Erzieher in den städtischen Kitas sollen künftig einen Teil ihrer Weiterbildungen in Online-Kursen absolvieren.

Leonberg - Eigentlich wollte die Stadtverwaltung von Leonberg mit diesem Pilotprojekt Geld und Zeit sparen. Doch durch die Corona-Pandemie hat das E-Learning-Vorhaben für Erzieher in städtischen Kindertageseinrichtungen ungeahnte Aktualität erfahren.

 

Worum geht es? „Unsere Mitarbeiter müssen regelmäßig Weiterbildungen absolvieren, einige nach zwei bis drei Jahren wiederholen“, sagt Gabriele Schmauder, Leiterin des städtischen Familienamtes, zu dem alle Einrichtungen der Kinderbetreuung zählen. Dafür mussten bislang einzelne Seminare angesetzt, teilweise auch Räume angemietet und Dozenten verpflichtet werden. Darunter findet sich alles von Erster Hilfe über Hygiene, Sicherheit bis hin zu Konfliktmanagement und Datenschutz. Allein in der Kindertagesbetreuung hat die Stadt 220 Mitarbeiter. Dazu kommen weitere 60 in der Schulkindbetreuung, die jedoch nicht ganz so viele Fortbildungen benötigten. Unterm Strich bedeutet dies aber einen riesigen Aufwand.

Projekt läuft fünf Jahre

Um diesen zu reduzieren, will die Stadt noch in diesem Jahr eine E-Learning-Plattform anschaffen und ein auf das städtische Angebot zugeschnittenes Fortbildungskonzept erarbeiten lassen. Dazu werden noch in diesem Jahr 32 000 Euro fällig. Die Folgekosten von rund 28 000 Euro jährlich sollen ab dem kommenden Jahr aus den regulären Mitteln für Weiterbildungen gedeckt werden. Angelegt ist das Pilotprojekt vorerst für fünf Jahre.

„Pilot“ übrigens deshalb, weil es anschließend auf weitere Verwaltungsbereiche ausgedehnt werden soll. Denn auch die Angestellten der Bibliotheken etwa müssen über Brand- und Datenschutz Bescheid wissen.

Nicht alle verbindlichen Fortbildungen werden aber ins Digitale verlegt. „Bestimmte Sachen wie etwa Erste Hilfe oder Konfliktmanagement werden weiterhin direkt im Gruppenunterricht vermittelt“, erklärt Gabriele Schmauder.

Die Verwaltung sieht in dem Projekt eine ganze Reihe von Vorteilen. So könnten die Inhalte zeitlich und örtlich unabhängig bewältigt werden, auch aufgeteilt in kleinere Häppchen. So ließen sich die Weiterbildungen auch besser in den Arbeitsalltag in den Kitas integrieren und die Eigenverantwortlichkeit werde gestärkt. Ein großes Plus sieht man vor allem im interaktiven Lernen, etwa durch Video- und Audio-Inhalte, Lernkontrollen und eben nicht-linearer Wissensvermittlung.

Schritt ins 21. Jahrhundert

Mit dem E-Learning-Projekt hat sich auch der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Corona-Pause befasst. Den Schritt ins „21. Jahrhundert“ begrüßten zwar alle, meldeten aber dennoch einige Bedenken an. „Ich sehe da die Gefahr, dass die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit aufgehoben wird. Etwa wenn die Mitarbeiter dann denken, dass mach ich lieber zu Hause in Ruhe“, meinte etwa Sebastian Werbke (Grüne). „Gibt es dazu überhaupt in jedem Kindergarten die Räumlichkeiten dafür? Oder wird dafür ein zentraler Platz in der Verwaltung geschafften?“, wollte Gitte Hutter (Linke) wissen.

Elviera Schueller-Tietze (SPD), die bis zu ihrem Ruhestand als Schulsozialarbeiterin arbeitete, merkte dazu an: „Ich habe aus meinen Fortbildungen gelernt, dass man über den persönlichen Austausch viel lernt.“ Jutta Metz (Freie Wähler) verwies dagegen auf den Umstand, dass vor allem Jüngere in der Kindererziehung arbeiteten. „Denen kommt E-Learning bestimmt entgegen.“

Gabriele Schmauder vom Familienamt kann alle Bedenken nachvollziehen und versprach einen langsamen Start. „Wir werden die Kurs-Leiter langsam hinauf klettern“, sagte sie. So werde mit Grundlagen-Kursen gestartet, die regelmäßig wiederholt werden müssten. Zu der Plattform, die man auserkoren habe, gebe es derzeit nur Gruppenzugänge. Pro Gruppe aus zwei bis drei Erziehern werde ein Laptop bereitgestellt. Auch seien noch nicht alle Einrichtungen mit W-Lan ausgestattet. „Im Übrigen bin ich dafür, das nicht zu Hause oder in der Freizeit zu machen.“