Land, Region, Bahn und Stadt sprechen am Freitag im Lenkungskreis über Stuttgart 21. Dabei dürfte es vor allem um die Kosten und den Fertigstellungstermin des Milliardenprojekts gehen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Wenn am Freitag Bahninfrastrukturvorstand Ronald Pofalla zu seinem zweiten Lenkungskreistreffen nach Stuttgart kommt, dürften die Stuttgart-21-Partner von Land, Stadt und Region vor allem an aktuellen Zahlen interessiert sein. Was kostet der Umbau des Stuttgarter Bahnknotens am Ende und wann rollen die ersten Züge? Fragen, die das S-21-Spitzengremium im Rathaus beschäftigen werden. Hausherr Fritz Kuhn lässt keinen Zweifel an seiner Erwartungshaltung. „Die Stadt erwartet – wie bei Lenkungskreisen üblich – aktuelle Informationen zum Stand des Projekts, der Kosten und zum Termin der tatsächlichen Fertigstellung. Die Stadt drängt auf eine zügige Fertigstellung, um das Rosenstein-Quartier entwickeln zu können“, sagt Rathaus-Sprecher Sven Matis auf Anfrage. Für das neue Viertel zwischen Unterem Schlossgarten und Rosensteinpark soll 2018 ein offener Wettbewerb ausgelobt werden, an den sich weitere Architektenwettbewerbe anschließen sollen. Wann deren Ergebnisse umgesetzt werden können, ist aber kaum absehbar.

 

Bahn will nicht vom Ziel 2021 abrücken

Die Bahn beharrt auf ihrer Sprachregelung, Stuttgart 21 werde 2021 in Betrieb genommen, wenn man den aufgelaufenen Verzug von bis zu zwei Jahren durch „Gegensteuerungsmaßnahmen“ wieder aufhole. Das ist der Stand, den Pofallas Vorgänger Volker Kefer im Juni 2016 dem Aufsichtsrat der Bahn präsentierte. Erkenntnisse, wie diese Aufholjagd noch glücken könnte, gibt es nicht. Stattdessen sind selbst erst im Mai dieses Jahres gemachte Prognosen schon Makulatur. Damals zeigte sich die Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU) zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres die erste der 28 für den Bahnhofsentwurf charakteristischen Kelchstützen fertiggestellt ist. Gut zwei Monate vor dem Jahresende stehen nur drei Unterkonstruktionen. Für den Weiterbau in die Höhe fehlen Genehmigungen.

Klarheit über Inbetriebnahme bis Ende des Jahres?

Im StZ-Interview im April zeigte sich Ronald Pofalla zuversichtlich, binnen zwölf Monaten Konkreteres zum Inbetriebnahmetermin sagen zu können. Denn Anfang des Jahres stehen die letzten großen Vergaben an. Dem Vernehmen nach geht es dabei nochmals um Arbeiten im Gegenwert von mehr als einer Milliarde Euro. Die zuletzt stark anziehenden Baupreise könnten diese Kalkulation aber ins Wanken bringen. Zudem ist auch noch nicht klar, welche finanziellen Auswirkungen die Verzögerungen auf den Baustellen sowie der Mehraufwand beim Tunnelbau in schwierigen geologischen Formationen hat. Die PSU geht davon aus, den Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro halten zu können, Gutachter im Auftrag des Aufsichtsrat hielten es im vergangenen Jahr für plausibel, dass die Endabrechnung zwischen 6,3 und 6,8 Milliarden Euro beträgt, der Bundesrechnungshof prognostizierte knappe zehn Milliarden Euro Kosten.