Der Verein Thamar berät Opfer sexueller Gewalt, aber auch Organisationen bei der Vorbeugung.

Leonberg - Ob Frauen, Mädchen oder Jungen – wer sexuelle Gewalt erfahren hat und Hilfe bei der Bewältigung sucht, der findet sie im Landkreis Böblingen bei der Beratungsstelle Thamar, die auch Sprechstunden in Leonberg anbietet. „Die Betroffenen können sich bei uns melden und unsere Beratungen kostenlos in Anspruch nehmen“, sagt die Leiterin Monika Becker nicht nur mit Blick auf die Betroffenen beim TSV Höfingen. Wie berichtet, ist ein Tischtennistrainer des Höfinger Sportvereins festgenommen worden, da Polizei uns Staatsanwaltschaft ihn des sexuellen Missbrauchs verdächtigen.

 

Das offensive Vorgehen des TSV Höfingen lobt die Sonderpädagogin. Dieser war mit einer Pressemitteilung selbst in die Öffentlichkeit gegangen, nachdem die Polizei lediglich von einem Missbrauch durch den Trainer eines Sportvereins berichtet hatte. „Es spielt sicher eine Rolle, dass in diesem Fall polizeilich ermittelt wird. Aber dieses Verhalten ist zu unterstützen“, sagt Becker.

Es gibt kein Richtig oder Falsch

Die Betroffenen brauchen sicher später professionelle Hilfe bei der Bewältigung. Beim alltäglichen Umgang mit ihnen im Freundes- oder Bekanntenkreis, im Verein oder der Schule gebe es kein Richtig oder Falsch. „Man muss da nach dem eigenen Eindruck gehen. Will derjenige reden? Oder gar nicht darauf angesprochen werden?“, sagt Monika Becker. „Im Grunde wollen die Kinder nur ganz normal behandelt werden.“ Zum jetzigen Zeitpunkt müsse aber darauf geachtet werden, den Kindern nichts zu suggerieren, immerhin laufe ein Ermittlungsverfahren. Und der Schutz der Betroffenen gehe immer vor.

Doch Thamar ist nicht nur für Opfer sexueller Gewalt da, sondern engagiert sich auch bei der Aktion „Kein Raum für Missbrauch“ im Kreis Böblingen. „Wir wollen dort alle Organisationen und Einrichtungen zusammenbringen“, erklärt Monika Becker. Bei Fachtagungen werde auf spezielle Themen aufmerksam gemacht. Außerdem hilft Thamar dabei, Schutzkonzepte zu entwickeln. Mitglied sind etwa die kirchlichen Verbände, die Jugendhilfeträger, aber auch die Dachverbände der Vereine, wie beispielsweise der Sportkreis.

Es muss Ansprechpartner geben

Ein solches Schutzkonzept wird mit jeder Organisation individuell erarbeitet. „Es muss Ansprechpartner innerhalb und außerhalb des Vereins geben und diese müssen auch öffentlich bekannt sein“, nennt die Leiterin der Beratungsstelle ein Beispiel. Wichtig sei, dass alle Beteiligten einbezogen sind. So könne man in der Einrichtung gemeinsam selbst Regeln aufstellen. Nicht immer handele es sich gleich um strafrechtlich relevante Handlungen.

Nicht nur die Kinder sollten präventiv lernen, was richtig und was falsch ist. Gerade auch die Erwachsenen sollten für das Thema sensibilisiert werden. „Man muss sich klar machen, dass diese Übergriffe zumeist durch nahe Bezugspersonen stattfinden. Viele Kinder erzählen nichts, weil sie sich schämen, weil sie manipuliert oder unter Druck gesetzt wurden“, sagt Becker.

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