Vereinsheim und Schießbahnen sind durch Steinschlag gefährdet. Die Schützengilde Höfingen muss ihre Gebäude im Höfinger Täle umbauen.

Leonberg - Seit fünf Jahren ist Reinhold Stahl Vorsitzender der Schützengilde Höfingen. Und es scheint so, als läge ein Fluch auf seiner Amtszeit. „Ihnen ist seit ihrem Amtsantritt auch nichts erspart geblieben“, zeigte sogar Leonbergs langjähriger Oberbürgermeister Bernhard Schuler Mitleid. Begonnen hatte Stahls Dilemma mit einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten von Februar 2014, in dem festgestellt wurde, dass das Schützenhaus im Höfinger Täle durch Steinschlag gefährdet sei, da es unter einer porösen Felswand liegt. „Von tonnenschweren Gesteinsbrocken in labiler Lage war damals die Rede“, erinnert sich Reinhold Stahl noch gut.

 

Aus Sicherheitsgründen wurden die Schießsportanlage und das Vereinsheim im März 2014 gesperrt. Nach Ansicht von Experten musste die Felswand abgesichert werden. Da für Fangzäune oder Schutzplanken der Platz fehlte, blieben als Optionen nur übrig, die Felswand zu vernetzen, teilweise zu umgurten oder Felsnägel einzuschlagen. Die Kosten taxierten Fachleute auf rund 320 000 Euro.

Gespräche über Vereinsfusion ohne Ergebnis

Einig waren sich die Experten, dass es die beste Lösung sei, die Schießbahnen und das Vereinsheim auf den Teil des Vereinsgeländes zu verlegen, der nicht durch Steinschlag gefährdet ist und unterhalb der Felswand einen zehn Meter breiten Sperrgürtel zu lassen.

Reinhold Stahl und sein Team von der Höfinger Schützengilde loteten zunächst aus, ob es möglich ist, mit den Schützen in Warmbronn zu fusionieren oder an einem anderen Standort in Leonberg eine neue Anlage zu bauen. Die Fusion mit Warmbronn wurde schnell verworfen, da die dortige Anlage veraltet und die Entfernung von Höfingen nach Warmbronn mit zwölf Kilometern als zu weit erachtet wurde. „Das wollten wir vor allem unseren jugendlichen Schützen nicht zumuten“, erklärt Stahl. Auch die Suche nach einem Alternativstandort endete ohne Ergebnis.

Erste Schätzung belief sich auf 260 000 Euro

Daraufhin machten sich die Organisatoren der Schützengilde Ende 2014 an die Planungen für einen Umbau. Eine Grobschätzung ohne genaue Kenntnis von Kosten und Auflagen ergab eine Summe von rund 260 000 Euro. Als Monate später Brandschutzbestimmungen, Barrierefreiheit, Landschaftsschutz, Ersatzpflanzungen von Bäumen und ein begrünter Erdwall für die Sperrzone mit einkalkuliert wurden, errechnete ein Architekt eine Summe von mindestens 412 000 Euro. Die Stadt stellte einen Sonderzuschuss von 50 Prozent der Kosten in Aussicht.

Grünes Licht in zwei Gremien

Für diesen Betrag von 206 000 Euro haben der Höfinger Ortschaftsrat und der Sozialausschuss in der vergangenen Woche grünes Licht gegeben. Nunmehr muss noch der Gemeinderat seine Zustimmung geben. Weitere 133 000 Euro an Fördermitteln hat der Württembergische Landessportbund (WLSB) zugesagt. Aus eigenen Mitteln muss die Schützengilde Höfingen 35 000 Euro aufbringen, die restliche Summe soll durch Spenden und Eigenleistungen der  Vereinsmitglieder zusammenkommen.

Bogenschießen und Biathlon neu im Angebot

Durch die Neukonzeption muss die Schützengilde zwar auf zwei von 16 Luftgewehrständen und zwei von sieben Kleinkalibergewehrständen verzichten. Dafür entsteht neu eine Bogenschießbahn und ein Gelände für Sommerbiathlon. „Mit dieser neuen Anlage kann die Schützengilde Höfingen ein Aushängeschild in der Leonberger Sportlandschaft werden“, lobte der Leonberger Sportamtsleiter Rainer Weller. Der Verein sei ohne eigenes Verschulden in ein großes Dilemma geschlittert, habe aber nunmehr eine sehr gute Lösung gefunden.

Weller lobte insbesondere, dass es der Schützengilde gelungen sei, 80 Prozent ihrer Mitglieder zu halten, obwohl der Verein seit Jahren keine eigene Sportstätte mehr habe und seine Luftgewehrmannschaft vom Ligabetrieb abmelden musste. „Als die Wasserfreunde Leonberg wegen der Sanierung nicht mehr ins Hallenbad konnten, haben sie 60 Prozent ihrer Mitglieder verloren“, zog Weller einen Vergleich. Für den Amtsleiter ergibt sich mit der jetzigen Lösung sogar eine Win-Win-Situation: „Wir geben an die Schützengilde zwar einen Zuschuss von rund 200 000 Euro. Aber da uns die Sicherung der Felswand 320 000 Euro gekostet hätte, sparen wir noch 120 000 Euro ein“, erklärt er.

Umbau soll 2018 abgeschlossen werden

Auch Reinhold Stark sieht in dem neuen Schützenhaus viele Vorteile: „Unsere Stromrechnung wird geringer werden, da die neue elektronische Trefferanzeige weniger Energie brauchen wird als die alten Zugschlitten, die mit Starkstrom betrieben wurden“, sagt er. Zudem würde sich laut der vorliegenden Gutachten auch der Lärm in der neuen Anlage verringern. Stahl hofft, dass einige der Schützen, die den Verein verlassen haben, wieder zurückkommen, da er mit Andreas Wiest einen bundesligaerfahrenen Trainer für die nächste Saison gewinnen konnte. Für das neue Sommerbiathlon habe ein württembergischer Meister zugesagt, Anleitungen zu geben.

Mit dem Bau soll im Frühjahr begonnen und dieser aus haushaltstechnischen Gründen auch 2018 abgeschlossen werden. Auch da ist Reinhold Stahl zuversichtlich: „Gebaut ist viel schneller als geplant“, weiß er nun aus leidvoller Erfahrung.