Die christliche Kirche feiert Pfingsten. Es ist die Zeit, in der der Heilige Geist über die Menschen gekommen ist. Doch ein Brauchtum gibt es so gut wie nicht.

Leonberg -

 

Es ist das Fest, an dem es nichts gibt und nichts kommt. Kein Christkind oder Weihnachtmann kommt mit Geschenken, kein Osterhase versteckt Eier im Garten – es ist „nur“ Pfingsten, das Fest, an dem von den Gläubigen die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert wird.

„Drei heilige Zeiten hat das Jahr: Weihnachten, Ostern und Pfingsten, diese drei sind in ihrem Rang gleich“, sagt der Leonberger evangelische Dekan Wolfgang Vögele. Am besten werde das Besondere von Pfingsten in dem Buch „Ostergelächter und Pfingstochsen“ beschrieben: „Heut’ gibt es nichts und heut’ kommt nichts, an Pfingsten kommt grad’ der Heilige Geist.“ Pfingsten sei nichts zum Greifen, es ist etwas Geistiges. „Besser lässt sich unsere liebe Not mit dem Heiligen Geist kaum beschreiben: Er ist nichts Greifbares“, sagt Vögele.

Deshalb werden für den Heiligen Geist Symbole verwendet, zum Beispiel die Taube. In vielen Darstellungen der Pfingstgeschichte ist sie Zeichen für den Geist. Die Bibel erzählt, dass sich der Himmel auftat und „der Geist wie eine Taube herabkam“.

Die Taube als Symbol

Aber auch mit dem Symbol der Taube bleibe der Heilige Geist eine kaum greifbare Sache. „Es ist wie mit dem Wind: Dass der weht, sieht man nur daran, dass die Blätter der Bäume sich bewegen. Er ist nicht zu sehen, nur was er bewirkt“, sagt der Dekan. Genauso so sei es mit dem Heiligen Geist. „Man kann nur seine Wirkungen erkennen. Deshalb ist es wichtig, Geschichten zu erzählen, durch die der Geist Gottes weht“, meint Vögele. Anders als Gott, der Vater, von dem die Bibel auch als Mutter spricht und anders als Jesus Christus, der menschgewordene Sohn, wird der Geist nie als Person beschrieben. Er ist immer dynamisch.

Das hebräische Wort für Geist, „ruach“, bedeutet Wind, Atem und Lebenshauch. „Der Heilige Geist ist also Gott in Aktion, er schafft Gemeinschaft, er macht Mut und schenkt Kraft, er tröstet,er stiftet Sinn und Hoffnung“, sagt Vögele. Das Wort „Pfingsten“ kommt vom altgriechischen Worte „pentekoste“ und heißt „fünfzig“. Es verweist auf den zeitlichen Abstand zu Ostern. Pfingsten ist das Fest, das 50 Tage nach Ostern gefeiert wird. Es erinnert an ein Ereignis, von dem die Bibel in Kapitel zwei der Apostelgeschichte erzählt. Die Freunde Jesu saßen in Jerusalem beisammen. Jesus war nicht mehr bei ihnen, und sie wussten nicht, wie es weitergehen sollte.

Plötzlich geschah das Pfingstwunder. Die Anwesenden ergriff eine so feurige Begeisterung, dass manche sie sogar für betrunken hielten. Sie sprachen so mitreißend von Gottes großen Taten, dass viele Menschen sich taufen ließen und der Jesus-Bewegung beitraten. Deshalb gilt das Pfingstfest als „Geburtstag der Kirche“. Von da an breitete sich das Evangelium in alle Welt aus. „Der Geist von Pfingsten ist einer, der bis heute Menschen begeistert, in Bewegung bringt und sie fähig macht, sich einzusetzen für diese Welt; für die Bewahrung der Schöpfung, für Gerechtigkeit, für Frieden“, sagt der Dekan.

Pfingsten ist neben Weihnachten und Ostern das dritte Hochfest der Christen. Deshalb wird es auch nicht nur mit dem Sonntag, sondern mit einem zweiten Feiertag begangen: mit dem Pfingstmontag. Der Pfingstmontag ist in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Im Jahr 2005 forderten Wirtschaftsverbände seine Abschaffung. Sämtliche im Bundestag vertretene Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich ebenso wie die Kirchen und die Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus.

Es gibt kaum Brauchtum an Pfingsten

Während es an Weihnachten und Ostern ein breites Brauchtum gibt, hat sich rund um das Pfingstfest nur wenig Brauchtum entwickelt. In manchen Regionen werden am Pfingstfest die Kirchen mit Birkenzweigen geschmückt. Der mittelalterliche Brauch des „Heiligen Geist Schwingens“ ist fast ganz in Vergessenheit geraten. Dabei wurde nach der Lesung der Pfingstgeschichte eine hölzerne Taube durch eine Öffnung in der Kirchendecke herabgelassen und in Schwingungen versetzt.

Lediglich die Rede vom „Pfingstochsen“ hat sich im Sprachgebrauch noch erhalten. Diese Redewendung ist wohl von dem Ochsen abgeleitet, der an Pfingsten geschlachtet und zuvor geschmückt durchs Dorf geführt wurde. „Die negativ gebrauchte Bezeichnung Pfingstochse bezieht sich also auf einen, der zwar noch schön wirkt, aber nur, weil er noch nicht ahnt, dass er bereits verloren ist“, erläutert Wolfgang Vögele,