und auch Anwohner“, sagt er. Bauer fasst die Gruppe unter dem Begriff „Dauerparker“ zusammen. Der Geschäftsmann notiert sich morgens die Kennzeichen. „Ich bin jeden Tag draußen“, sagt er. Er kontrolliert abends, ob die Auto dann noch immer am gleichen Fleck stehen. Private Sicherheitsleute will er keine einsetzen. Er steckt lieber selbst Zettel hinter die Scheibenwischer der Fahrzeuge. Er weist die Autofahrer auf diesem Weg daraufhin, dass es sich hier um Parkplätze für Supermarktkunden handele und sie nicht das Recht haben, dort den ganzen Tag zu parken. Die Hinweise aber bleiben meist wirkungslos.

Mehr kann Willi Bauer nicht tun. Denn: „Zunächst muss geklärt sein, wem die Parkplätze gehören“, sagt er. Er hat einen Anwalt eingeschaltet. Seit einem dreiviertel Jahr ist er im Austausch mit der Stadt – insbesondere mit Bürgermeisterin Eva Noller. Denn sie sagt, dass die Stellflächen der Stadt gehören. „Die Parkplätze am Edeka sind öffentlich“, sagt Eva Noller auch auf Nachfrage unserer Zeitung.

Auch neue Kunden müssen irgendwo parken

Der Geschäftsmann will einen Streit mit der Stadtverwaltung vermeiden. Dennoch ist er der festen Überzeugung, dass die Stellplätze einer Investorengruppe und damit nicht der Stadt gehören. Zudem kommt, dass auf der anderen Seite der S-Bahn-Gleise in den kommenden Jahren das neue Quartier Schelmenäcker heranwachsen wird. Hunderte neue Mitbürger sollen dort einmal wohnen. Bauer verspricht sich von dem Viertel ein deutliches Mehr an Kunden. Und auch diese Menschen müssen irgendwo parken, wenn sie in seinem Laden einkaufen wollen.

Bauer zahlt monatlich eine gewisse Summe an die Supermarktkette Edeka. Diese Pacht gelte für die Ladenfläche, das Lager und auch die Parkplätze. Er sagt: „Ich bin Kaufmann, ich habe hier meine Existenz.“ Und: „Der Supermarkt lebt von Kunden und diese brauchen Parkplätze.“

Doch Eva Noller erklärt unserer Zeitung: „Die Pacht gilt für den gesamten Supermarkt, nicht für die Stellplätze.“ Demnach dürften dort auch Anwohner und städtische Mitarbeiter parken. „Wenn das so ist“, sagt Willi Bauer dazu, dann möchte er dies gerne schwarz auf weiß haben. Denn dann sei es auch die Stadt, die im Winter den Schnee vom Parkplatz räumen müsse, und die Stadt wäre im Sommer auch für die Gartenpflege zuständig. Bisher aber wartet der Geschäftsmann noch auf ein solches Schreiben.