Es wird geprüft, ob an wichtigen Punkten neue Anlagen aufgestellt werden. Eine Übersicht.

Leonberg/Böblingen - Wer kennt das nicht? Ein kurzer Lichtblitz, und schon kann es ziemlich teuer werden. Die einen verfluchen sie – vor allem, wenn sie Autofahrer sind und gerne schnell zum Ziel kommen. Andere sehnen sie herbei – vornehmlich, wenn sie Anlieger sind und die vorbeirasenden Autos nerven. Radarfallen lassen jedenfalls keinen kalt. Daher hat die vorsichtige Andeutung der Kreis-Verkehrsamtsleiterin Sonja Hummel, das Landratsamt könnte stationäre Blitzer aufstellen, ein großes Echo hervorgerufen.

 

Publik wurde die Überlegung beim Renninger „Runden Tisch“ zum Verkehrslärm. Da wurde bereits von zehn möglichen Stellen gesprochen. Und prompt kamen in Renningen zahlreiche Wünsche auf: am besten gleich zwei Mal auf der B  295, und noch eine mobile Messstation dazu, so der Tenor. „Wir haben viele Anfragen aus den Kommunen bekommen“, sagt Dusan Minic, der Landratssprecher, schmunzelnd. Allerdings stellt er klar, dass die zehn Anlagen lediglich „ein Beispiel“ gewesen seien.

Anstoß gaben wohl eine Diskussion um Tempo 30 in Waldenbuch und die Erfahrungen des neuen Vize-Landrats Martin Wuttke – der kommt aus dem Neckar-Odenwaldkreis, wo es längst stationäre Blitzer gibt. Im Autokreis Böblingen war das bislang nie ein Thema. „Wir wollten verhindern, dass die Autofahrer nur vor den Geräten abbremsen und dann wieder Gas geben“, sagt Minic.

Doch Beispiele aus anderen Kreisen zeigen, dass fest installierte Anlagen etwas bringen können – die prominenteste ist etwa auf der A 831 vom Autobahnkreuz nach Stuttgart-Vaihingen. „In der Kurve hat es früher viele Unfälle gegeben, bis dort eine Kamera stand“, räumt Minic ein.

Daher wird nun im Landratsamt überlegt und geprüft, ob so etwas auch im Kreis Böblingen möglich wäre. „Es muss dann schon um Sicherheit gehen, an viel befahrenen Straßen“, betont Minic. Eine Grundsatzentscheidung sei noch nicht gefallen, an einem Kriterienkatalog werde ebenfalls gearbeitet.

Das Finanzierungsmodell ist noch offen

Offen ist auch noch das Finanzierungsmodell. In anderen Kreisen errichten die Kommunen die Säulen, der Kreis stattet diese mit Blitzgeräten aus, Kosten und Einnahmen werden dann entsprechend geteilt.

„Auch das müsste mit den Städten und Gemeinden noch verhandelt werden“, betont der Landrats-Sprecher – schließlich ist das durchaus ein heikles Thema.

Wie sieht es bisher mit Radarfallen im Landkreis aus? Grundsätzlich sind die vier Großen Kreisstädte, also Leonberg, Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg, für ihre Markung selbst zuständig. Nur für Herrenberg hat der Kreis bis vor einigen Jahren diese Aufgabe übernommen. Die neuen Kreis-Radarsäulen würden also nur in den kleineren Gemeinden stehen. Auch für Städte wie Renningen oder Weil der Stadt übernimmt der Kreis im Auftrag die Tempokontrollen, die Einnahmen gehen allerdings an die Kommunen.

Wann stationäre Blitzer kommen, wird noch entschieden

Das Landratsamt hat vier Messfahrzeuge im Einsatz, im vergangenen Jahr wurde 3394 Mal kontrolliert, 13 fest Angestellte und 33 Minijobber fürs Wochenende sind dafür im Einsatz.

In Leonberg gibt es nur drei stationäre Anlagen, allesamt Rotlichtblitzer: In der Eltinger Straße/Lindenstraße, also am Rathaus, an der Südrandstraße und an der Friedhofstraße. Zudem gibt es zwei mobile Blitzer, wie die Stadtsprecherin Undine Binder-Farr erklärt. Vor allem bei Unfallschwerpunkten oder wenn Anwohner Hinweise geben werden sie eingesetzt. „Immer unter der Prämisse, dass wir uns ein Mehr an Sicherheit versprechen“, betont Binder-Farr. Außerdem gibt es eine Anzeigentafel, auf dem das Tempo angezeigt wird, ohne Sanktionierung bei Überschreitung. Weitere stationäre Blitzer sind in Leonberg nicht geplant.

In Sindelfingen gibt es keine fest installierten Anlagen. „Wir arbeiten ausschließlich mit mobilen Messeinrichtungen“, erklärt Lutz Lemke, der Leiter des Ordnungsamtes. Die Blitzer werden an 120 Tagen im Jahr angemietet. In Böblingen berichtet der Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer von zehn stationären Radarfallen, für die es allerdings nur vier Kameras gibt. 3304 Temposünder werden pro Jahr geblitzt. Und in Herrenberg hält man den Rekord mit zwölf stationären Messanlagen, dazu noch eine mobile dazu. Dementsprechend viele wurden auch geblitzt, nämlich 15 216, wie Hans-Peter Rapp vom Ordnungsamt berichtet. Rote Ampeln werden in der Gäustadt allerdings nicht kontrolliert.

Es kommt jedenfalls Bewegung in die Debatte. Ob und wann der Kreis feste Sonden aufstellt, wird wohl im Laufe des Jahres entschieden. „Frühestens für den Kreishaushalt 2016 könnte dann Geld dafür eingeplant werden“, meint der Pressesprecher Dusan Minic. Und eines stellt er auch klar: Der Kreis werde nicht flächendeckend mit Blitzern vollgestellt, nur Unfallschwerpunkte werden ausgewählt.