Die Stadt Leinfelden-Echterdingen denkt sich derzeit viele Veränderungen für den Neuen Markt aus. Dabei zeigt ein Besuch vor Ort: Die, die das Ganze betrifft, sind gar nicht so unzufrieden mit dem Status quo.

Leinfelden - Platz des himmlischen Friedens – so wird der Neue Markt in Leinfelden von manchen – auch von Stadträten – genannt. Und es ist spöttisch gemeint. „Das hat noch nie gestimmt und jetzt erst recht nicht“, sagt Sabine Seiffert, die dort seit dem Bau des Platzes 1992 ihre Buchhandlung betreibt. Seit einiger Zeit blickt sie durch ihr Schaufenster auf Tröge mit bunten Blumen und Phoenix-Palmen. „Das sieht schön aus, auch die Resonanz von den Kunden ist positiv“, sagt die Buchhändlerin, die von einem guten Standort für ihr Geschäft spricht.

 

Die Pflanzen sind Teil eines Zwei-Stufen-Plans, mit dem die Stadtverwaltung die Aufenthaltsqualität auf dem eher nüchtern wirkenden Neuen Markt erhöhen will. Das Vorhaben hatte Katja Siegmann, die Leiterin der Abteilung Umwelt und Grünflächen der Stadtverwaltung, schon im Dezember im Technischen Ausschuss ausgeführt – woran sich einige Stadträte in der Gemeinderatssitzung Anfang dieser Woche nicht mehr erinnern konnten und deshalb darüber klagten, so schnell entscheiden zu müssen.

Auch vollautomatische Schirme sind vorgesehen

Möglichst rasch sollen als weiterer Teil der Neugestaltung des Platzes nun noch mobile bunte Sitzbänke aus Kunststoff aufgestellt werden, außerdem einige klassische Holzbänke. „Die bunten Bänke standen kürzlich wohl probeweise auf dem Platz und wurden gut genutzt“, sagt Buchhändlerin Sabine Seiffert. Dazu kommen Fahrradständer und zwei optisch ansehnliche Mülleinhausungen.

In einer zweiten Stufe, die für kommendes Jahr geplant ist, sollen vollautomatische Schirme aufgestellt werden und Schutz vor Sonne und Regen bieten. Lampen – möglicherweise in die Schirme integriert – könnten dann abends den Platz in ein schöneres Licht rücken, und Spielgeräte sollen Eltern mit Kindern auf den Neuen Markt locken, so die Idee.

Das Ziel: Mit dieser Umgestaltung will man mehr Menschen auf den Platz bringen. Ob das ausreicht, wird von einigen Stadträten bezweifelt. „Das macht den Platz zwar schöner, bringt aber keine Leute“, sagte Judith Skudelny (FDP), die die Ausgabe in Höhe von 150 000 Euro für ein solches Konzept nicht überzeugt. „Die Erhöhung der Aufenthaltsqualität setzt Aufenthalt voraus“, ergänzte Jürgen Kemmner, der Fraktionsvorsitzende von L.E. Bürger/FDP, in der Sitzung. Ihm fehlen die Frequenzbringer.

Das Eiscafé sei bei gutem Wetter gut besucht

Dies kann Sabine Seiffert indes nicht nachvollziehen. „Wir haben hier Stadtbibliothek, Volkshochschule, Senioreneinrichtungen, Gastronomie, Fachgeschäfte und einen großen Lebensmittelmarkt“, sagt die Einzelhändlerin. Das sieht Daniela Müller vom benachbarten Parfümerie- und Modegeschäft genauso. „Ab mittags ist das Eiscafé auf dem Platz gut besucht“, sagt sie und lobt die Begrünung, wünscht sich sogar noch Bäume an der Straße als sichtbaren Abschluss des Platzes.

Doch die Geschäftsleute äußern noch weitere Wünsche. Gustav Bertram, der nur ein paar Meter vom Neuen Markt entfernt wohnt und selbst oft dort ist, möchte am liebsten die Autos verbannen. „Die machen Lärm, und die Abgase stören auch, wenn man hier auf dem Platz sitzt“, kritisiert er. Dieses Manko wird jedoch bald der Vergangenheit angehören. Denn Teil des Plans ist es, dass zur Straße hin zwei Parkbuchten für Anlieferer geschaffen werden und der Platz für Autos gesperrt wird. Das hatte die Stadtverwaltung als zentrale Voraussetzung für die Aufwertung des Platzes gesehen. Besser sein könnten nach Worten von Daniela Müller die Parkmöglichkeiten. „Die bestehenden Parkplätze werden oft den ganzen Tag lang mit den Autos von Leuten blockiert, die in der Nähe arbeiten. Und das, obwohl die Parkdauer auf zwei Stunden begrenzt ist“, wie sie sagt.

Wie wäre ein regelmäßiger Wochenmarkt?

Sand – wie vom Jugendgemeinderat vorgeschlagen – und mehr Veranstaltungen, so die einhellige Meinung, könnten einen weiteren Beitrag leisten, um den Platz aufzuhübschen. Und ein Wochenmarkt. „Da war richtig was los, als im vergangenen Jahr die Marktstände einmalig aufgebaut worden sind“, erzählt Seiffert.

Die ausufernde Diskussion im jüngsten Gemeinderat brachte Claudia Zöllmer (CDU) und Erich Klauser (SPD) in Wallung. „Wir haben auch Bedenken, aber lasst es uns doch einfach mal versuchen“, so der SPD-Fraktionschef, der hier mit dem OB auf einer Linie lag. Roland Klenk beendete den Tagesordnungspunkt mit der Suche nach Gemeinsamkeiten, um die Umgestaltung noch vor dem Sommer weiter voranbringen zu können. „Falls die Sitzmöbel nicht angenommen werden, könnten diese auch in Schulen aufgestellt werden“, so Klenk. Denn den Jugendlichen hätten sie gefallen.