Maximilian Jetter lebt durch das Austauschprogramm des Rotary-Jugenddienstes ein Jahr in den USA und findet dabei seinen beruflichen Weg.

Leonberg - Er ist ein aktiver junger Mann, der eigentlich genau wusste, was er werden wollte: Eishockeyspieler. „Ich übe den Sport schon seit meiner Kindheit aus“, sagt Maximilian Jetter. Der 19-jährige Leonberger ging in Stuttgart auf das Elite-Schickhardt-Sportgymnasium. Um Abitur und Training unter einen Hut zu bringen, spielt er seit dieser Saison in Stuttgart, wo er sogar Aussicht auf einen Vertrag für die vierte Liga hat. Doch seit Jetter ein Jahr in Kalifornien verbracht hat, hat der Gymnasiast noch ganz andere Talente an sich entdeckt: Vorträge halten, Menschen begeistern, repräsentieren, Projekte organisieren. Deswegen hat er jetzt ein neues Ziel: Er möchte zum Bundeskriminalamt und dort langfristig als Kontaktmann im Ausland arbeiten.

 

Ambitionierte Ziele für den Teenager. Doch der Aufenthalt in den USA hat Maximilian Jetter verändert und ihm neue Potenziale erschlossen. Möglich wurde das durch das Austauschprogramm des Rotary-Clubs Leonberg-Weil der Stadt, das explizit nicht für Kinder von Rotary-Mitgliedern gedacht ist. „Uns ist wichtig, dass die jungen Menschen Botschafter für Deutschland und für Rotary sind und im Gastland nicht einfach nur Urlaub machen“, sagt der frühere Weiler Gymnasialdirektor Hermann Faber, der für den Rotary-Club Leonberg/Weil der Stadt den „Rotary Youth Exchange“ organisiert. Bereits vier Schüler aus dem Altkreis Leonberg konnten auf diese Weise ins Ausland vermittelt worden, etwa nach Australien, Brasilien oder Peru. Im Gegenzug kommen auch Gastschüler nach Deutschland.

60 Kilometer von Los Angeles

Maximilian Jetter wollte nach Nordamerika. Nach einem Auswahlverfahren wurde Jetter nach Kalifornien geschickt, in die Stadt Simi Valley, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Los Angeles. „Ich habe ganz große Augen bekommen, als ich am Flughafen von LA von meiner Gastfamilie abgeholt wurde“, erzählt Jetter. Der Airport: groß. Der Highway: groß. Die Wüste drumherum: sehr groß. Alles eine Nummer größer als in Europa.

Die beiden Gastfamilien haben Maximilian Jetter mit offenen Armen aufgenommen, er ging während des Jahres auf eine High School mit Schwerpunkt Sport – und konnte so in einem Schwesterteam der Profimannschaft LA Kings spielen.

Jetter hat seine Aufgabe als Botschafter ziemlich ernst genommen. „Ich habe an Schulen, bei Unternehmen und bei anderen Rotary-Clubs Präsentationen zum Leben und zum politischen System Deutschlands gehalten“, erzählt er. Was in Zeiten der Flüchtlingskrise und des Aufstiegs der AfD einerseits und des Wahlsiegs von Donald Trump in den USA andererseits ziemlich spannende Debatten ausgelöst hat. Und so wurde der junge Mann zu einem gefragten Referenten, reiste durch ganz Kalifornien bis nach San Francisco oder San Diego. Darüber hinaus engagierte er sich für soziale Rotary-Projekte: „Wir haben ein Festival mit 16 Bands organisiert, bei dem 2000 Dollar Spenden für ein Kinderhaus in Mexiko zusammen kamen.“

Hohes Frustpotenzial im Mittleren Westen

Zudem unternahm er mit anderen Austauschschülern eine Reise durch die gesamte USA – und bekam so viel mit vom politischen Klima im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen. „Ich habe damals die Prognose abgegeben, dass Trump gewählt wird“, sagt Jetter heute. Warum? Jetter ist durch die verlassenen Gegenden des Mittleren Westen und an der Ostküste gereist und hat das Frustpotenzial dieser Wähler hautnah miterlebt: „Das kann man sich hier gar nicht vorstellen.“

Vor allem aber ist der Leonberger durch all diese Aktivitäten in die amerikanische Kultur eingetaucht. „Ich habe bemerkt, dass ich gerne vor vielen Leuten rede, es waren manchmal bis zu 2000“, sagt Jetter.

Wieder zurück in Deutschland war klar: Eishockey ist hervorragend, um den Kopf frei zu bekommen, aber beruflich will Maximilian international mit Menschen zusammenarbeiten. Vielleicht hat die Prägung durch das Elternhaus die Berufswahl zum Bundeskriminalamt beeinflusst – der Vater ist Kriminalhauptkommissar in Stuttgart. Nun strebt der Sohn eine Laufbahn beim BKA an und will für die Behörde gerne auch irgendwann im Ausland arbeiten. Große Ziele – doch angesichts der Zielstrebigkeit und Energie des jungen Mannes scheint das keineswegs unrealistisch.

Großes Engagement

Nebenher engagiert er sich noch in der Kinderuni Weil der Stadt und hilft auf Landesebene im Auftrag des Kultusministeriums anderen Schülern, sich auf einen Auslandsaustausch vorzubereiten. „Er ist sozusagen ein idealer Botschafter für unser Austauschprogramm“, sagen der Leonberger Rotary-Präsident Harald Grübel und sein Vorgänger Andreas Wierse. Der Youth Exchange sei eine Erfolgsgeschichte, die fortgesetzt werde. Als Gastgeber trägt der Rotary Club übrigens nicht nur die Verantwortung für den Schulbesuch und die Integration, sondern er unterstützt ihn auch finanziell mit einem Taschengeld und ermöglicht überregionale Veranstaltungen – einschließlich einer Europatour. Derzeit besteht noch die Gelegenheit, sich für den Rotary Youth Exchange zu bewerben. Wer interessiert ist, kann sich noch bis zum Sommer direkt an den Rotary-Club Leonberg-Weil der Stadt wenden.