Mit breiter Mehrheit und etlichen Enthaltungen ist das Altkreiskennzeichen wieder möglich. Leonbergs OB Schuler erhielt das erste symbolische Leo-Nummernschild – und will gleich den ganzen städtischen Fuhrpark ummelden.

Das hätte sich der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler kaum träumen lassen: Mit 38 zu 21 Stimmen bei 12 Enthaltungen hat der Kreistag deutlicher als erwartet das LEO-Kennzeichen durchgewirkt. Die Debatte im Kreisparlament wurde kurz und humorvoll geführt. Wann das LEO-Schild beantragt werden kann, ist noch offen.

 

Leonberg - Der Leonberger OB dürfte hernach aber selten so freudestrahlend und reich beschenkt aus dem Landratsamt in Böblingen hinaus gegangen sein. Während der Leonberger Verwaltungschef sonst selten eine Gelegenheit auslässt, um an der Höhe der Kreisumlage Kritik zu üben, erhellte ein simple Blechtafel aus den Händen des Landrats Roland Bernhard seine Mienen. „LEO OB 1“ lautete das persönliche – und vorerst symbolische Wunschkennzeichen des Landrats für Leonbergs ersten Bürger, nachdem der Kreistag mit einer Mehrheit von 38 zu 21 Stimmen pro LEO votiert hatte. 12 Kreisräte hatten sich enthalten.

Dafür können nun alle Autobesitzer im Landkreis demnächst den LEO auf dem Nummernschild präsentieren – ein Potential von mehr als 300 000 Fahrzeugen. Dass ein paar Dutzend auf jeden Fall so schnell wie möglich, den LEO in die weite Autowelt hinaus tragen, dafür will der OB Schuler dann seinen Gemeinderat begeistern. „Ich fände es gut, wenn unser städtischer Fuhrpark komplett umgestellt würde“, kündigt Schuler an, wenngleich er sich für sein Dienstfahrzeug nicht unbedingt seine Dienstbezeichnung heraus suchen würde. „Bei aller Bescheidenheit stimme ich dem CDU-Fraktionschef Helmut Noe zu, dass Leo eines der schönsten Altkreis-Kennzeichen im Land ist“, sagte Schuler. „Es ist ein wunderbarer Werbeträger für unsere Stadt – und damit auch für den ganzen Landkreis.“

Ab wann kann man nun sein persönliches LEO-Kennzeichen ordern? Die Zulassungsstelle im Landratsamt weist darauf hin, dass es dazu noch ein „OK von Oben“ benötige – sprich, aus der Ministeriumshierarchie. Tatsächlich wird das baden-württembergische Verkehrsministerium die Antworten aus den Kreistagen via Regierungspräsidien einsammeln und will es dann „gebündelt bewerten“, wie eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage bestätigt. Dann würde die zuständige Fachabteilung die baden-württembergischen Kennzeichenwünsche ans Bonner Verkehrsministerium übersenden, die wiederum das endgültige Okay gibt – abermals nach Stuttgart, von wo aus dann die Genehmigung für die neuen, alten Wunschkennzeichen wieder in die Landkreise versendet wird. Auch Fachleute sind sich nicht ganz einig, wie schnell das nun gehen kann. „Sehr schnell, wenn es sich nur um Formsachen handelt“, meinen manche Insider. Das größere Geschäft mit dem neuen Angebot hat in jedem Fall die Kreisverwaltung. Sie muss einerseits eine neue Software bereitstellen, damit die Bürger ihre Wunschkennzeichen online und in den Zulassungsstellen abrufen können. Zuvor muss aber abgeglichen werden, welche alten LEO-Kennzeichen noch aktiv sind. Im alten Leonberger Vorderamt – sprich Gerlingen, Ditzingen und Hemmmingen sowie im einstigen Hinteramt, den Heckengäu-Gemeinden des Enzkreises rollt noch so mancher Oldtimer und landwirtschaftliche Anhänger mit dem LEO durch den Lauf der Zeit. Ob angesichts dieses Aufwands LEO noch im Dezember kommt, „ist nicht unmöglich“, wie sich im Ministeriumsumfeld ein Insider vorsichtig ausdrückt – sicher sei es nicht.

Wahlkampf in letzter Sekunde hatte Schuler betrieben, und am Freitag noch einen Brief an Landrat Roland Bernhard aufgesetzt. „Ermöglichen Sie auch bei uns ein Stück Freiheit“, schrieb er an den Kreischef, und kam extra zur Sitzung angereist.

Die Fraktionen im Kreistag haben sich nach der heftigen Debatte mit Stimmengleichheit im Verwaltungsausschuss am Ende diszipliniert, wollen erkennbar kein Öl ins Feuer schütten. Das galt vor allem für FWV-Fraktionschef Wilfried Dölker: „Ein großer Teil meiner Fraktion sieht darin nicht gerade ein einendes Zeichen“, sagte er in seiner kurzen Rede, und nahm Rücksicht auf eine starke LEO-Minderheit bei den Freien Wählern.ë

Deutlicher wurde der CDU-Fraktionschef Helmut Noë aus Leonberg: „Für viele ist es eine Herzensangelegenheit, deren Erfüllung uns nichts kostet.“ der ganze Kreis werde profitieren, wenn das „schönste Kennzeichen Deutschlands“ wieder eingeführt werde. Der SPD-Fraktionschef Tobias Brenner wurde literarisch: „An uns wird es nicht leben, dass nach Wolf und Luchs auch Leo ausstirbt, zumal uns dir Fütterung nichts kostet.“