Auch Jochen Heller, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“, weiß um das Problem: „An diesem Thema sind wir seit 25 Jahren dran“, sagt er. Auf dem Dach des „Schwarzen Adlers“ beispielsweise sei eine riesige Brutstätte für Tauben. „Man sieht dies immer, wenn die Tiere einmal aufgescheucht werden“, berichtet Heller. „Die Taubenliebhaber in der Stadt wollen am liebsten venezianische Verhältnisse, aber keinen Taubendreck“, bringt er das Dilemma auf den Punkt.

 

Er wisse von Privat- und Geschäftsleuten in der Nähe des alten Rathauses, dass diese wegen des stetig wiederkehrenden Drecks sich gar nicht mehr trauen würden, ihre Balkone zu nutzen. Der Stadt macht er nur bedingt Vorwürfe: „Wir stoßen bei den Verantwortlichen nicht immer auf Gehör und werden oft vertröstet“, bedauert er. Ihm ist aber auch klar, dass die Stadt viele Hürden zu überwinden habe.

Tauben dürfen nicht gejagt werden

Tatsächlich sind den Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein Stück weit die Hände gebunden. „Tauben sind keine Schädlinge und dürfen nicht gejagt werden“, hatte Ingrid Röhling vom Ordnungsamt in der letzten Sitzung des Verwaltungsausschusses vor der Sommerpause nochmals betont. Es gibt nur eine einzige Maßnahme, mit der die Stadt gegen die Taubenplage aktiv vorgeht: Der Rentner Roland Zimmermann tauscht jährlich mehr als 100 echte gegen Gipseier im Taubenschlag im Dachstuhl des historischen Rathauses aus. Die Tauben brüten die falschen Eier aus, der Nachwuchs wird dadurch eingedämmt. Doch wirklich dezimiert werden die Taubenschwärme dadurch nicht. Als natürliche Feinde gebe es nur Wanderfalken, die Jagd auf Tauben machen. Die Turmfalken, die früher in der Stadtkirche ihr Nest gehabt hätten, seien für Tauben harmlos, hatte Röhling im Juli nochmals klargestellt.

Sven Gross, der Erste Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Malmsheim, kann den Betroffenen auch keine großen Hoffnungen machen: „Wenn man das Problem grundsätzlich angehen will, muss man – wie andere Städte es auch machen – einen Falkner beauftragen“, erklärt er. Zudem spiele das Verhalten der Menschen eine Rolle: „Solange Tauben genug Futter in der Stadt finden, bleiben sie da.“ Auch andere Wildtiere würden sich den Gegebenheiten in der Stadt anpassen, wenn ihr natürlicher Lebensraum kleiner werde.