Mit myle.de wollen die Händler aus Leinfelden-Echterdingen der starken Konkurrenz im Internet die Stirn bieten und die Menschen wieder mehr in die lokalen Geschäfte locken.

Leinfelden-Echterdingen - Es ist ein ungleicher Kampf wie einst bei David gegen Goliath: Kleine, örtliche Fachhändler versuchen seit Jahren, gegen Internetgiganten zu bestehen und die Kundschaft zurück in die Läden zu holen. In Leinfelden-Echterdingen wehren sich die Händler jetzt gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem Netz ausgerechnet mit einem eigenen Online-Angebot. Rund 30 Betriebe haben sich bereits auf dem Marktplatz unter myle.de zusammengeschlossen und wollen fortan großen Online-Shops die Stirn bieten. Ins Leben gerufen wurde der neue Online-Marktplatz vom Bund der Selbständigen in L.-E.. Nach acht Monaten Entwicklungsarbeit ist myle.de am gestrigen Freitag pünktlich zum Weihnachtsgeschäft an den Start gegangen.

 

30 000 Euro investiert

Knapp 30 000 Euro hat der BDS laut dem Vorstandsvorsitzendes des Vereins, Wolfgang Faßbender, in die Entwicklung des interaktiven Marktplatzes investiert. Auf der Plattform können örtliche Betriebe gegen eine jährliche Nutzungsgebühr ihre Produkte, Dienstleistungen und Events nicht nur präsentieren, sondern auch verkaufen. Die Ware kann entweder direkt gekauft oder aber über die Click & Collect-Option reserviert werden. Das heißt, der Kunde kann sich online über sein Wunschprodukt informieren, online bestellen und die Ware schließlich im Fachgeschäft vor Ort abholen. „Somit haben die Kunden die Möglichkeit, die Ware vor dem endgültigen Kauf noch einmal zu begutachten, anzufassen und sich dann zu entscheiden“, erklärte Faßbender im Rahmen eines Pressegesprächs. Zusätzlich sollen auf der Plattform Informationen über Feste, Vereine und Veranstaltungen, Rabatt-Aktionen, Angebote der örtlichen Gastronomie und der Tourismusbranche zu finden sein.

Faßbender betonte, dass man mit myle.de nicht in Konkurrenz zum Amtsblatt oder der städtischen Homepage stehen wolle. Ziel sei es, dass eines Tages alle Unternehmen und Angebote aus Leinfelden-Echterdingen und Region mit nur einem Klick online zu finden sind. „Wir wollen dadurch den Einkauf im Internet und in der Stadt miteinander verbinden“, sagte Ralf Schröder von der Werbegemeinschaft Echterdingen. Händler müssten auch im Netz präsent sein, so Schröder. Myle.de sei eine Art zusätzliches Schaufenster, das rund um die Uhr geöffnet sei.

Der Händler vor Ort sei nicht zu ersetzen

Die Stadt L.-E. unterstützt das Projekt. Das Kulturamt und das Fundbüro sind bereits auf der Plattform zu finden. Oberbürgermeister Roland Klenk erklärte, dass man mit der Zeit gehen müsse, dennoch sei auch auf lange Sicht der persönliche Kontakt zu Händlern vor Ort nicht ersetzbar. Die Stärke von myle.de sei die Verbindung dieser zwei Einkaufswelten. „Die Offensive im Internet sollte auch eine Offensive für den Einzelhandel in der Stadt sein“, sagte er. Ganz nach diesem Motto testete der OB tags zuvor den Online-Marktplatz und stöberte in einer Naturheilpraxis. „Plötzlich hatte ich eine Herzfrequenzmessung im Warenkorb, die auch nach dem Löschen nicht verschwunden ist.“ Ralf Schröder erklärte, dass man in solch einem Fall den Warenkorb aktualisieren müsse. Er bot sogleich dem Rathauschef seine Unterstützung an: „Das mit dem Internet üben wir lieber noch mal gemeinsam.“