Nach dem Rückzug eines Pflegeheim-Investors aus dem Stadtteil Stetten gibt es zwar noch keinen Plan B, aber immerhin eine Idee.

Leinfelden-Echterdingen - Entstehen am Stettener Ungerhaldenweg nun Büros und Wohnungen anstatt der eigentlich dort seit Jahren geplanten und auch dringend nötigen Pflegeheimplätze? Einen konkreten Plan B oder Interessenbekundungen, die in diese neue Richtung weisen, gibt es bisher nicht. Das ist aus Stadtratkreisen zu hören. Oberbürgermeister Roland Klenk hat diese Idee dennoch in der jüngsten Gemeinderatssitzung ins Spiel gebracht, weil sich für diesen Grund und Boden, der einmal zum neuen Zentrum des Stadtteils Stetten gehören soll, unter den gegebenen Umständen wohl kein anderer Pflegeheim-Investor finden wird.

 

Zuvor musste sich die Bauverwaltung jede Menge Kritik anhören. FDP-Stadtrat Wolfgang Haug sprach von einem „kommunalpolitischen Desaster“. „Hier gab es große Erwartungen“, sagte er. „Jetzt stehen wir vor dem Nichts.“ SPD-Fraktionschef Erich Klauser erklärte: „Es ist sehr bedauerlich, dass das Projekt gestorben ist.“ Fraktionskollegin Barbara Sinner-Bartels sagte: „Mir haben die Worte gefehlt, als ich das gelesen habe.“ Bürgermeisterin Eva Noller räumte ein, dass die Entwicklung des Projektes tatsächlich sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Und sagte: „Wir sind aber offen und frei dort etwas anderes zu entwickeln“ – beispielsweise betreutes Wohnen.

Eine Schallschutzuntersuchung hat das Fass zum Überlaufen gebracht

Zur Erklärung: Am Tag der Sitzung hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass der Pflegeheimbetreiber WGfS aus Bernhausen und damit die Investorenfamilie Amos-Ziegler nach jahrelangen Verhandlungen in Stetten doch kein Pflegeheim mehr bauen will. Im Erdgeschoss ein Drogeriemarkt, im ersten und zweiten Obergeschoss eine Pflegeeinrichtung, so lautete der ursprüngliche Plan. Die dafür ausgeguckte Drogeriemarktkette Rossmann hatte ihr Interesse allerdings bereits Anfang 2019 verloren. In der Folge waren Gespräche mit anderen Drogeriemarktketten und Inhabern von Lebensmittelmärkten nicht zielführend verlaufen. Nun hat auch WGfS hingeschmissen.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte die Tatsache, dass nach einer aktuellen schalltechnischen Untersuchung die Pflegezimmer in dem von der WGfS GmbH geplanten Heim möglichst nur in den Westflügel gebaut werden sollten. An der Ost-, Nord- und Südfassade müssten solche Zimmer nämlich mit fest verglasten Fenstern versehen werden, die in der Regel nicht zu öffnen sind. Das hat den Bau des Heimes für die WGfS nicht nur unattraktiv gemacht. Der Investor hätte auch noch deutliche Bau-Mehrkosten in Kauf nehmen müssen. Der Hintergrund: Bei Pflegeheimen müssen besondere Schutzmaßnahmen beachten werden, insbesondere wenn sie in Mischgebieten angesiedelt sind, und sie, wie dies in Stetten auch der Fall ist, in direkter Nachbarschaft zu einem Einkaufsmarkt liegen.

Die Fläche war auch für das neue Feuerwehrhaus im Gespräch

Die Firma kritisiert, dass solche Details erst nach Jahren der Zusammenarbeit mit der Stadt auf den Tisch gekommen sein. Ähnlich sehen das auch viele Stadträte, was in einer durchaus emotional geführten Debatte deutlich wurde. Dazu muss man wissen, dass auch bei der Suche nach einem neuen Standort für das Stettener Feuerwehrhaus just diese Fläche – zumindest am Anfang – im Gespräch war und dann auch aufgrund des Bauprojektes Pflegeheim mit Drogeriemarktkette sehr schnell aus dem Rennen geflogen war.

Nichtsdestotrotz hat der Gemeinderat am Dienstag einer Bebauungsplanänderung für dieses Gebiet mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit sind zumindest die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auf dem Grundstück überhaupt etwas Neues entwickelt werden kann. Vielleicht werden dies nun Büros und Wohnungen sein.