Monatelanges Homeschooling hat auch in Leinfelden-Echterdingen Spuren hinterlassen. Wie groß sind die Wissenslücken, und wie viel Förderung brauchen die Schülerinnen und Schüler nun?

Leinfelden-Echterdingen - Das monatelange Lernen der Schüler von zu Hause aus hat Spuren hinterlassen. Wie groß die Lernlücken sind, die sich aufgrund von Homeschooling, Wechselunterricht und Unterrichtsausfällen während des Lockdowns aufgetan haben, wird sich in wenigen Wochen zeigen. Zumindest dann, wenn die Pandemie es zulässt, dass sich Lehrer und Schüler im neuen Schuljahr täglich im Klassenzimmer begegnen dürfen, Prüfungen und Tests abgehalten werden können, die Noten nicht mehr aus dem Bauch heraus gemacht werden müssen.

 

Die SPD-Fraktion in Leinfelden-Echterdingen – allen voran Stadträtin Barbara Sinner-Bartels – macht sich Sorgen. „Viele engagierte Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern haben versucht, mit hoher Kreativität und Flexibilität nach Kräften das Beste aus der Situation zu machen“, hat sie in einem Brief an Oberbürgermeister Roland Klenk geschrieben. „Jetzt mehren sich Berichte in der Presse, wonach doch ein erheblicher Teil der Schülerinnen und Schüler beträchtliche Probleme haben, die gesteckten Lernziele zu erreichen.“ Das aber könne sich die Gesellschaft nicht leisten, denn Bildung sei ein Grundrecht.

So viele Schüler nehmen an den Lernbrücken teil

In Leinfelden-Echterdingen nehmen von knapp 3700 Schülerinnen und Schülern 242 an den Lernbrücken , einem Förderprogramm des Landes, teil. Kinder und Jugendliche holen in den letzten beiden Sommerferienwochen versäumten Unterrichtsstoff in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen nach. Lehrer haben die Teilnehmer dafür vorgeschlagen. Zudem bietet die Kleesattel-Stiftung mit Sitz in Degerloch gemeinsam mit der Volkshochschule Leinfelden-Echterdingen bis zu 25 kostenlose Kurse für Schülerinnen und Schüler an, um coronabedingte Lerndefizite abzufedern. Dafür konnte jede Familie, die Interesse daran hatte, ihren Nachwuchs anmelden, erklärt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Die Kurse sind zum Teil sehr gefragt, für einige gibt es gar Wartelisten.

SPD hat Zweifel, ob die Förderung reicht

Die SPD-Fraktion lobt diese Initiative. Dennoch will sie wissen: Wird diese Förderung ausreichen? „Wir haben da Zweifel“, sagt Barbara Sinner-Bartels unserer Zeitung. Denn bisher helfe man doch nur einem kleinen Teil der Schülerinnen und Schüler. Aus Stuttgarter Schulen sei dagegen schon zu hören gewesen, dass 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen Förderbedarf haben. Die Fraktion will deshalb aus erster Hand erfahren, wie die Situation in Leinfelden-Echterdingen ist, wie groß dort die Lernlücken sind, was Schülerinnen und Schüler nun brauchen. Sie fordert gleich nach den Sommerferien ein Gespräch der Fraktionen mit Schulleitungen, Eltern und der VHS ein.

Der Vorstoß hat schon gefruchtet. Ein solcher Austausch ist laut Bürgermeister Kalbfell für Ende September in der Stettener Festhalle geplant. Denn auch die Stadtverwaltung sei an einer Analyse interessiert, wolle wissen, ob das aktuelle Förderangebot ausreicht oder es weitere Angebote braucht.

Druck auf das Land erhöhen

Die Kommune will zudem im Sinne ihrer Schülerinnen und Schüler ein weiteres Programm des Landes nutzen, das den Namen „Lernen mit Rückenwind“ trägt und ebenfalls das Ziel hat, pandemiebedingte Lernrückstände aufzuholen. Es soll in den Herbstferien beginnen. Das Land setzt hier auf die Unterstützung pädagogischer Fachkräfte, örtlicher Volkshochschulen und Nachhilfeinstitute. Interessierte Kooperationspartner können sich seit dem 23. August beim Land registrieren lassen. Die SPD kann sich derweil vorstellen, dass die Hausaufgabenbetreuung örtlicher Initiativen ausgebaut wird und noch mal Druck über den Städte- und Gemeindetag auf das Land ausgeübt wird.