Städtische Mitarbeiter müssen vorerst weiter in teils maroden Amtsstuben arbeiten. Die Debatte um die künftige Anzahl der Rathäuser wurde in den Januar geschoben.

Leinfelden-Echterdingen - Wo steht der Schreibtisch des Oberbürgermeisters, wo die der Beigeordneten? Und wo sind die Arbeitsplätze der städtischen Mitarbeiter? Diese Fragen beschäftigen die Kommunalpolitiker von L.-E. seit der Gründung der Stadt. „Bereits damals wurde ein Rathaus für alle Stadtteile geplant“, sagt FDP-Stadtrat Wolfgang Haug. „Der Sitz der Verwaltung der neuen Stadt wird im Zentralbereich zwischen Echterdingen und Leinfelden festgelegt“, steht in der Stadtgründungsvereinbarung vom Oktober 1974.

 

Umgesetzt wurde dieser Gedanke in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht. Der Schreibtisch von Roland Klenk steht im Alten Rathaus Leinfelden, von Eva Noller im Echterdinger Rathaus und von Carl-Gustav Kalbfell am Neuen Markt in Leinfelden. Entsprechend verteilen sich die Mitarbeiter auf verschiedene Orte im Stadtgebiet.

Die Kommune hat für ihre Angestellten auch viele Räume angemietet, Notarbeitsplätze wurden eingerichtet. Das Problem: Die Zahl der Mitarbeiter wächst beständig. Wie zu hören ist, sollen demnächst mehr als zehn zusätzliche Stellen geschaffen werden. Hinzu kommt, dass die beiden großen Rathäuser in die Jahre gekommen sind. Insbesondere das Echterdinger Rathaus muss dringend saniert oder neu gebaut werden. Dort dürfen Fenster nicht geöffnet werden. Toiletten sind nicht mehr zeitgemäß. Angestellte haben im Sommer mit der Hitze, im Winter mit der Kälte zu kämpfen, wenn sie arbeiten.

Gut ist das freilich alles nicht. Auch deshalb haben mehrere Fraktionen im Rahmen der Haushaltsdebatte Anträge zu dem Thema gestellt. Die Fraktionsgemeinschaft L.E. Bürger/FDP, die sich schon seit vielen Jahren für ein zentrales Rathaus einsetzt, will geklärt wissen, welche Verwaltungsstruktur die bessere ist: ein zentrales Rathaus oder die Splittung in zwei Standorte.

Eine neue Stadtmitte

Haug spricht sich für „eine neue Stufe der integrierten Stadtentwicklungsplanung“ aus. Denn: „Wir können nicht mehr nur an kleinen Dingen herum schrauben.“ Er kann sich vorstellen, zwischen Leinfelden und Echterdingen eine neue Stadtmitte zu schaffen.

Dort könnte nicht nur ein zentrales Rathaus, sondern auch ein Haus für die VHS entstehen. Eine neue Schule und ein neues Hallenbad könnten in dem neuen Zentrum eine Adresse finden. In Echterdingen könnte der denkmalgeschützte Teil des Rathauses freigestellt und für Trauungen genutzt werden.

Das aber ist alles Zukunftsmusik. SPD-Fraktionschef Erich Klauser erinnerte im Technischen Ausschuss an eine Studie – Heimat 2000 genannt – , in der jeweils ein Rathaus in Echterdingen und eines in Leinfelden empfohlen wird. „Ansonsten sterben die anderen Stadtteile“, schloss sich Klauser dieser Studie an. „Die Musik spielt im Ort und nicht auf der grünen Wiese“, brachte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ingrid Grischtschenko in die Diskussion ein.

Ein moderner Bürgerservice

Klenk erinnerte im Verwaltungsausschuss an die Dringlichkeit des Themas. Er appellierte an die Stadträte: „Schieben Sie diese Entscheidung nicht vor sich her.“ Zum Verständnis: Die Verwaltung wollte dem Gemeinderat, eine Woche vor der Aussprache zu den Haushaltsanträgen, einen Grundsatzbeschluss abringen.

Der Vorschlag der Verwaltung lautet: Die städtischen Mitarbeiter künftig auf zwei Standorte verteilen. Die Technische Abteilung wäre laut diesen Plänen weiter in Echterdingen untergebracht. Das Rathaus dort würde saniert oder neu gebaut werden. In Leinfelden ist ein Neubau in unmittelbarer Nähe zum jetzigen Rathaus angedacht. In beiden Stadtteilen sollte ein moderner Bürgerservice eingerichtet werden. In den frei werdenden Räumen am Neuen Markt könnte eine Bildungsstätte entstehen. Die Volkshochschule hätte in dieser Stätte eine neue Heimat finden können.

Doch die Mehrheit des Gemeinderates hielt den Zeitpunkt für einen solchen Beschluss für unglücklich. Viele Stadträte wollten zunächst ihre Haushaltsanträge behandelt wissen. OB Klenk zog daraufhin das Grundsatzpapier zurück. Unserer Zeitung sagt er dazu: „Ein Großteil der Stadträte wollte die Entscheidung jetzt nicht treffen.“ Auch bei der Haushaltsdebatte wurde das Thema nun gänzlich ausgespart. Dafür hat Klenk gesorgt. Vielmehr soll nun eine Kommission, der jeweils zwei Vertreter der Fraktionen angehören, Mitte Januar das Thema weiter vorantreiben.