Der gemeinnützige Verein „Kunst Stuttgart International“ verlegt seinen Standort mitten in die Altstadt und stößt damit auf lebhaftes Interesse.

Leonberg - Bei bestem Freibadwetter strömen elegant gekleidete Besucher in die Leonberger Altstadt: Ihr Ziel ist die neue Galerie in der Schmalzstraße 4, in einem historischen Fachwerkensemble mit malerischem Torbogen – wohl Teil der ehemaligen Stadtmauer – und Kellergewölbe, in dem früher zum Pferdemarkt gefeiert worden ist.

 

Leonberg hat ein neues Kunstquartier, und das mitten in der historischen Altstadt: Der gemeinnützige Verein „Kunst Stuttgart International“ hat lange nach einer passenden Location gesucht. „Eine Galerie braucht eine große Ausstellungsfläche, kosten darf es aber auch nicht viel“, wie Andreas Kerstan, der Vereinsvorsitzende, schmunzelnd in seiner Begrüßung verrät.

Er selbst hat nach vielen Berufsjahren in der Wirtschaft sein Leben seit 2010 seiner lebenslangen Passion gewidmet: der Kunst. Im Jahr 2015 hat er den Kunstverein gegründet mit derzeit rund 300 Mitgliedern aus 14 Ländern und ist als Künstler, Galerist und Kunstmanager tätig.

Künstler bei der Vermarktung unterstützen

„Kunst Stuttgart International“ will Künstler bei ihrer Selbstvermarktung unterstützen und basiert auf drei Säulen: Überregionalität, Professionalität und Qualifizierung. Dafür gibt es drei Geschäftsbereiche: die Galerie selbst, den Galerieshop, wo ständig neue Werke auch käuflich erworben werden können, und die Kunstakademie, die mit Workshops und Schulungen die Künstler voranbringen möchte.

Auch die Kulturamtsleiterin Alexa Heyder freut sich über die zusätzliche Bereicherung und lobt das rege und vielfältige Vereinsleben Leonbergs – was ja eine Stadt eigentlich erst ausmache.

Und was gibt es nun bei der Vernissage zu sehen? Der hitzegeplagte Besucher geht erst mal in den kühlen Gewölbekeller. Im Flur vor dem Raum grüßt eine „Fröhliche Eva“, eine schwungvolle Bronzefigur von Inge Louven. Im Kellerraum dann „Heimliche Welten“ und „Spurensuche“ von derselben Künstlerin. Bei der „Spurensuche“ ist das echte Schloss eines alten Pferdestalls mit eingearbeitet.

Diese „Spuren“ kommunizieren auf eigentümliche Weise mit dem großformatigen Werk von Manfred Alex-Lambrinos, „Poppy-Serie“, das schon bei der Langen Kunstnacht für Aufsehen gesorgt hat. Die Mohnblumen („poppy“) von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Flandern werden symbolisch verwendet für Anschläge in Afghanistan, Barcelona, Boston, Berlin und Paris – ein politisches Kunstwerk, das sich heute eher selten findet.

Auch die andere Sichtachse im Keller korrespondiert: „Lebenslinien“, Holzschnitte über Radierung von Marlis G. Schill in eher gedeckten Farben und verzweigten Bäumen ähnlich, während Eva Hopperts jahreszeitliche Motive vor Farbigkeit sprühen. Der „Bolero“, eine Skulptur von Peter Wichmann, nimmt diese unbändige Lebenslust auf.

Breites Portfolio an Kunst präsentiert

Im großzügigen Erdgeschoss trifft der Besucher auf „Reich der Mitte“ aus Joss-Papier von Birgit Läpple-Schryvers und Bilder zum Thema der fünf Sinne und Alu-Guss-Figuren mit den Titeln „Die Unvollkommene“ und „Die Blättrige“ von Petra Wenski-Hänisch – Blattmotive haben es ihr so angetan, dass sie auch auf ihrem Kleid wiederkehren. Dazwischen finden sich Skulpturen von Peter Wichmann („Zuneigung/Abweisung“) und Köpfe von Eva Specht in mancherlei Wandlung. Verwandlung, „Metamorphose“, ist auch das Thema von Eva Vogt: Bei ihr trifft man auf fantasievolle Frauengestalten mit Köpfen von Katzen und Kaninchen.

Der neue Kunstverein präsentiert an seinem neuen Standort ein breites, sehr vielfältiges Portfolio an Kunst. Fürchtet Eva Ott, Leiterin des Leonberger Galerievereins die neue Konkurrenz? „Überhaupt nicht“, wehrt sie ab. „Kunst kann es nie genug geben!“