Im nächsten Jahr kann wieder die Startflagge für alte Rennboliden auf dem ganzen historischen Grand-Prix-Kurs fallen. Allerdings ohne den umstrittenen Karl Ulrich Hermann, dafür mit offenen Toren auf die Verkehrsübungsanlage am Glemseck.

Leonberg - Es hätte das Sommermärchen des Automobil-Sommers im vergangenen Jahr werden sollen. Doch die Geburtstagsparty am Glemseck zu 125 Jahre Automobil endete buchstäblich im Matsch – und im Knatsch, hinter den Kulissen und auf den Zuschauerrängen.

 

Nun wagt der Verein Solitude Revival einen Neustart. Nachdem seit 2006 bereits drei Veranstaltungen am Glemseck organisiert wurden, soll vom 19. bis 23. Juli das Jubiläums „110 Jahre Solitude-Rennen“ einen Querschnitt durch die Rennsportgeschichte mit Rennmotorrädern und Rennwagen liefern.

Die Neuauflage zum klassischen Termin am letzten Juli-Wochenende kommt mit wesentlichen personellen und organisatorischen Änderungen daher: Der professionelle Oldtimer-Promotor Karl-Ulrich Herrmann ist aus dem Rennen. „Es hat sich gezeigt, dass mit einem gewinnorientierten Mitveranstalter ein solcher Event nicht zu stemmen ist“, ist aus der Vorstandschaft des Solitude Revival zu erfahren. „Für die Solitude braucht es Herzblut“.

Dafür öffnet der ADAC seine Tore für das einstige Fahrerlager, den heutigen Verkehrsübungsplatz. Die Veranstalter rechnen dann mit einem reibungsloseren Ablauf des Retro-Rennwochenendes.

Ein Großteil der Probleme beim „Solitude Revival“ im vergangenen Jahr lagen daran, dass die schmale Glemseckstraße gleichzeitig als Boxengasse, Fahrerlager und Zuschauer-Hauptzugang dienen musste. Auf Initiative des Leonberger Oberbürgermeisters Bernhard Schuler und des Präsidenten des ADAC-Württemberg, Dieter Roßkopf hat es gemeinsam mit den Oldtimer-Freunden und behördlichen Naturschützern eine Vor-Ort-Besichtigung im Mahdental gegeben. . Der ADAC hatte unter anderer Präsidentschaft im vergangenen Jahr noch einen offenen Konflikt mit Karl-Ulrich Hermann wegen der Nutzung dieses Areals an der einstigen Zielgerade ausgetragen. Der Automobil-Club hatte darauf verwiesen, dass hier strenge Umweltauflagen eingehalten werden müssten und Großveranstaltungen innerhalb des ADAC-Geländes von den Behörden untersagt seien. Aktuell haben sich Behörden- vertreter nun davon überzeugt, dass man unter bestimmten Bedingungen, den Verkehrsübungsplatz und vor allem die historische Boxengasse des Solituderings am so genannten „Zeitmess-Turm“ für die Veranstaltung nutzen könne, ohne das Fauna und Flora größere Schäden davon tragen. Zuletzt lockte das Revival rund 600 Fahrzeuge und tausende von Fans an.

Bis Mitte der 60er Jahre fanden auf dem 13 Kilometer langen Rundkurs mit seinen 111 Kurven regelmäßig große Rennen statt. Die Grand-Prix-Wettfahrten lockten bis 1964 die großen Rennfahrer wie James Clark, Graham Hill oder John Surtees und Hans Herrmann sowie Hunderttausende von Zuschauern an die Strecke. Wer dabei war, berichtet noch heute vom „Mythos der Solitude“. Den Rundenrekord hält Jim Clark, der mit einem aberwitzigen Durchschnittstempo von 161 Stundenkilometern den Berg- und Waldrennkurs durchschoss.

Wegen mangelnder Sicherheitsstandards wurde die Strecke schließlich nicht mehr offiziell für Auto- und Motorradrennen genutzt. Der Faszination tut es keinen Abbruch: Das Glemseck gilt als größter und beliebtester Motorrad- und Oldtimertreff in Süddeutschland.