Die Türkisch-Islamische Gemeinde öffnet beim Maifest die Türen der Moschee und gibt Einblicke in die Kultur.

Leonberg - Stimmengewirr und Musik aus den Lautsprechern. Kinder, die auf der Hüpfburg turnen. Ein Zelt mit Biertischen, in dem kein Bier fließt, aber dafür Schwarztee, türkischer Mokka und Cola.

 

Die Frauen rollen Teigfladen aus und backen sie über der nach oben gebogenen großen Herdplatte, dem Sac, kurz aus. Daneben ist eine lange Theke, auf der süße Nachspeisen stehen. Noch mehr Essen wartet an einem weiteren Stand: Döner, Köfte und gefüllte Traubenblätter – für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Die DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde feiert ihr jährliches Straßenfest mit Bewirtung und offener Moschee unter dem Motto: „Für ein Miteinander statt Nebeneinander“. Von außen ist dem Geschäftsgebäude an der Ecke Berliner und Breslauer Straße nicht anzusehen, dass es im Erdgeschoss eine Moschee beherbergt.

Vor der Moschee werden die Schuhe ausgezogen

Der Tag der offenen Tür bietet Nicht-Moslems eine gute Gelegenheit Essen und Kultur der muslimischen Mitbürger ein wenig kennenzulernen. Stündlich werden Moscheeführungen angeboten. Mehmet Köksal macht die Finanzbuchhaltung des Vereins und ist für die Führungen zuständig. Er kommt aus der Türkei, lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland und hat hier Wirtschaftsingenieur studiert.

Er führt die kleine Gruppe ins Haus. Vor der Tür heißt es erst einmal Schuhe ausziehen. Der große, prunkvoll gestaltete Raum ist der Gebetssaal für die Männer und Jungen. Gegenüber gibt es einen separaten Raum für die Frauen und Mädchen. In der linken Ecke gibt es einen Platz für den Redner, der beim Freitagsgebet wichtige Neuigkeiten verkündet.

In der Mitte am Kopfende befindet sich die Gebetsnische. Das ist der Platz des Religionsgelehrten. Der kommt aus der Türkei jeweils für fünf Jahre in die Gemeinde. „Für die Zukunft ist aber geplant“, so Köksal, dass die Religionsgelehrten in Deutschland ausgebildet werden und dann auf Deutsch predigen statt auf Türkisch. Denn längst nicht alle Gläubigen der Gemeinde sprechen türkisch. Deshalb wird die Predigt derzeit ins Deutsche übersetzt.

Rücksicht auf die Nachbarn

Von den rund 170 Vereinsmitgliedern plus Familienangehörige stammen einige aus Tunesien, Bosnien, Albanien, Pakistan und Syrien. Vor allem zum Freitagsgebet sind alle Räume gut besucht, sogar der Flur wird mit genutzt. Das liegt daran, dass auch viele Flüchtlinge am Freitagsgebet teilnehmen. Der Aufruf des Muezzins zum Gebet erfolgt aber nicht öffentlich, sondern mit Rücksicht auf die Nachbarschaft nur in der Moschee. „Bis jetzt haben wir hier keine Probleme“, sagt Köksal, „wir bitten immer, dass sie beim nach Hause gehen am Abend mit Rücksicht auf die Nachbarschaft nicht zu laut sind“.

Bei den Fragen im Anschluss an die Moscheeführung wird deutlich, wie fremd sich beide Welten noch sind: ob islamische Männer wirklich vier Frauen haben dürften wird gefragt und ob das Gebetshaus nur zum Beten da sei. Köksal beantwortet geduldig alle Fragen: Dass der Koran dem Mann rät, nur eine Frau zu haben und dass die Moschee nicht nur zum Beten genutzt werde, sondern auch für Koranunterricht oder auch für Hochzeiten.