Die neue Allianz für Menschen mit Demenz will über die Krankheit aufklären und Hilfe vermitteln. Am Dienstag findet eine Auftaktveranstaltung im Haus der Begegnung statt.

Leonberg - Ein alter Mann geht zum Marktstand, nimmt sich einen Apfel und beißt herzhaft hinein. Dann geht er, ohne zu bezahlen. Eine Seniorin kommt ins Bürgeramt, um sich über einen Falschparker vor ihrem Haus zu beschweren. Dabei war sie in den beiden Tagen davor auch schon da – wegen dem gleichen Problem. Beide alten Menschen leiden an einer Demenz. Der Mann hat einfach vergessen, dass man auf dem Markt für Ware bezahlen muss. Die Frau erinnert sich nicht daran, dass sie an den Vortagen bereits da war.

 

Doch nicht immer ist das für ihre Mitmenschen sofort ersichtlich, dass sie an einer Demenz leiden. Sie fallen aus der Rolle, stoßen oft auf Unverständnis. Dabei leiden Schätzungen zufolge etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland an der Krankheit. Infolge des demografischen Wandels wird diese Zahl weiter steigen.

„Demenz ist ein Phänomen, dass sich mit der Zeit immer weiter ausbreiten wird. Darauf muss sich die Gesellschaft einstellen“, sagt Joachim Erhardt, der Pflegedirektor im Klinikverbund Südwest. Um sich dem Problem zu stellen, hat sich in Leonberg jetzt die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz gegründet. Mitglied in der Steuerungsgruppe sind neben der Stadt selbst bislang auch der Klinikverbund, der Pflegeverbund Strohgäu-Glems, das Samariterstift sowie der Stadtseniorenrat.

„Es ist uns ein Anliegen, dass sich die Bürger mit dem Thema befassen“, sagt der Oberbürgermeister Bernhard Schuler. In dem vorerst auf zwei Jahre angelegten Projekt, dass auf eine Initiative von Bundessozial- und -gesundheitsministerium zurückgeht, soll es vorrangig darum gehen, Informationen zu vermitteln und Netzwerke aufzubauen.

So gibt es etwa am kommenden Dienstag, 24. Februar, eine Auftaktveranstaltung im Haus der Begegnung (Eltinger Straße 23). Von 18.30 Uhr an wird das Projekt vorgestellt. Bei einem Podiumsgespräch wird diskutiert, wo Leonberg beim Umgang mit Menschen mit Demenz steht und was die Ziele des Projekts sind. Zudem informiert die Seniorenbeauftragte der Stadt, Gisela Raithelhuber über das Beratungsangebot.

„Das Ziel des Projekts ist eine Gemeinschaft, die sich um die Menschen kümmert“, erklärt Raithelhuber. Dazu müssten die Menschen einerseits über das Krankheitsbild aufgeklärt, es müsse um Verständnis geworben und Angehörige über Betreuungsangebote informiert werden. „Vor 20 Jahren war Demenz noch ein viel größeres Tabuthema. Aus der Zone sind wir schon herausgekommen, doch es muss noch mehr gemacht werden“, wirbt Schuler für die Allianz.

Die Menschen begegneten den an Demenz erkrankten in vielen Rollen: als Ehepartner, als Kinder, Enkel, als Nachbar oder als ehrenamtlicher Helfer. Erste Anzeichen sind oft kaum wahrnehmbar. Die Orientierung oder das Kurzzeitgedächtnis leiden. Später werden die Erinnerungslücken größer, andere Fähigkeiten wie etwa Sprechen sind weg. „Aber das Herz wird nicht dement“, sagt Irmgard Vogel, die Leiterin des Samariterstifts. „Die Gefühle und emotionalen Bedürfnisse bleiben.“ Deshalb müsse mit den Menschen freundlich und verständnisvoll umgegangen werden.